Rettungshubschrauber am Standort Flughafen Innsbruck

Skifahren, Mountainbiking, Bergsteigen Wenn Sport zur Gefahr wird

Sport als Ursache für Polytraumata- Herausforderungen der Mediziner bei schwersten Verletzungen.
Ein bisschen Urlaub, ein bisschen Wandern, Mountainbiking oder Klettern – denkt sich mancher Freizeitathlet. Doch so einfach ist die Sache nicht. Ohne ausreichende Kondition, Konstitution und Koordination rutschen immer mehr Menschen ab, stürzen und müssen vor Ort in den Kliniken versorgt werden.

Jena/Germany 08. April 2025. „Es ist nur ein kurzer Moment beim Skifahren oder Mountainbiking, der aber das Leben für immer verändern kann“, sagt Dr. Moritz Katzensteiner, Assistenzarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie an den Ordenskliniken der Barmherzigen Schwestern, Linz. Über 18 Monate arbeitete er jüngst an der Klinik Diakonissen in Schladming, einem Berg- und Freizeitsport-Gebiet, dass es – unfallträchtig gesehen – in sich hat. Auf dem 40. GOTS-Kongress, in diesem Jahr an der Donauuniversität Krems, stellt er schwerste Verletzungen und Polytraumen vor, ordnet deren Entstehung und die Therapien ein.

Gerade beim Skifahren sind oft die Strukturen um das Kniegelenk betroffen. „Hier sehen wir teils katastrophale Verletzungen“, so Katzensteiner. Am schwerwiegendsten sind hier unter anderem Tibiakopf-Frakturen einzuordnen – ein komplexer Gelenkbruch, der häufig durch hohe mechanische Einwirkung im und um das Kniegelenk entsteht. Anatomisch „original“ sind solch schweren Gelenkbrüche nicht wiederherstellbar. Der Chirurg: „Wir haben dann hier zum Teil 35-jährige fitte Patienten, die unter Umständen in ein paar Jahren trotz optimaler perioperativer Verfahren eine sekundär traumatische Arthrose entwickeln und eine Knie-Prothese benötigen.“ Oberschenkel-Schaftbrüche, Wirbelsäule, meist die Lendenwirbelregion, Übergang Brust- zu Lendenwirbelsäule, Kompressionsbrüche.

Die Therapien für diese teils schwersten Sportverletzungen sind individuell. Mit modernsten operativen Verfahren versuchen Orthopäden und Unfallchirurgen den Schaden möglichst gering zu halten und bei der Wiederherstellung nahe an der Anatomie zu bleiben – häufig jedoch reicht die alleinige Wiederherstellung der knöchernen Strukturen nicht, da viele Brüche mit Begleitverletzungen im Weichteil assoziiert sind.

In den Sommermonaten stellt vor allem das Downhill-Fahren mit Mountainbikes ein großes Verletzungspotential dar. Weiterhin Mountainbiking mittleren Alters am häufigsten. Vorzugsweise passieren Unfälle mit eBikes weil man plötzlich in Regionen vorstößt für ein Bike ohne Motorisierung, aktuell BioBike genannt, keine ausreichende Konditionierung vorhanden ist. Fehlende Konditionierung bedeutet immer auch schwindende Konzentration, beeinträchtigungen in der Kontrolle zur Motorik, Überschätzungen psychisch wie körperlich, individuelle Grenzen werden erreicht. Schwerste Verrenkungsbrüche der Schulter oder Trümmerbrüche des Handgelenkes sind bei jungen Erwachsenen oder jugendlichen häufigst der Fall.

Fürs Mountainbiking und Menschen mittleren Alters ist zu beobachten, „Sie haben zwar oft nicht so schwere Verletzungsmuster, dafür aber Herz-Kreislauf-Probleme, Übergewicht oder relevante Begleiterkrankungen und Medikamente, die eine notwendige operative Versorgung sowie das postoperative Prozedere erschweren“, so Katzensteiner.

Fest steht: obwohl die meisten Freizeitsportler noch jung und fit sind, ist eine Widerherstellung der Strukturen exakt wie vor dem Unfall nur in Ausnahmefällen vollumfänglich möglich – wenn auch immer das Ziel.



Weitere Informationen:

(https://gots-kongress.org/session/wenn-sport-zur-gefahr-wird-umgang-mit-schweren-verletzungen/)

Um sich ein umfängliches Bild zu machen bzw. sich die Umstände verdeutlichen zu können in denen man als PatientIn eingeliefert werden kann oder aus misslichen Lagen gerettet werden kann, kann die neue Dokserie Doc Caro, Ärtzebloggerin empfohlen sein. In neuen Folgen lernt sie den Einsatz in der Bergrettung im tirolerischen Ischgl und will dort zukünftig mit dem Team als Rettungsärztin in den Alpen zum Einsatz kommen.

Zu finden unter „Doc Caro, Jedes Leben zählt! Mittwochs TV-Sender Vox“

Bildquelle
Archiv, Rettungshubschrauber Christopherus Flughafen Innsbruck


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