Ohne Social-Media-Plattformen erreichen politische AkteurInnen junge Menschen mit politischen Themen kaum. Denn über das politische Geschehen informieren sich junge Zielgruppen mehrheitlich auf Social-Media-Kanälen wie Instagram und TikTok. Dabei vertrauen sie politischen InfluencerInnen mehr als politischen Organisationen, Institutionen oder PolitikerInnen selbst.
Gütersloh/Germany, 23. September 2025. Die Bedeutung von social media für Junge Leute besteht wohl darin, das die Art von Medien mit den aktuellen Situationen, Konfliktherden und Kriegen einhergehen. Es besteht ein Interesse und Junge Menschen können auf diese Weise modern und populär erreicht werden.
Durch social media vollzieht sich die Chance Menschen und Meinungen vor dem Hintergrund ihrer Verschiedenartigkeit zusammenzubringen.
In seiner Entstehungszeit galt die Familie als die kleinste politische Einheit. Der Machtzerfall aktueller Politik und Parteien, spaltend in neue kleinere Einheiten trifft verbunden durch social media auf gleichgesinnte.
Aus philosophischer Sicht galten gesellschaftliche Institutionen wie Staat oder Familie existend als das Menschen sich in einer dieser Gesellschaft entsprechenden Sittlichkeit, Norm und Moral unterwarfen. Das Verhalten ergibt sich aus den gegenseitigen Abhängigkeiten und damit verbunden das Wissen das in solchen Gesellschaften Bedürfnisse gegenseitig befriedigt werden. Erst durch das Befriedigen von Bedürfnissen, die aus einer Motivation hervorgingen, kann der individuelle Mensch wachsen. Aus dieser Grundidee, dass nahezu alle beteiligten Bürger einer Gesellschaft dasselbe wollen und der Parallelität von Familie und Staat in ihrer Organisationsform ist der Gedanke des Staates entstanden. Es mussten Regeln geschaffen wie in Organisationen umzugehen sein konnte. Disskutieren, Meinung geben und aushalten, durchsetzen oder sich beugsam zum Wohle aller geben.
Für den Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 – 1831) stand fest, das über dem subjektiven Geist des Menschen und dem objektiven Geist menschlicher Gesellschaft (gemeint, Familie, Gesellschaftssystem, Staat) sich ein absolutistischer Geist entwickelte. Der absolute Geist beinhaltet nach Hegel Kunst, Religion, Philosophie.
Aristoteles (384 – 322 v.Chr.) lies wissen, das es aus seiner Perspektive offensichtlich sei, dass der Staat ein Werk der Natur sei und der Mensch von Natur aus ein staatenbildendes Lebewesen. Aristoteles bezeichnete den Menschen als ein zoon politikon, ein staatenbildendes Lebewesen, das der Urform der Herdenordnung entnommen war.
Karl Marx (1818 – 1883) bezeichnete die Summe der Beziehungen und ihren Verhältnissen, Relationen zwischen den Individuen als Gesellschaft. Was einer Organisationsform entspricht, die sich naturgemäß selbst findet. Wenn Menschen heute durch technologischen Fortschritt global vernetzt und verbunden werden, dann findet diese frühen Formen der Organisation neue Möglichkeiten.
Die philosophisch-religiöse Perspektive von Gesellschaft, die als eine der religiösen Orientierungen gilt, findet sich ungefähr bei der Reichsteilung, ca. 900 v. Chr. Dort wird das Volk Israeliten, Israelm, Haus Israel als das ganze von Jakob abstammende Volk bezeichnet. Jakob als einer der Söhne Abrahams, der als Ur-Patriarch gilt. Der Begriff Israel wird von Zeit zu Zeit auf Juden bezeichnet und damit ersetzt. Das Wort selbst, das bedeutet „Gott kämpft“ wurde zur Unterscheidung der geistigen Nachkommen Abraham’s vom natürlichen Volk der Juden gebraucht (Römer 9,6).
