Übersetzungskulturen der Frühen Neuzeit: So lautet der Name des DFG-Schwerpunktprogramms 2130 mit Hauptsitz an der Uni Würzburg. In einer Online-Ausstellung sowie einem Essayband stellen die Forschenden ihre Arbeit vor.
Würzburg/Germany, 28. März 2023. Übersetzungen haben die Macht, unbekanntes Wissen ans Licht zu bringen, aber auch bestimmte Inhalte zu verschweigen und zu verheimlichen, anders zu akzentuieren oder zu konterkarieren.“ Das schreibt Annkathrin Koppers in ihrem Beitrag zum Essayband „Übersetzen ist Macht“. Das Übersetzen in der Frühen Neuzeit ist Forschungsgegenstand des Schwerpunktprogramms (SPP) 2130, welches seinen Hauptsitz an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) hat. Annkathrin Koppers koordiniert das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt.
Im spezifischen Hinweis meiner Spezialisierung in der Soziologie steht die Behauptung durch Heide-Göttner Abendroth, Matriarchatsforscherin im Raum, das geschichtlich vieles gefälscht wurde wenn es um die Leistungen des weiblichen Geschlechts ging. Sie nennt nicht nur einige bedeutende Beispiele, sondern liefert auch Gegenleistungen.
Sie beschreibt das viele Entdeckungen, selbst die welche Im Zweifel waren eher für Männer und auch von Männer ausgelegt und dargestellt wurden. Aus meiner Perspektive weisen solche Verleumdungen und Zurückweisungen auf einen Minderwertigen Charakter hin. Und da diese Minderwertigkeit aus den Reihen des männlichen Geschlechts kommt, ist es durchaus schlüssig, zu behaupten, das man dies der Entwicklung des Patriarchats zuordnen kann. Das Patriarchat hat eine gut 4000-6000 Jährige Entwicklungsgeschichte hinter sich, während das weibliche Gehirn seit rund 3 Millionen Jahren Entwicklungsgeschichte hinter sich hat. Als dann das Patriarchat entstehen sollte musste Raum für dessen Entwicklung stattfinden. In diese Zeit fallen daher auch die auftretenden Ereignisse die Bedeutsamkeit für die Entwicklung haben sollte wie wir das heute haben. Das hier Machtmissbrauch angewendet wurde um die Leistungen der Frauen zurückzudrängen oder zu weisen, das dürfte also in der Natur der Sache gelegen habe. Daher weist auch hier vieles darauf hin das ein Ende der Entwicklungsphase des Patriarchats das Aufheben der Minderwertigkeit mit sich bringt und in einem Selbstbewusstsein mündet. Was wiederum dafür sorgt, das die Ordnung in der Welt auf dieses Mass wieder hergestellt wird. Ohne zyklische Lebensart das durch das weibliche Geschlecht produziert wird, kann Leben sich generell nicht entfalten.
Ein Blick auf Methoden, Praktiken und Kulturen des Übersetzens ist gerade in der Frühen Neuzeit so interessant, weil hier – bedingt etwa durch Buchdruck oder Kolonialismus – Übersetzen in einer völlig neuen Dimension stattfindet.
Der Essay als auflockerndes Medium
„Wir wollen unsere Forschungsergebnisse einem möglichst breiten Publikum näherbringen“, erklärt Professorin Regina Toepfer die Intention von Sammelband und Ausstellung. Sie ist die Sprecherin des SPP 2130 „Übersetzungskulturen der Frühen Neuzeit“ und leitet an der JMU den Lehrstuhl für deutsche Philologie, Ältere Abteilung. Dabei sei man schließlich auf den Essay als Medium gestoßen. Mit ihrer persönlicheren, leichteren, sich dem Thema spielerisch nähernden Art seien die Beiträge der Versuch, „klassische wissenschaftliche Schreibstrukturen ein Stück weit zu verlassen und die eigene Position sichtbar zu machen“, ergänzt Annkathrin Koppers. Der Band enthält Beiträge von zehn am SPP beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.
Unterstützung bei der eher ungewohnten Arbeit erhielten sie von Ulrike Draesner. Die Autorin half dabei „eine Sprache zu finden, die außerhalb der eigenen Disziplin verstanden wird“, schreibt Toepfer im dialogisch gestalteten Vorwort.
Ein Thema, das in den Essays behandelt wird, sind die Übersetzenden selbst: „Die Vermittelnden Personen rücken bei Übersetzungen häufig in den Hintergrund, obwohl sie durchaus die Macht haben, den Inhalt zu beeinflussen“, erzählt Regina Toepfer.
Ausstellung als Herausforderung
Annkathrin Koppers fungiert auch als Kuratorin der Ausstellung „Übersetzen ist Macht: Geheimnisse, Geschenke, Geschichten in der Frühen Neuzeit“, die die Mitglieder des Forschungsverbunds gemeinsam erstellten.
Durch die Corona-Pandemie wurde früh klar, dass diese nicht wie ursprünglich geplant in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel würde stattfinden können. Es galt nun also, eine Ausstellung im Online-Format zu realisieren. Der Vorteil: Die Online-Ausstellung ist für alle Interessierten problemlos und bequem erreichbar.
Die Exponate zeigen, dass es beim Übersetzen nicht nur um Sprache und Text geht. Auch gesellschaftliche Strukturen oder Riten werden übersetzt. Ein Beispiel hierfür ist der Italiener Roberto Nobili. Der jesuitische Missionar war im 17. Jahrhundert in Südindien tätig. Dort brachte er sein Leben und die katholische Glaubenslehre der tamilischen Bevölkerung näher, übersetzte deren Symbole umgekehrt aber auch für ein römisch-katholisches Publikum. Als Resultat vereint ein Porträt Nobilis Merkmale beider Kulturen. Regina Toepfer erklärt: „Übersetzen verändert auch manchmal unseren Blick auf die Ausgangskultur. Es ist etwas Dialogisches, bei dem nicht selten etwas ganz Neues entsteht.“
Originalpublikation:
Ulrike Draesner, Annkathrin Koppers, Regina Toepfer, Jörg Wesche: Übersetzen ist Macht. Essays zur Frühen Neuzeit. (https://www.wehrhahn-verlag.de/public/index.php?ID_Section=2&ID_Product=1536)
Weitere Informationen:
(https://uebersetzenistmacht.de/) Link zur Ausstellung
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