Phobien entstehen durch Lernprozesse, man kann sie also auch wieder verlernen. Mit verschiedenen Interventionen helfen Bochumer Psychologinnen und Psychologen Betroffenen, ihre Ängste zu besiegen.
Bochum, 12.November 2024. Wer Angst vor Spinnen hat, ist in guter Gesellschaft: Spinnenangst ist eine der verbreitetsten Phobien. Das nachgewiesenermaßen erfolgreichste Mittel dagegen ist die Expositionstherapie: Man setzt sich dem angstauslösenden Reiz aus und erlebt gewissermaßen eine Enttäuschung. Es passiert nämlich nicht das, was man befürchtet. So löst sich die Verbindung aus Reiz und Angst – zumindest bei den meisten. Da es nicht bei allen Menschen funktioniert und die Angst auch manchmal wiederkommt, wollen Forschende der Ruhr-Universität Bochum die Therapie mit gezielten Strategien verbessern. Darüber berichtet Rubin, das Wissenschaftsmagazin der Ruhr-Universität Bochum.
Selbstwirksamkeit nutzen
„Wir wollen besser verstehen, welche Lernmechanismen diesen Angststörungen zugrunde liegen, und herausfinden, ob es zusätzliche Strategien gibt, die die Wirkung und Nachhaltigkeit der Therapie unterstützen“, so Prof. Dr. Armin Zlomuzica vom Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit der Ruhr-Universität. Um die Therapie erfolgreicher und nachhaltiger zu machen, untersuchen die Forschenden im Sonderforschungsbereich Extinktionslernen die Effekte verschiedener begleitender Maßnahmen. Ein Ansatzpunkt dafür ist die Selbstwirksamkeit.
Der Trick: Wenn die Angstpatient*innen in der Therapie die Erfahrung gemacht haben, dass sie die Konfrontation mit der Spinne oder der Höhe überstanden haben, ohne dass etwas Schlimmes dabei passiert ist, wird ihre Erwartung verletzt und sie haben erfahren, dass sie die Situation aushalten können. Denn sie hatten ja die Katastrophe kommen sehen. Wenn das Therapieteam diese unerwartete Erfahrung der Selbstwirksamkeit stärkt, das gute Gefühl, die Situation aus eigener Kraft bewältigt zu haben, fördert und aktiviert, schneiden die Patient*innen in einer erneuten Konfrontation mit dem angstmachenden Reiz besser ab als ohne diese Aktivierung der Selbstwirksamkeit.
Kognitive Prozesse beeinflussen
Auch andere Strategien setzen darauf, kognitive Prozesse zu beeinflussen, um das Verlernen der Angst zu verbessern. Prof. Dr. Marcella Woud, die von der Ruhr-Universität Bochum im Herbst 2023 als Leiterin der Abteilung Klinische Psychologie und Experimentelle Psychopathologie an die Georg-August-Universität Göttingen gewechselt ist, arbeitete in einer Studie mit 80 Patient*innen, die unter Höhenangst litten. Um die Erfahrung aus der Expositionstherapie zu festigen, setzten die Forschenden bei der Hälfte der Teilnehmenden ein sogenanntes Cognitive Bias Modification – Interpretation Training ein. Dahinter verbirgt sich ein computergestütztes Training, bei dem die Teilnehmenden auf die Höhensituation bezogene mehrdeutige Sätze positiv vervollständigen und somit deren Ambivalenz auflösen und die beschriebene Situation dadurch zu einem guten Ausgang führen.
Ausführlicher Beitrag im Wissenschaftsmagazin Rubin
Die Ergebnisse der Studie finden Sie im ausführlichen Beitrag zum Thema in der Sonderausgabe des Wissenschaftsmagazins Rubin zum Thema Extinktionslernen https://news.rub.de/wissenschaft/psychotherapie-der-angst-ins-auge-blicken. Für redaktionelle Zwecke dürfen die Texte auf der Webseite unter Angabe der Quelle „Rubin – Ruhr-Universität Bochum“ sowie Bilder aus dem Downloadbereich unter Angabe des Copyrights und Beachtung der Nutzungsbedingungen honorarfrei verwendet werden.
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Bildquelle Andrea Piacquadio Pexels
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