Israel, das seiner Zeit das Volk war, ohne die Zuordnung eines Landes, hatte die Bestimmung den Messias hervorzubringen. Später wurde Jesus gekreuzigt und die Evangelisten sollten durch die Botschaft Gemeinschaft bilden. Die Sendung Israels, deren Volk aus Ägypten ausbrechen sollte, liegt darin, das es in einer ihm eigentümlichen Art des Volkes des göttlichen Wesens gewesen ist. Die Sklaven brechen als Volk Israel aus Ägypten aus und lernen auf dem Weg ins heilige Land nach Kanaan ein Volk zu werden, das durch den Geist Gottes Gerägt ist oder wird.
Das damalige Gebiet aber, das dem Volk Israel zugesprochen werden sollte entspricht dem Gebiet des heutigen Palästina. Womit nie wirklich klar war, wer oder was genau nun mit dem Volk und dem Staat Israel wirklich gemeint war. Aus heutiger Perspektive kann das eigentliche Volk Gottes sowohl Palästina als auch Israel sein, was den Konflikt auf hohem Niveau hält und die Welt in ihrem Meinungen spaltet. Mit den Kriegen der damaligen Zeit vergrösserten und verkleinerten sich die Reiche mit ihren jeweiligen Herrschern. Es gab also keine festen Landesgrenzen, sondern Meinungen kämpften gegeneinander, es ging ausschließlich um Macht. Später wurde durch den Messias die Gemeinschaft begründet. Die Evagelisten vollzogen das Erbe des Messias, bildeten unter seinem Namen religiös geordnete Gemeinschaften. Ein Zusammenhang zu den Ideen der klassischen Philosophie besteht in der Darstellungen der Bindungen der Indivudeen untereinander. Eine gemeinsame Orientierung bilden den Mittelpunkt. „Denn wo zwei oder drei unter meinem Namen versammelt sind, will ich mitten unter ihnen sein“ (Matthäus 18,20).
Im Zuge der Säkularisierung kann sich die Idee der Gesellschaft in solchen Formen wiederfinden.
Heute sind die Formung von Gruppen und Gemeinschaften durch social media ein eigenes Forschungsgebiet in der Ethnologie.
Wer Mobbing, Hass und Hetze ausgesetzt ist, wird sich andere Gruppen suchen, Menschen wünschen diese Herausforderungen oder suchen sich Gruppen in denen die Menge der Eigenschaften denen eines Individuums entsprechen. Wer besonderes Lob und Anerkennung braucht, wer spezielle Bedürfnisse pflegt, wird sich gleichgesinnte suchen. Global sind dem keine Grenzen mehr gesetzt. Auf diese Weise entwickeln sich neue Enthonologien.
Heute ist ein Staat sehr ausdifferenziert und möglicherweise verschwimmt auch der Inhalt eines Staates.
Global gibt es aber keine Grenzen mehr und so kann sich jeder Mensch Gruppen anschließen, die ein jeweiliges Interesse verfolgen.
Das sich jugendliche ausgerechnet durch social media in der Politik wiederfinden trifft offensichtlich den Nerv der Zeit. Für politische AkteurInnen ist die Präsenz auf Kurz-Video-Plattformen wie TikTok und Instagram essenziell, um junge Menschen mit politischen Themen zu erreichen. Die sozialen Medien sind die zentralen Orte politischer Information für junge Menschen. Es ist notwendig, ihre derzeitige Lebenswirklichkeit ernst zu nehmen und in der politischen Kommunikation daran anzuschließen. Das zeigt die neue Studie „How to Sell Democracy Online (Fast)“ vom Berliner Think-Tank Das Progressive Zentrum in Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung, gefördert von der Stiftung Mercator. Die Plattformen sind längst nicht mehr bloß Orte der Unterhaltung, sondern genauso Schauplätze für politische Informationen, Meinungsbildung und Interessenvertretung. Auch online gilt: Erfolgreiche politische Kommunikation richtet sich an die Bedürfnisse und Interessen der Zielgruppe. Gerade wenn es um die Zukunft geht, sollte es nicht abstrakt und alltagsfern klingen.
