Wie die digitale Welt die Realität erweitert und Chancen zur naturnahen Nachhaltigkeit nutzbar werden, das diskutierten VertreterInnen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verbänden. Eine Studie der Universität Bayreuth, in Zusammenarbeit mit Plattformanbietern und der Förderung durch die Albrecht von Dewitz Stiftung (AVD) haben die Studie nun beim Outdooranbieter Vaude aus Tettnang vorgestellt. Anschließend gab es eine Podiumsdiskussion.
Tettnang/Germany, 18.07.2025. – Kaum jemand geht heute noch ohne ein digitales Equipment nach draußen. Die Digitalisierung bietet in vielfältiger Art und Weise heute die Möglichkeit die Umwelt so intensiv wahrzunehmen wie nie zuvor. Seien es Apps die mir Teile der Artenvielfalt zeigen, Blumen, Vögel, Schmetterlinge. Letztlich kenne ich auch die Namen der Berge um mich herum, weil mir die App es anzeigt. Ich weiß und kann klarstellen, wo ich mich befinde. In gleicher weise besteht auch die Möglichkeit die Natur wo es jeweils gegeben ist so zu schützen wie man sie gerne vorfinden würde, sofern das nicht gegeben ist. In der Verantwortung stehen die Plattformbetreiber. Der Schutz der Natur ist für die Gestaltung von Apps noch einmal eine ganz eigene Möglichkeit die Sinne zu schärfen.
Das Forschungsprojekt Digital Ranger ist eine Übereinkunft zwischen Plattformbetreibern wie Outdooractive, Naturparke als auch Organisationen und der Universität Bayreuth. Die Albrecht von Dewitz Stiftung (AVD) fördert dieses Projekt. Prof. Steinbauer von der Universität präsentierte den Teilnehmenden beim Outdooranbieter Vaude aus Tettnang im Bodenseekreis die Ergebnisse und Lösungsansätze.
Für Jan Lorch, Geschäftsführer von Vaude und Stiftungsrat war das Potenzial der ökologischen Verantwortung auch für einen Outdooranbieter wie Vaude von Beginn an klar und deutlich. Für ihn besteht darin vor allem die Chance das die Nutzerschaft durch solche Plattformen die Chance bekommt selbst ihre eigene ökologische Verantwortung miteinbringen zu können. „Als die Projektanfrage vor vier Jahren bei der Albrecht von Dewitz Stiftung einging, war uns sofort klar, dass dieses Thema großes Potenzial hat, um ökologische Verantwortung bei NutzerInnen zu stärken“.
Über 90 Prozent nutzen digitale Plattformen zur Tourenplanung
Ob Wandern, Mountainbiken oder Skitour – über 90 Prozent nutzen digitale Medien zur Planung ihrer Outdoor-Aktivitäten, so ein zentrales Ergebnis der Studie. Dafür wurden über 3.000 Besuchende von Naturparks in ganz Deutschland befragt. Damit eröffnen digitale Plattformen eine große Chance für den Naturschutz: Schutzgebietsinfos und Hinweise auf Sperrungen lassen sich direkt und gezielt an über 90 Prozent der NutzerInnen vermitteln.
Dabei gibt es noch Defizite: Viele Informationen sind schwer auffindbar, auf Plattformen unzureichend eingebunden oder fehlen ganz. Dadurch werden zahlreiche illegale Touren veröffentlicht, die regelmäßig zu Verstößen gegen das Naturschutzrecht führen – nicht aus Absicht oder Ignoranz. Denn NutzerInnen vertrauen den Vorschlägen der Plattformen und erhalten keine klaren Hinweise auf bestehende Regelungen. Nur rund 40 Prozent der Nutzer*innen kennen laut Studie die Naturschutzbestimmungen. „Hier besteht Handlungsbedarf”, betont Manuel Steinbauer. „Unsere Befragungen zeigen: Die NutzerInnen wünschen sich klare Informationen. Plattformen sollten diesem Wunsch nachkommen, Schutzgebiete ins Routing integrieren und Regeln verständlich darstellen.”
Hindernisse bei der Digitalisierung
Die Digitalisierung bietet enormes Potenzial, um Naturschutzinfos situationsgerecht, aktuell und wirksam zu vermitteln. Doch dafür braucht es verlässliche Datengrundlagen, technische Weiterentwicklungen und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit – etwa zwischen Plattformen, Behörden und Verbänden. Um hier voranzukommen, wurde bereits 2020 der gemeinnützige Verein „Digitize the Planet“ gegründet, der Daten zu Schutzgebietsregeln, Gesetzen, und lokalen Vereinbarungen digitalisiert, standardisiert und frei verfügbar macht. Langfristig braucht es eine tragfähige, bundesweit koordinierte Infrastruktur, um diese Informationen systematisch und über föderale Grenzen hinweg bereitzustellen – idealerweise mit internationaler Anbindung. „Allianzen bieten hier eine große Chance, gerade wenn es um verschieden Interessen aus unterschiedlichen Bereichen geht”, so Antje von Dewitz.
Freiwilligkeit ist entscheidend
Wie lässt sich erreichen, dass die Regeln auch unterwegs eingehalten werden? Die Podiumsteilnehmer*innen waren sich einig: Freiwilligkeit ist der richtige Weg. „Wenn etwas verboten wird, entsteht oft Ablehnung (Vgl. Erst Ablehnung dann Akzeptanz, wie Menschen auf neue Regeln reagieren, 2025. http://de.gate-communications.com/erst-ablehnung-dann-akzeptanz-wie-menschen-auf-neue-regeln-reagieren/). Das erleben wir aktuell auch in unserer Gesellschaft, wenn es um Nachhaltigkeit und Klimaschutz geht“, so Antje von Dewitz. „Wichtig ist, die Sinnhaftigkeit zu vermitteln, die Community einzubinden und auf Freiwilligkeit zu setzen.“
Im Anschluss an die Präsentation diskutierten weiter:
Dr. Antje von Dewitz (VAUDE Geschäftsführerin, Stiftungsratsvorsitzende AVD Stiftung), Dr. Jan Lorch, Hartmut Wimmer (CEO Outdooractive), Steffen Reich (DAV), Prof. Dr. Manuel Steinbauer, und Moderator Prof. Manuel Sand (Outdoorsport und Adventuremanagement, Hochschule für angewandtes Management).

Die Albrecht von Dewitz Stiftung
Die gemeinnützige Albrecht von Dewitz Stiftung wurde 2017 gegründet und hat ihren Sitz in der Bodenseeregion. Die Stiftung setzt sich für Alpine Sicherheit und nachhaltigen Bergsport ein – mit Programmen, die Menschen dazu befähigen, sich möglichst sicher und ökologisch verträglich in den Bergen zu bewegen. Mehr über die Albrecht von Dewitz Stiftung
Mehr zum Projekt Digital Ranger: https://www.avd-stiftung.de/nachhaltiger-bergsport/gefoerderte-projekte-nachhaltiger-bergsport/digital-ranger
Der Referenz-Guide „Outdoosport, Naturschutz und digitale Plattformen” mit allen Projektinfos und –Ergebnissen steht zum Download bereit.
Weitere Infos
Erst Ablehnung dann Akzeptanz, wie Menschen auf neue Regeln reagieren, 2025. http://de.gate-communications.com/erst-ablehnung-dann-akzeptanz-wie-menschen-auf-neue-regeln-reagieren/
Bildquelle
Vaude Outdoor, Präsentation und Diskussion zur Studie Digital Ranger



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