Über das Ende des Zweiten Weltkriegs in der Ukraine spricht Prof. Dr. Tanja Penter, Osteuropahistorikerin an der Universität Heidelberg. In ihrem Vortrag wird es um die „Aufarbeitung deutscher Besatzungsverbrechen, neue Säuberungen und nationalistischen Untergrundkampf“ gehen. Ihr Beitrag ist Teil der Ruperto Carola Ringvorlesung „1945: Epochenschwelle und Erfahrungsraum“, mit der die Universität Heidelberg an das Kriegsende in Europa vor 80 Jahren – an den historischen Wendepunkt am 8. Mai 1945 – erinnern möchte. Die Veranstaltung findet am Montag, 2. Juni 2025, in der Aula der Alten Universität statt und beginnt um 18.15 Uhr. Die Vorlesung ist später auch per Online abrufbar, siehe unten
Heidelberg/Germany, 28. Mai 2025. – Die aktuellen Ereignisse seit Ausbruchsbeginn des Krieges auf Ukrainischem Boden hatten des öfteren Ereignisse, Phänomene und Darstellungen, vor allem von so manchen Politikern gezeigt, die Parallelitäten zum 2. Weltkrieg zeigten. Mit solchen Parallelen sind Übertragungen angedeutet, die aus psychologischer Sicht Hinweise über den weiteren Verlauf der Konflikte liefern können.
In menschlichen Beziehungen kommt es gewöhnlich zu Übertragung und Gegenübertragung, was bedeutet, das mein Gegenüber durch Handlung, also non-verbal oder oft auch verbal Dinge sagt oder tut die zu Gefühlsregungen führen, die ähnlich denen sind, die zu einem früheren Zeitpunkt stattgefunden haben.
Meist gehen solche Übertragungen auf Situationen in der eigenen Kindheit zurück und arbeiten erneut Gefühlsebenen auf.
Übertragungen die allerdings über Generationen hinweg durch mehrere Personen hindurch gehen werden dann als Transgenerationale Übertragungen oder Transgenerationale Weitergaben bezeichnet.
Kaum eine vergleichbare Philosophin zu Hannah Arendt hat sich so sehr mit den Machenschaften und Herrschaftsansprüchen des Nationalsozialismus beschäftigt und dabei in „Macht und Gewalt“ gezeigt, wer Gewalt einsetzen muss hat schon an Macht verloren. Eine traurige aber gängige Praxis von solch einem Machtmissbrauch ist die Ausführung von sexueller Gewalt.
Es ist daher wohl das deutlichste Beispiel für solche Übertragungsformen die auch die Sozialwissenschaftlerin Angela Moré verwendet um auf diese Übertragungen hinzuweisen, die aktuell auch wieder im konfliktreichen Ukrainekrieg stattfinden.
So kommt es in aktuellen Zeitgeschehen häufig zu erneuten Gewaltszenen, weil diese bereits im 1. und 2. Weltkrieg stattfanden. Sexuelle Gewalt ist eines von vielen Mitteln die in Kriegen zum Einsatz kommen, es ist nie klar weshalb Menschen Dinge tun, weil sie sich möglicherweise in einer solchen traumatischen Episode befinden.
Wenn sich solche Übertragungen aber mit Situationen und Ereignissen überschneiden, die zu Kontexten passen, die in diesem Fall denen des 2. Weltkrieges ähnlich sind, dann deutet dies darauf hin, das hier ein Krisenende besteht.
Die Kriesenphase hätte demnach mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges gestartet und würde ihr Ende im Ukrainekrieg finden. Erkennen wird man es im weiteren Verlauf, ob es zum Ausbruch eines dritten Weltkrieges kommen würde, oder ob mächtigere Ereignisse das Potenzial auf sich ziehen und die Gemüter in irgendeiner Weise mildern.