Wo und wie junge Menschen politische Themen wahrnehmen
74 Prozent der jungen Menschen in Deutschland nehmen politische Informationen über Social Media auf. Danach folgen Informationen aus der Schule (60 Prozent) und Familie (58 Prozent) oder Freund:innen (54 Prozent). Klassische Medien oder TV werden dafür nur von 46 Prozent der befragten Menschen genutzt. 38 Prozent folgen gezielt Parteien oder Politiker:innen, während die Mehrheit (60 Prozent) politischen Influencer:innen folgt. Die Hälfte der jungen Nutzer:innen gibt an, politische Inhalte häufig über den algorithmisch selektierten Feed zu sehen.
64 Prozent der jungen Menschen sind der Meinung, dass die Plattformen ein guter Ort sind, um ihre Generation zu erreichen. Etwa die Hälfte von ihnen gibt an, die Kontaktmöglichkeiten auf Social Media zu schätzen (zum Beispiel Fragen stellen, andere Ansichten hören). Allerdings nehmen nur 17 Prozent selbst an Online-Diskussionen teil und nur jede:r Fünfte liked oder kommentiert politische Beiträge.
Die politischen Topthemen auf Social Media
Mehr als jedes dritte Politikvideo auf TikTok oder Instagram drehte sich im zweiten Halbjahr 2024 um die Themen Regierung und Verwaltung (21 Prozent) oder Wahlen (17 Prozent). Diese Topthemen beziehen sich vergleichsweise selten explizit auf die Bedürfnisse und Perspektiven junger Menschen. Videos über Migration wurden häufiger angesehen. Welche Haltung in den Videos dabei zum Ausdruck kommt, wurde nicht erfasst.
Negativ wirkte sich der Fokus auf Sozialpolitik, Umwelt und Bildung aus. Das Thema Bildung spielt auf den Plattformen selten eine Rolle, hat zwar häufig einen Jugendbezug, erzielt jedoch nur eine geringe Reichweite.
Positive Selbstdarstellung und Angriffe auf den politischen Gegner
Knapp 70 Prozent der Beiträge enthalten eine positive Selbstdarstellung. 35 Prozent enthalten Angriffe gegen politische Gegner. Auf Instagram wird um fast 20 Prozentpunkte häufiger Eigenlob eingesetzt als auf TikTok, während dort um 15 Prozentpunkte häufiger attackiert wird. Angriffe werden im Schnitt rund 40 Prozent häufiger angesehen als vergleichbare Inhalte ohne solche Angriffe. „Ansehen“ (views) ist jedoch nicht gleichbedeutend mit Zustimmung. Die Befragung zeigt, dass junge Menschen Angriffe kritisch sehen und es ablehnen, in Kurzvideos über andere herzuziehen.
Zusatzinformationen:
Für die Studie „How to Sell Democracy Online (Fast)“ von Das Progressive Zentrum in Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung, gefördert von der Stiftung Mercator, wurden in einem Zeitraum von Juni bis Dezember 2024 rund 31.000 Videos auf den Social-Media-Plattformen TikTok und Instagram KI-gestützt ausgewertet. Dabei wurden 1.976 politische Accounts (inklusive politischer Behörden, Influencer:innen und verschiedener politischer Ebenen) von einem wissenschaftlichen Team der Johannes Gutenberg-Universität Mainz um Dr. Pablo Jost analysiert. Gleichzeitig basiert die Studie auf einer repräsentativen Umfrage unter 1.748 jungen Menschen zwischen 16 und 27 Jahren, die das Meinungsforschungsinstitut pollytix strategic research gmbh durchgeführt hat.
Originalpublikation:
Weitere Informationen:
https://www.bertelsmann-stiftung.de
https://www.information-philosophie.de/phaenomenologie-des-geistes.html
Bildquelle
Bertelsmann Stiftung



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