Wie lässt sich gesellschaftlicher Wohlstand zukunftsfähig gestalten – jenseits von Wachstumszahlen, Konsumversprechen und vertrauten Routinen? Die Autorinnen des Buchs „Wohlstand in Zeiten des Übergangs. Eine Neuvermessung für eine nachhaltige Zukunft“ setzen sich mit dieser Frage auseinander – und schlagen einen Perspektivwechsel vor, der ökologische Verantwortung, soziale Gerechtigkeit und demokratische Teilhabe in den Mittelpunkt stellt. Sie eröffnen damit einen Dialog über mögliche Zukunftswege und laden dazu ein, gemeinsam nach tragfähigen Antworten zu suchen.
Wuppertal/Germany, 6. August 2025. – In der „Theorie des kommunikativen Handelns“ beschreibt der Philosoph Jürgen Habermass, wenn man die Vergangenheit betrachtet, dann sind ganze Epochen oder Entwicklungsstufen von Gesellschaften nach ihrem jeweiligen dominanten Ressourcenverbrauch charakterisiert. Steinzeit, Bronzezeit, Mittelalter oder etwa Atomzeitalter.
Ein unersättlicher Hunger – der, so ist es heute bekannt, in der Ursache einen Mangel aufweist und damit Gier verursacht – nach Mehrkonsum. Dieser Konsum übertrifft bei weitem die Effizienzgewinne die durch den technologischen Fortschritt erreicht werden könnten. Selbst dann wenn der Ressourcen- und Energieeinsatz pro Konsumgut stetig zurück gehen würde, der Ressorucenverbrauch würde weiter ansteigen und die Abfälle weiter zunehmen.
Die Ursache findet sich in dieser Mehrproduktion der Konsumgüter. Schließlich bestimmt der Konsum das wirtschaftliche Wachstum bzw. ist der Taktgeber.
Ein Grund weshalb auch die Wirtschaftstheorie von John Maynard Keynes, die gegen Ende der 1970er Jahre, beginnend in etwa um 1967 ihr Diskussionsende fand und mit dem Aufstieg der Aktienmärkte in den 1990er Jahren einen kapitalistischen Höhepunkt fand, in den vergangenen Jahren erneut aufflammte. Ein zentrales Thema seiner Theorie, die in der Regel einer Regierung als Orientierung vorgeschlagen werden, ist, das nur nach Bedarf produziert würde. Heute kann man gezielt und individuell produzieren was den Keynesianismus um die Jahre 2010 wieder ins Gespräch brachte, die sogenannten Post-Keynesianisten möchten diese Theorie an die Neuzeit anpassen. Dem steht offensichtlich ein Trampismus gegenüber der um die Vermeidung kapitalistischer Einschränkungen bemüht ist und keine Gefahr von Ressourcenverbrauch erkennen kann. Mutmasslich denkt dieser ausschließlich an seinen generativen Vorteil.
Angesichts multipler globaler Krisen, sozialer Spannungen und ausgereizter ökologischer Grenzen gerät das herkömmliche, wachstumsgetriebene Wohlstandsmodell zunehmend ins Wanken. Daher setzt sich das Buch „Wohlstand in Zeiten des Übergangs. Eine Neuvermessung für eine nachhaltige Zukunft“ mit einer der drängendsten Fragen unserer Zeit auseinander: Wie kann Wohlstand unter den Bedingungen ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Umbrüche zukunftsfähig gestaltet werden?
Mit ihrem Werk laden die Autorinnen Prof. Dr. Christa Liedtke, Professorin für Design und Nachhaltigkeit an der Bergischen Universität Wuppertal und Leiterin der Abteilung Nachhaltiges Produzieren und Konsumieren am Wuppertal Institut, und Dr. Jola Welfens, ehemalige Mitarbeiterin in der selben Abteilung, zum Perspektivwechsel ein: Sie skizzieren eine Welt, in der Wohlstand nicht länger als individueller Besitzstand verstanden wird, sondern als gesellschaftliches Versprechen – getragen von ökologischer Verantwortung, sozialer Gerechtigkeit, demokratischer Teilhabe und einer gemeinsamen kulturellen Orientierung.
Das zentrale Argument der Autorinnen: Die aktuelle Zeit des Übergangs, in der es um die Gestaltung verschiedenster Transformationsprozesse geht – wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und der Umgang mit einer zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierung, – ist nicht nur eine Herausforderung, sondern gleichzeitig auch eine historische Chance. Damit bietet das Buch Orientierung in einer Zeit des Wandels und eröffnet neue Möglichkeitsräume: „Wohlstand ist kein Selbstläufer, er entsteht im gesellschaftlichen Dialog und muss immer wieder neu verhandelt werden“, betonen Liedtke und Welfens.
Daher versteht sich das Buch als Kompass für eine Zeit, in der Zukunft gestaltbar ist. Dabei geht es nicht um Patentrezepte, sondern um Möglichkeitsräume: Die Neuvermessung für eine nachhaltige Zukunft sei ein Abenteuer, das alle einlädt, Perspektiven zu wechseln und zu erweitern, Zusammenhänge zu entdecken und gemeinsam an einer nachhaltigen Zukunft zu arbeiten, ergänzen die Autorinnen.
Buch „Wohlstand in Zeiten des Übergangs“ im oekom-Verlag
Das Werk richtet sich an EntscheidungsträgerInnen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, ebenso wie an Studierende, Lehrende, zivilgesellschaftliche AkteurInnen und interessierte BürgerInnen. Es schlägt eine Brücke zwischen wissenschaftlicher Tiefe und gesellschaftlicher Erzählung – fundiert, dialogisch und inspirierend.
Das Buch „Wohlstand in Zeiten des Übergangs“ von Christa Liedtke und Jola Welfens erscheint am 7. August im oekom-Verlag und im Buchhandel (600 Seiten, ISBN 978-3-98726-146-6). Es ist als Softcover für 38,00 Euro oder als eBook für 29,99 Euro erhältlich.
Originalpublikation:
https://www.oekom.de/buch/wohlstand-in-zeiten-des-uebergangs-9783987261466 | oekom: Wohlstand in Zeiten des Übergangs – Eine Neuvermessung für eine nachhaltige Zukunft
Bildquelle
Copyright: Wuppertal Institut, Das Buch ist dreigeteilt und geht ein auf die ökologischen, sozialen und ökonomischen Spannungen (Teil 1), den Wandel mit seinen Treibern, Dynamiken und Ambivalenzen (Teil 2) sowie auf die Gestaltung eines zukunftsfähigen Wohlstands (Teil 3).
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