Wenn Bewegung Angst macht

Wenn Bewegung Angst macht


Trier, 06. September 2024. Die Fälle an Herzinsuffizienz nehmen zu. Körperliche Aktivitäten können bei der Behandlung helfen. Doch hier zeigt eine neue Studie der Universität Trier ein Problem auf. Die Studie ist in der Fachzeitschrift PLOS One erschienen.

Zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dazu gehört auch Herzinsuffizienz. Bei Herzinsuffizienz kann das Herz nicht mehr ausreichend Blut und Sauerstoff zum Körper pumpen. Ältere Menschen mit Vorerkrankungen sind davon häufiger betroffen. Vor gut 30 Jahren war man der Auffassung, man solle in solchen Fällen Bewegungen vermeiden. Heute kann man aber gesichert behaupten, neben medikamentöser Behandlung hilft vor allem Bewegung!
Wissenschaftler der Universität Trier haben jetzt untersucht, weshalb Menschen Bewegung scheuen, vielmehr eine Angst vor Bewegung haben. Dabei wurde entdeckt, das Menschen Angst vor Bewegung im Zusammenhang mit der Erkrankung haben. Diese Angst ist aber unabhängig von der Pumpleistung. Die Angst entsteht also nicht durch das Empfinden von einer Form der Schweratmung im Zusammenhang mit Bewegung.

„Wenn Personen mit Herzinsuffizienz spazieren gehen oder Treppen steigen und dabei merken, dass sie außer Atem kommen, haben sie häufig das Gefühl, dass ihr Herz es nicht schafft. In der Folge vermeiden sie Bewegung“, erläutert Heike Spaderna, Professorin für Gesundheitspsychologie an der Universität Trier. „Doch auch gesunde Menschen können beim Treppensteigen schon einmal außer Atem kommen. Man muss den Patientinnen und Patienten erklären, dass nicht alle Ermüdungserscheinungen auf die Herzerkrankung zurückzuführen sind.“

Die Studie konnte zeigen, dass die Angst vor Bewegung in Zusammenhang mit der Herzinsuffizienz steht und das Vermeiden von körperlicher Aktivität nicht etwa auf eine grundsätzlich größere Neigung zu Angst bei den Erkrankten zurückzuführen ist.

„Jetzt da ein Zusammenhang festgestellt ist, muss im nächsten Schritt überlegt werden, wie man den Erkrankten ihre Angst vor der Bewegung nehmen kann“, sagt Spaderna. Gute Erfahrungen, um Personen zu mobilisieren, hat die Trierer Professorin mit virtueller Realität gemacht. Übungen könnten spielerisch gestaltet sein. Aber auch eine spezielle Bewegungs-App wäre denkbar.

„Ein Problem ist, dass mit Herzinsuffizienz-Patientinnen und Patienten nicht standardmäßig besprochen wird, wie sie trotz ihrer Erkrankung Bewegung in ihren Alltag integrieren können. Nur manche haben einen Bewegungsplan oder Physiotherapie“, erläutert Spaderna. Die Gesundheitspsychologinnen möchten mit ihrer Forschung so auch Fachkräften in medizinischen Berufen das Wissen an die Hand geben, auf die Bewegungsangst der Erkrankten eingehen zu können. Dies könnte den Menschen mit Herzinsuffizienz mehr Lebensqualität und im besten Fall mehr Lebenszeit geben.

Originalpublikation:

https://doi.org/10.1371/journal.pone.0309952


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