Zu vergessen ist dabei allerdings nicht die Bedeutung wie man sie häufig aus philosophischer Perspektive betrachtet, womit man auch hier gerne Hannah Arendt als Glanzbeispiel nennen kann. Zum einen konnte sie deutlich machen das Kriege sehr häufig Geburtshelfer in neue Zeitepochen sind, zum anderen beschreibt sie gerade im Werk „Macht und Gewalt“, das wir seit Jahrtausenden ein und derselbe Mensch seien. Was die Existenz der Gefühlserbschaften deutlich hervor hebt.
Der Ort Ukraine wird damit möglicherweise zu einem besonderen Ort der Geschehenisse in denen solche historischen Parallelen in einer Form zusammen kommen die ein Gefühl vom Stillstand einer Zeit zu vermitteln in der Lage sind.
Über das Ende des Zweiten Weltkriegs in der Ukraine spricht Prof. Dr. Tanja Penter, Osteuropahistorikerin an der Universität Heidelberg. In ihrem Vortrag wird es um die „Aufarbeitung deutscher Besatzungsverbrechen, neue Säuberungen und nationalistischen Untergrundkampf“ gehen.
Während des deutschen Vernichtungskriegs im Osten wurde die Ukraine von Ausbeutung, Terror, Gewalt und Zerstörung heimgesucht. Nach Kriegsende begann die sowjetische Justiz mit der Aufarbeitung der deutschen Verbrechen – doch zugleich setzten neue stalinistische Säuberungen ein, um den wachsenden nationalistischen Widerstand in der Westukraine zu unterdrücken. In der heutigen Ukraine überlagern sich, so Prof. Penter, die Schatten vergangener Gräuel auf eindringliche Weise. Tanja Penter ist Professorin für Osteuropäische Geschichte am Historischen Seminar der Universität Heidelberg. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die ukrainische und russische Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts, insbesondere deutsche Besatzungsverbrechen in der Sowjetunion und ihre juristische Aufarbeitung, sowie „Memory Wars“ in Osteuropa.
Die Ruperto Carola Ringvorlesung ist Teil eines Konzepts von Fokusthemen. Damit will die Universität Heidelberg zweimal jährlich gesellschaftlich relevante Forschungsfragen in unterschiedlichen Formaten an die breite Öffentlichkeit herantragen. Unter dem Titel „1945: Epochenschwelle und Erfahrungsraum“ eröffnet die aktuelle Reihe zum Fokusthema VOR & ZURÜCK zwei sich ergänzende Perspektiven – „die rückschauende Deutung, die das Ende des Zweiten Weltkrieges in die Brüche und Kontinuitäten der Geschichte des 20. Jahrhunderts einordnet, und die Rekonstruktion des unmittelbaren menschlichen Erlebens und Erleidens“, erläutert der Historiker Prof. Dr. Manfred Berg, der die aktuelle Ringvorlesung konzipiert hat.
Dem Vortrag „Kriegsende in der Ukraine: Aufarbeitung deutscher Besatzungsverbrechen, neue Säuberungen und nationalistischer Untergrundkampf“ folgen vier weiteren Veranstaltungen der Ruperto Carola Ringvorlesung, die jeweils montags in der Aula der Alten Universität stattfinden; Beginn ist um 18.15 Uhr. Aufzeichnungen davon sind zu einem späteren Zeitpunkt abrufbar auf heiONLINE, dem zentralen Portal der Universität Heidelberg mit Vorträgen, Diskussionsrunden und Veranstaltungen in digitalen Formaten.
Weitere Informationen:
http://www.uni-heidelberg.de/de/kriegsende-1945 – 1945 – Das Ende des Krieges
https://www.uni-heidelberg.de/de/transfer/kommunikation/ruperto-carola-ringvorlesung – Ruperto Carola Ringvorlesung
http://www.uni-heidelberg.de/de/heionline – heiONLINE
Bildquelle
Museums victoria oyGmig unsplash
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