Bewegung wirkt der Depression entgegen! Das belegt aktuell eine Studie der Universitätsklinik für Psychatrie der Ruhr-Universität zu Bochum. Demnach mindert körperliche Aktivität nicht nur die depressiven Symptome. Sie steigert auch die Veränderungsbereitschaft des Gehirns. Veränderungsbereitschaft ist die Voraussetzung für Anpassungs- und Lernprozesse. Die Studie ist in der Zeitschrift Frontiers in Psychiatry erschienen.
Bochum, 04.August 2021. Menschen mit Depressionen ziehen sich häufig zurück und sind körperlich inaktiv. Um die Wirkung von Bewegung zu untersuchen, wurden zwei Gruppen gebildet, wobei eine Gruppe ein Kontrollprogramm ohne körperliche Bewegung absolvierte, eine zweite Gruppe mit Bewegung. Im Kern des durch Dr. Thomas Schack entwickelten Bewegungsprogramms stand eine erforderliche Zusammenarbeit der TeilnehmerInnen.
„So wurden gezielt auch Motivation und soziales Miteinander gefördert und Ängste vor Herausforderungen sowie negative Erfahrungen mit körperlicher Aktivität – Stichwort Schulsport – abgebaut“, erklärt Karin Rosenkranz.
Vor und nach dem Programm bestimmte das Studienteam jeweils die Schwere der depressiven Symptomatik wie Antriebs- und Interessenlosigkeit, Motivationsmangel und negative Gefühle. Darüber hinaus wurde die Veränderungsbereitschaft des Gehirns, die sogenannte Neuroplastizität, gemessen. Sie kann mit der transkraniellen Magnetstimulation von außen bestimmt werden. „Die Veränderungsbereitschaft ist wichtig für alle Lern- und Anpassungsprozesse des Gehirns“, erklärt Karin Rosenkranz.
„Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig vermeintlich einfache Dinge wie körperliche Aktivität in der Behandlung und Vorbeugung von Erkrankungen wie Depressionen sind“, erklärt Studienleiterin Privatdozentin Dr. Karin Rosenkranz.
Die Ergebnisse zeigen, dass bei Depressiven die Veränderungsbereitschaft des Gehirns im Vergleich zu Gesunden niedriger ist. Nach dem Programm mit körperlicher Aktivität stieg diese Veränderungsbereitschaft signifikant an und erreichte die Werte von Gesunden. Zeitgleich gingen in der Gruppe die Depressionssymptome zurück. „Je mehr die Veränderungsbereitschaft anstieg, desto deutlicher rückläufig waren die klinischen Symptome“, fasst Karin Rosenkranz zusammen.
Bei der Gruppe, die am Kontrollprogramm teilgenommen hatte, waren diese Veränderungen nicht so ausgeprägt. „Das zeigt, dass es einen Effekt von körperlicher Aktivität auf Symptome und Veränderungsbereitschaft des Gehirns gibt. Inwiefern die Veränderung der Symptome und der Veränderbarkeit des Gehirns kausal miteinander verknüpft sind, können wir aus diesen Daten nicht beantworten“, schränkt die Medizinerin ein. „Es ist bekannt, dass körperliche Aktivität dem Gehirn gut tut, da sie zum Beispiel die Neubildung von Verbindungen von Nervenzellen fördert. Dies könnte durchaus auch hier eine Rolle spielen.“
Förderung
Das Projekt wurde gefördert aus dem Forschungsfonds für den Aufbau transdisziplinärer, medizinrelevanter Forschungskooperationen in der Region OWL.
Text: Meike Drießen
Originalpublikation:
Wanja Brüchle, Caroline Schwarzer, Christina Berns, Sebastian Scho, Jessica Schneefeld, Dirk Koester, Thomas Schack, Udo Schneider, Karin Rosenkranz: Physical activity reduces clinical symptoms and restores neuroplasticity in major depression, in: Frontiers in Psychiatry, 2021, DOI: 10.3389/fpsyt.2021.660642
Bildquelle: Alex Green Pexels
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