Ärger im Skiverband – Ein Referenzsstück zeigt den Umbruch

Der Bericht von Tirol Heute macht das Problem des Ungleichgewichts im Team deutlich. Auf der einen Seite die bekannte Unzulänglichkeit in einer zunehmenden Wissensgesellschaft, auf der anderen Seite das Macht auf ein Thema fixiert wird, bei Führung ist das häufig die Macht selbst und damit auch ein Schwerpunktproblem der Kommunikation und Konfliktbewältigung.

Trainerdiskussion im ÖSV, Tirol Heute vom 14.04.25

Irgendwann einmal im Leben, vor langer Zeit war da ein Erlebnis. Durch dieses Erlebnis hast du dir dann gesagt, „das soll so nie wieder passieren“, oder aber „das soll immer so bleiben“. Solche Glaubenssätze, Dogmen, Manifestationen sind in der Regel der Ursprung der späteren Machtkonzentration auf das Thema meiner Wahl, dessen Umfang ich zu diesem Zeitpunkt nicht annähernd einschätzen kann.
Der aktuelle Fall des Österreichischen Skiverbandes lässt auf ein Phänomen vermuten wie man es gegenwärtig deshalb so deutlich zu sehen meint, weil es zur bisherigen Form von Führung gehörte und eine neue Form am Anmarsch ist. Im Verband mehren sich die Stimmen um evtl. Machtmissbrauch durch den Coach. Für manche ein Problem der Kommunikation, für andere Amtsmissbräuche, wieder andere sehen dahinter ein Thema der metoo-Bewegung.

Was auch immer es genau ist. Ein tieferer Blick in die Strukturen würde mit hoher Wahrscheinlichkeit darauf schließen lassen das die Macht sich auf ein Thema des Coaches konzentriert hat.
Eine Festlegung, ein Glaubenssatz führt in der Regel dazu, das sich im Verlauf des Lebens die Konzentration auf diesen Glaubenssatz zuspitzt. Hinter dem Glaubenssatz steht das Motiv und das erarbeitet sich das Leben hindurch bis zum Ziel. Und von da an ist die gelebte Praxis. Auflösen kann man das in der Regel nur schwer, denn man muss die Stelle im Leben nach oft Jahrzehnten wiederfinden, bei denen es zu solchen Glaubenssätzen kam, wie sie entstanden sind. Nur der Weg dorthin zurück kann den Glaubenssatz wieder auflösen.

Der Konzentration auf das Thema steht in einer eher moderneren Form der Führung eine Ausgewogenheit gegenüber. Teams und Gruppen mit Zielen des Leistungssports oder auch helfende wie bei der Bergrettung oder im Krankenhaus bei OP oder Pflege sind aufgrund ihrer Präsenz meist von vornherein gut geeignet um Teamarbeit abzuschauen. Sie machen es oft zwangsläufig richtig, weil der Sinn ihrer Arbeit schon höher ist als oft das Ego werden kann. Andere müssen Teams Kultivieren. Trotzdem gibt es überall diese Menschen die in ihrer Rolle minderwertig sind und sich daher versuchen den Teammitgliedern gegenüber aufzubäumen.

