1916 Enrico Caruso – O sole mio


Enrico Caruso – O sole mio

Genauso wie Charley Patton und Robert Johnson ihr Mississippi-Delta zu einem universellen Ort machten, hat Enrico Caruso Neapel einen Status verschafft, den die reicheren und berühmteren italienischen Städte Rom und Florenz niemals erreichen können. Der Tenorsänger hatte eine wunderschöne Stimme und wurde zu einem der ersten Superstars der Unterhaltungsbranche.
Caruso ist die große Ikone der Canzone napoletana (neapolitanisches Lied), und „O sole mio“ bleibt die Hymne der Stadt – eine epische Ballade, die mühelos Volkslied und Oper miteinander verbindet. Die Meister der Canzone napoletana können als Vorläufer der Sinatra/Martin-Achse betrachtet werden; tatsächlich war Caruso das ursprüngliche Vorbild für alle männlichen Balladensänger. Seine Version von „O sole mio“ baut auf und brütet mit großem neapolitanischem Charakter. Obwohl Caruso einer der größten Tenöre der Oper ist, kennen ihn die meisten Zuhörer durch diese Hymne seiner Heimatstadt.
„O sole mio“ heißt übersetzt „meine Sonne“, und das Lied beginnt mit der Feier eines sonnigen Tages, bevor es sich zu einem großen Liebeslied entwickelt. Es war schon populär, bevor Caruso es aufnahm (das Lied wurde 1898 geschrieben), aber Carusos Aufnahme machte das Lied international bekannt. Seine Interpretation des Liedes an der New Yorker Metropolitan Opera kam so gut an, dass das Publikum verlangte, dass er es immer wieder singt. Sowohl im Konzert als auch auf Schallplatte trug Caruso dazu bei, „O lose mio“ zu einem Standard zu machen – und verwandelte es tatsächlich in eine alternative italienische Nationalhymne.


1925 Bessie Smith – St. Louis Blues

Bessie Smith in St. Louis Blues Part 1

Bessie Smith St. Louis Blues Part 2

Der „St. Louis Blues“ war und ist ein Phänomen – ein vollständig komponierter Blues-Song (und kein traditioneller, von Hand geschriebener), der ein Riesenhit wurde. William Christopher Handy 1873 – 1958 schrieb den Song 1913, in einer Zeit, als man die Popularität von Songs noch nicht mittels Hitparaden erfassen konnte.

Ein Teil seines Erfolgs ist jedoch auf die Einnahmen zurückzuführen, die er durch den Verkauf von Notenblättern erzielte. Mehr als vierzig Jahre lang brachte das Lied jährlich rund 25.000 Dollar ein, was Handy nach heutigen Maßstäben zu einem Multimillionär machte.
Der Song wurde von vielen Blues- und Jazzmusikern aufgenommen, aber es gibt keine schönere Version als die von Bessie Smith. Begleitet nur von Fred Longshaw am Harmonium und einem meisterhaften Louis Armstrong am Kornett, erzählt Smith traurig die Geschichte, wie ihre Liebe mit einer schicken Frau aus St. Louis durchgebrannt ist. Handy sagte, er sei zu dem Lied inspiriert worden, nachdem er in St. Louis eine Frau getroffen hatte, die sich über die Abwesenheit ihres Mannes beklagte. „Ma man’s got a heart like a rock cast in da sea“, bemerkte sie – eine Zeile, die Handy in das Lied schrieb.
Handys Geschick zeigt sich darin, dass er die traditionelle zwölftaktige Bluesstruktur abändert, indem er nach der zweiten Strophe eine sechzehntaktige Brücke im Habanera-Rhythmus einfügt – ein unregelmäßig akzentuierter Takt, der als Spanish Tinge bekannt ist. Es kontrastiert den einfachen Bluesrefrain und verwandelt das Lied in eines der innigsten Klagelieder des Jahrhunderts.

Zu Handys wegbegleitern gehören Frank Sinatra 1915 – 1998, Johnny Cash 1932 – 2003, Dean Martin 1917 – 1995. Handy wird 84 alt und stirbt 1958 in den Anfangsjahren der Wirtschaftswunderzeit.


