Körperliche Nähe als wichtiger Grundbaustein zwischenmenschlicher Beziehungen


Am 21. Januar 2022 wird bereits zum 36. mal der Weltknuddeltag begangen. Ursprünglich wurde er von zwei Amerikanern ausgerufen und beginnt nun – neben einer Vielzahl weiterer Länder – seine Tradition in Deutschland zu entwickeln. Dabei wurde das Datum für den Weltknuddeltag nicht zufällig ausgewählt: Denn dieses Datum liegt zwischen dem Weihnachtsfest sowie dem Valentinstag. Beides Tage, die mit Liebe verbunden werden. Warum körperliche Nähe, also Knuddeln und Umarmen, ein wichtiger Baustein für unsere Gesellschaft ist, erklärt die Soziologin Dr. Romy Simon, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Mikrosoziologie (Institut für Soziologie).

Dresden/Germany, 21. Januar 2022. Berührungen sind für das körperliche und seelische Gleichgewicht von hoher Bedeutung. Durch diese kommt es zur Ausschüttung des Hormons Oxytocin, dem sogenannten Bindungshormon, welches für das körperliche Wohlbefinden sorgt und Vertrauen sowie Empathie zwischen den Menschen fördert. Aus soziologischer Perspektive liegt die Bedeutung der zwischenmenschlichen Berührungen darin, dass diese zwischen den Individuen Beziehungen stiften, festigen, aufrechterhalten, schwächen oder gar beenden können. So können Zuneigung, Freundschaft, Freude, Anerkennung, aber auch Angst und Trost signalisiert werden. Unterschieden werden kann zwischen dem Berühren, d.h. der haptischen Wahrnehmung, sowie dem Berührtwerden, also dem passiven Tasten. Zwischen den Individuen entsteht hierbei eine nonverbale Interaktion, in welcher sie wechselseitig aufeinander wirken. Unsere Gesellschaft entsteht somit auch durch den unmittelbaren Körperkontakt ihrer Mitglieder. Fehlen diese konkreten Berührungen, so kann sich dies auf die empfundene Lebenszufriedenheit auswirken. Dies zeigt sich insbesondere bei alleinlebenden Personen.

Je nach Kultur und Sozialisierung gibt es unterschiedliche Grenzen und Toleranzen für Berührungen. So gibt es Kulturbereiche, in denen auf Berührungen weitestgehend verzichtet wird, aber auch Kulturen, in denen diese wichtige Bestandteile des alltäglichen Lebens sind. Zudem lassen sich Variationen zwischen Alter, Geschlecht, Lebensstil und anderen sozial wichtigen Merkmalen festhalten.

Weiterhin ist unsere Gesellschaft durch die zunehmende Digitalisierung der verschiedenen Lebensbereiche geprägt – sei es im familiären, freundschaftlichen oder beruflichen Umfeld. Insbesondere die Messenger-Dienste sowie sozialen Kommunikationsplattformen erfreuen sich großer Beliebtheit. Interessanterweise lassen sich bei diesen Emoticons wiederfinden, die körperliche Nähe ausdrücken, wie der Handschlag, die Darstellung zwei sich küssender bzw. an den Händen haltender Personen. Dennoch sind die in persönlichen Interaktionen vorhandenen Körperlich- und auch Sinnlichkeiten nicht ersetzbar und bedingen der Notwendigkeit physischer Präsenz, mit welcher körperliche Berührungen erst ermöglicht werden. Und so bleibt zu hoffen, dass vielleicht der oder die Eine am Weltknuddeltag eine zusätzliche Möglichkeit findet, Nähe durch Umarmungen herzustellen.


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