Fachübergreifendes Forschungsteam der Universität Tübingen erweitert unser Verständnis von Ressourcen und beschreibt sie als kulturell konstruiert. Abschluss des Sonderforschungsbereichs „RessourcenKulturen“
Tübingen/Germany, 14. Juli 2025. – Aktuell ist die Rede von der Verknappung der Ressourcen. Ressourcen können erschlossen, verbraucht oder tatsächlich knapp werden oder sein. Bei Ressourcen denkt man in der Regel an materielle Dinge wie Erdölvorräte, seltene Erden andere Chemische Elemente aus den Erdkrusten. Auch Zeit, Lebenszeit oder Lebensqualität ist Ressource. Jede Entwickelter die Welt und ihre Gesellschaft wird, desto enger kommen wir an die Auflösung des Begriffs was Ressourcen bedeuten.
Klimatisch und Umweltbedingt drückt zeitliche Ressource gedanklich auf den Blick und das bewusstsein verbleibender, möglicher Ressourcen und unterstützt damit menschliche Sensibilisierung.
Was genau als Ressourcen bezeichnet wird daher durchaus schwer zu fassen. Sie unterliegen dem Wandel, verlieren ihren Status als unentbehrliches Gut, und neue greifbare oder abstrakte Dinge werden zur Ressource.
Im Sonderforschungsbereich „RessourcenKulturen“ der Universität Tübingen haben sich rund 60 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gut 12 Jahre lang in 20 Teilprojekten aus Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften mit dem Thema auseinandergesetzt. Professor Martin Bartelheim aus der Ur- und Frühgeschichte und Professor Thomas Scholten aus der Bodenkunde und Geomorphologie haben das Thema gemeinsam mit den Wissenschaftlern behandelt und damit auch eine Begriffserklärung gestaltet.
Teilprojekte des Sonderforschungsbereichs „RessourcenKulturen. Soziokulturelle Dynamiken im Umgang mit Ressourcen“ behandelten ein weites Themenspektrum aus der Archäologie, Ethnologie, Geografie, Geschichte, Altphilologie und Wirtschaftsgeschichte. Die Themen der verschiedenen Forschungsgruppen erstreckten sich über große Zeiträume und Distanzen: von der Raumerschließung durch Ressourcennutzung der Neandertaler bis zur prähistorischen Erzförderung auf der iberischen Halbinsel, der Vernichtung von Ressourcen durch die Wikinger bis zur Bedeutung materieller Ressourcen in religiösen Kontexten im modernen Indien.
Die Forscherinnen und Forscher untersuchten, wie etwas zu einer Ressource für gesellschaftliche Entwicklungen wird und welche sozialen Dynamiken der Bedarf und die Nutzung dieser Ressourcen auslöst. Sie gehen von der Beobachtung aus, dass Gesellschaften in unterschiedlichen Zeiten und Orten ganz eigene Vorstellungen davon entworfen haben, was für ihr Zusammenleben von besonderem Wert ist.
Verbindung zum Thema Nachhaltigkeit
„Ressourcen sind nicht naturgegeben, sondern Ausdruck kultureller Bewertungen“, sagt Martin Bartelheim. Außer Rohstoffen und Prestigegütern zählten zu Ressourcen auch Wissen oder religiöse Weltvorstellungen. „Ressourcen treten meist in Komplexen auf, also in Kombination mit verschiedenen anderen Mitteln, die für ihre Nutzung nötig sind“, setzt Bartelheim hinzu. „Für die Entstehung von Gesellschaften sind die Auswahl bestimmter Ressourcen und die Vorschriften zum Umgang mit ihnen bedeutsam.“ Die Forscherinnen und Forscher betrachteten die Prozesse, die durch den Umgang mit Ressourcen ausgelöst werden und von Migration, sozialer Mobilität und Wohlstand bis hin zu Kriegen, Eroberungen und Zerstörungen reichen. Ziel war es, Modelle zu entwickeln, die den Zusammenhang von kulturellen Vorstellungen und Werten, materiellen wie immateriellen Ressourcen und sozialen Entwicklungen über lange Zeiträume und große Distanzen sichtbar machen.
Entscheidend in der Zusammenarbeit im Sonderforschungsbereich sei gewesen, dass Grenzen zwischen den Fächern überwunden werden konnten, sagt Thomas Scholten: „Ressourcen im klassischen Sinne, wie Bodenschätze, sind Thema der Geowissenschaft. Die tut sich schwer mit dem menschlichen Faktor, der in den Geistes- und Sozialwissenschaften stärkere Berücksichtigung findet. Nur gemeinsam konnten wir zu einer umfassenden Neudefinition von Ressourcen kommen.“ Er weist außerdem darauf hin, dass Ressourcen eng mit dem Thema Nachhaltigkeit verbunden sind, wodurch sie neu betrachtet werden müssen. „Heute nehmen die Bemühungen stark zu, Ressourcen nicht als Verbrauchsgut zu betrachten, sondern in Kreisläufen zu denken.“
„Im Sonderforschungsbereich ‚RessourcenKulturen‘ haben die beteiligten Forscherinnen und Forscher über die maximale Laufzeit von zwölf Jahren eine bemerkenswerte Dynamik aufrechterhalten. Dies ist ein besonders gelungenes Beispiel der interdisziplinären Zusammenarbeit“, sagt Professorin Dr. Dr. h.c. (Dōshisha) Karla Pollmann, die Rektorin der Universität Tübingen.
Originalpublikation:
Zum Abschluss des Sonderforschungsbereichs haben die Sprecher und weitere Beteiligte ein Buch als fachübergreifendes Standardwerk zum Thema Ressourcen herausgegeben:
Herausgeber: Bartelheim, Martin; Hardenberg, Roland; Männlein, Irmgard; Riehl, Simone; Schade, Tobias; Scholten, Thomas: ResourceCultures – How Resources Affect Societies. Reichert Verlag, 2025. ISBN 9783752008685.
Weitere Informationen:
https://Der Sonderforschungsbereich 1070 „RessourcenKulturen. Soziokulturelle Dynamiken im Umgang mit Ressourcen“ läuft vom 1. Oktober 2013 bis 30. Juni 2025,
https://uni-tuebingen.de/de/39724
Bildquelle
Ai-generated Wasser beasternchen Pixabay



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