Bessi Smith, Elizabeth, 1894 in Tennessee geboren gilt als die Kaiserin des Blues. Ihr leben markiert die Anfänge des schwermütigen und melancholischen Blues, gezeichnet von Alkohol und Affären mit Partnerinnen und Partnern, was zur damaligen Zeit undenkbar war. Seit 1921 hatte sie ihre eigene Band und die ersten Plattenaufnahmen mit Louis Armstrong, Coleman Hawkins und Fletcher Henderson, zu denen auch St. Louis Blues gehörte. Sie sang den Song nicht nur sondern spielte auch im Film St. Louis Blues 1929 mit. Bereits als Teenager sang sie in Zelt und Ministrel-Shows, in Cabarets und Clubs, wie es damals üblich war. Sie starb 1937 an den Folgen eines Autounfalls.



1928 Joe & Cleoma Falcon Allons a Lafayette

Joe e Cléoma Falcon, Allons à Lafayette (1928)

Am 27. April 1928 sind Joe Falcon und seine Frau Cléoma Breaux als Einwanderer in New Orleans bei den Menschen engültig angekommen, als sie den raffinierten Zwei-Schritt-Cajun-Tanz „Allons á Lafayette (Let’s go Lafayette)“ aufführten. Dies war die erste Aufnahme von Cajun-Musik überhaupt. Die Nachfrage nach der speziellen „Sumpfmusik“ aus Louisiana stieg rasant, ihr Erfolg überraschte die noch junge amerikanische Musikindustrie.

Die Cajuns, ursprünglich seit ca. 1750 aus Frankreich kommend, über den Siebenjährigen Krieg gespalten und weit verteilt, landete ein Teil der Siedler im Gebiet von Louisiana. Nach Louisiana kamen noch Flüchtlinge aus der ehemaligen französischen Karibikkolonie Saint-Domingue, dem späteren Haiti, die während des Sklavenaufstands seit 1791 hinzu.
Die besondere Sprache und Kultur der Cajun, dazu ihre Ansiedlung in den Bayous, Sumpfgebieten von Louisiana hielten sie weitgehend vom amerikanischen Mainstream fern. Ihre dynamische Musik – eine Mischung aus traditionellen Fiddle-Melodien aus dem 17. Jahrhundert und Einflüssen der deutschen und afrikanischen Siedler, mit denen sie sich aufgrund ihrer Lage vermischen mussten – schuf eine einzigartige amerikanische Mischung. Die Cajun-Musik hat sowohl die Country-Musik als auch den Rock ‚n‘ Roll beeinflusst und eine dunkelhäutige französische Musik namens Zydeco hervorgebracht.
Zydeco, eine Musikform, gesprochen Saideko entstand ursprünglich aus der Vermischung von Musikstilen französischer und deutscher Übersiedler durch deren lautstarkem Akkordeon. Das in den Bars auffallende Pianoakkordeon und das Frottoir (Waschbrett) der dunkelhäutigen französischen Einwanderer mit ihren afro-karibiscben Beats und ihrer kreolische Musik formten sich zu tanzbaren Rhythmen und ergaben gemeinsam mit der Cajun-Musik, der weißhäutigen Bevölkerung die in Gospel und Blues mit Knopfakkordeon, Geige und Triangel die andere Seite des Einflusses geltend machten.
Etwa zur gleichen Zeit entwickelten sich Wandlose Dancehalls in denen Generationenübergreifend das Cajundancing entstand. In der Hitze Louisianas, den Dancehalls und einer Kultur von Menschen die Essen, das Leben und ausgelassene Musik liebten, tanzten und musizierten die beiden Einflüsse in multikultureller Umgebung mehrere Stunden ununterbrochen. Es entstand die schwarze und weiße Musikmischung, die schwarze Zydeco- und die weiße Cajun-Musik. Zydeco ist abgeleitet aus einer kreolischen Redewendung, „Les haricots ne sont pas salés“ was die Bedeutung hat, „die Zeiten sind hart“
Zydeco bot Menschen des ländlichen Raumes, die auch wirtschaftlich ausgegrenzt waren eine Möglichkeit sich auszudrücken und den Härten des Lebens zu entfliehen.
Amédé Ardoin, ein kreolischer Akkordeonist machte 1929 mit La Valse Ah Abe-Musik die ersten Aufnahmen und erschuf damit ein eigenes Genre.

Amede Ardoin-La Valse Ah Abe


Joe und Cléoma formten ihren Sound beim Spielen lokaler Tänze. Joe spielte das Akkordeon, während Cléoma die markante, perkussive Gitarre spielte. Beide wechselten sich beim Gesang ab. Diese Aufnahme mit ihren anregenden Texten und dem swingenden Groove machte die beiden unter ihren Cajuns-Kollegen sehr berühmt.