In dieser beispielhaften Diskussion des Videos gilt für mich als Außenstehender ganz offensichtlich Führung durch Unterdrückung. Stefanie Vernier, die in diesem Jahr Weltmeisterin wurde, beschreibt den Fall deutlich. Der Coach bäumt sich bewusst vor dir auf und nutzt auf diese Weise Körpersprache als auch den verbalen, den Aussagen nach, lautstarken Ausdruck zur Einschüchterung. Wenn das Aufbäumen der Tatsache entspricht, dann fehlt es bereits an Macht, was darauf schließen lässt das der Coach unter dem Erfolgsdruck der Teilnehmer leidet, er selbst im sportlichen Leben aus eigener Sicht unzulänglich war, unabhängig davon wie es wirklich war.
Die Betroffenen erkennen das in der Regel nicht mehr, weil sie es verinnerlicht haben, vor allem aber, dies wird seit Jahrzehnten praktiziert.
Ein Problem, gerade im Leistungssport ist aber, wenn der Coach sich durch sein Verhalten in den Mittelpunkt bringt, und damit die Aufmerksamkeit, und damit die Macht auf sich zieht, dann sind die Sportler nicht in ihrer Konzentration und bei sich selbst, sondern beim Trainer. Ob im Wettkampf oder im Training, störende Gedanken beeinträchtigen massiv die Leistung. Überall dort wo Führung sich aufbäumt und in die Mitte der Dinge stellt, dort sind die Teammitglieder nicht in ihrer Sache, wo sie sein sollten, sondern bei demjenigen der die Macht und Aufmerksamkeit auf sich zieht, der das Geltungsbedürfnis in Anspruch nimmt, der sich hervorhebt.
Byung Chul Han hat hierzu einmal klug bemerkt, die größte Macht ist die unsichtbare Macht. Denn, wenn du sie nicht kennst, kannst du dich kaum dagegen zur Wehr setzen. Du müsstest schon sehr bei dir selbst sein um zu erkennen, das etwas bei dir selbst nicht stimmt. Sportler sind aber hoch konzentrierte Menschen und daher in jedem Fall anfällig gegen diese Form des Einflusses. Wenn du wandern gehst und die Kleidung sitzt, dann kannst du dich erholen. Zwickt und beisst der Schuh, dann sind deine Gedanken bei diesem Zwicken und beissen!

Ein Coach hat es hier nicht nur schwer, er benötigt in einer modernen Welt, in einer moderner werdenden Wissensgesellschaft die Fähigkeit Menschen zu führen die ggfl. Klüger sind, die ihn herausfordern. Den die Spezialisierung wird gerade in der aktuellen politischen Phase nicht einfacher. Vor einiger Zeit gab es hier Berichte, es waren Frauen was evtl. ein Zufall sein wird, die berichtet haben das sie sich auf die Herausforderung durch ihre KollegInnen freuen würden.
Mensch die meinen als Führung alles besser können zu müssen, gehören zu einer Generation, in der das möglicherweise erforderlich war. Junge Generationen machen es nach, weil man gewöhnlich von der vorausgehenden Abschaut. Professionalität bedeutet das ich professionelle Lösungen für neue, moderne Probleme habe. Heute geht der Trend, oder liegt der Schwerpunkt ganz offensichtlich in der erforderlichen Weisheit mit einer wachsenden und sich spezialisierenden Wissensgesellschaft umgehen zu müssen.

In der modernen Führung konzentriert sich die Macht des Coaches nicht mehr auf seine Manifestation, auf sein Ursprungsmotiv. Während seit einigen Jahren bereits von Verrohung in Führung gesprochen wird, entwickeln sich die heute reifen Führungsmethoden auf Autorität.
Autorität wird in der Regel dadurch erreicht, das jeder Bereich der zur Funktionalität des Teams, der Sache beiträgt professionalisiert ist. Das meint keine Maschinen mit KI, sondern Menschen, die entsprechendes Fachwissen haben und anwenden. Das aber ist das Maximum und wird in der Wissensgesellschaft vermutlich nur schwer umzusetzen sein. Denn mit der Verbreitung von Wissen glauben viele Menschen schon alles getan zu haben, was erforderlich scheint.

Was vielmehr erforderlich ist, ist die Vorgabe eines Sinns, einer Vision für das Team. In jedem Team gibt es mindestens einen Experten, eine Führungspersönlichkeit, Außenseiter, Mit- und Gegenspieler. In größeren Systemen gibt es diese Mehrfach. Die Positionen müssen nach neueren und moderneren Methoden zu identifizieren sein. Mit zunehmender Spezialisierung wird mehr Kompetenz und Kenntnis erforderlich. Das Interview mit den beiden Arbeitswissenschaftler vom Fraunhofer-Institut zeigt hier durchaus noch mehr.

Lähmende Fremdbestimmung oder individuelle Sinnhaftigkeit
(http://de.gate-communications.com/fuehrung-leadership/laehmende-fremdbestimmung-oder-individuelle-sinnhaftigkeit/)


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