Weiß mit schwarzem Rand

Pantone hat entschieden – mehr Weiß geht nicht

Cloud Dancer ist Farbe 2026. Der Edelfarbenhersteller Pantone liefert seit Jahrzehnten die Trendfarbe des folgenden Jahres. Nicht umsonst spricht der Neuropsychologe, Vorsitzender des Zentralinstituts für Farbe, als auch Professor für Didaktik und visuelle Kommunikation an der Bergischen Universität Wuppertal vom mächtigsten aller kommunikativen Medien. Den der Farbsinn, der über die Rezeptoren des Auges entstanden ist, rührt aus der Vielfalt der Blumen und Blütenpracht, welche die Evolution hervor gebracht hat (Vgl. Seit 123 Millionen Jahren blüht es auf der Erde, 2025). Die Zartheit dieser Blumen und Pflanzenpracht macht schon allein ihre Verletzlichkeit deutlich, ihre Abhängigkeit im Umgang mit ihren Umwelten. Jemand oder etwas sorgt für die Verbreitung ihrer Samen und Neuentstehung. Erkennt man diese Genialität an, denkt man an eine Schöpfung. Weiß steht wie keine andere Farbe für Schöpfung. Eine Schöpfung und eine Natur, die sich immer neuen Bedingungen und Lebenszyklen anzupassen weis und die gedankliche bunte Vielfalt in diese Welt bringt, die ohne sie vielleicht trist und leer wäre.
Mehr über vestimentäre Kommunikation findest du unter (Kompositionen der Mode, http://de.gate-communications.com/kompositionen-der-mode/)

Matrei a.Br./Austria 13. Dezember 2025. – Weiß steht für Frieden, Seele, Einfachheit, Reinheit, Zeitlosigkeit, Einsamkeit, Trauer, Beginn und Abstraktion. Weiß gilt als auffällig innerhalb dunkler, nicht völlig gesättigter Farben. Weiß wirkt im Raum vergrößernd und lässt Formen leichter erscheinen (Vgl. et al Bleckwenn, 2009). In einer Atmosphäre perfider Konflikte und Kriege polarisiert die Farbwahl die Gesellschaft wie vielleicht nie zuvor. Vielleicht in berechtigter Weise?

Ohne ihr Licht ist auch eine Farbe keine Farbe. Man muss die Sache also zunächst beleuchten, könnte man im übertragenden Sinne behaupten.
Der Körper als solches hat eine Eigenfarbe. Aber erst das Licht gibt einer Farbe ein Leben. Wie im realen Leben, so ist auch mein Blick, meine Perspektive auf den Körper, der Standpunkt aus dem ich die Farbwahrnehmung betrachte. Immer ein bisschen von der Wellenlänge abhängig. Das Tageslicht lässt sich trübe oder erquickend erscheinen.

Erst das Licht macht die Farbe. Die Macht der Farben würde in einer unbunten Welt erst deutlich werden und zeigt daher, das es ein schnelles, leistungsfähiges und einflussreiches Medium ist. Vielleicht geben Farben damit den Puls der Zeit wieder. Weil man sie für den Moment nur genau so wahrnehmen kann. So zitiere ich gerne an solcher Stelle die Worte des Modeschöpfers Christian Dior, der damit die gewaltige Wirkung der Farben ins Zentrum eines Denkens stellt:
„Farben sind etwas Wunderbares, aber sie wollen gut gewählt sein. Selbst die schönste Farbe verliert ihren Zauber, wird sie jeden Tag getragen. Wir könnten uns nicht über einen blauen Himmel freuen, wenn er immer blau wäre. Es sind die Wolken und der Wechsel der Tages- und Jahreszeiten, die den blauen Himmel so besonders machen. Farben brauchen Veränderung, um zu wirken. Auch die Natur ist nie statisch, Landschaften verändern sich täglich, der Himmel stündlich und das Meer bleibt nicht eine Minute lang gleich.“ Aus Christian Dior, Das kleine Buch der Mode 1954
Farben sind Auslöser für tiefgreifende Empfindungen und Gefühle. Sie heben, senken, beeinflussen die Stimmung täglich aufs neue.

Wenn man um eine Buntfarbe einen schwarzen Rahmen bildet, so wird die Wirkung der Buntfarbe verstärkt, hervorgehoben. Ist der Rahmen stattdessen aber weiß, wird die Buntfarbe in Kontrast und Sättigung gemildert. Auf diese weise kann man etwas hervorheben oder abschwächen. Beides Farben, die sich auch dazu eignen Buntfarben zu trennen. Sie heben dennoch immer das innenliegende oder dahinter liegende hervor.

Weiß ist oft nicht nur am Himmel zu finden. Aber in der Tat ist Weiß leicht und will gewöhnlich nach oben. Buntfarben lassen sich mittels weiß brechen und haben die Tendenz bei entsprechender Mischung eher Kalt zu wirken. Schwarz und Weiß bilden den maximalen Kontrast des Farbspektrums. Bei den rein bunten Farben hingegen Gelb und Violett.

Für gewöhnlich wird bei Farben als Grundlage der Farbkreis herangezogen. In diesem Farbkreis sind allerdings nur Buntfarben. Schwarz und Weiß bilden die Pole. Trifft alles Licht auf einen Punkt und alles würde reflektiert, so hätte man Weiß. Würde man alles Licht durch einen Kristall führen, so hätte man Spektralfarben, einen Regenbogen am Himmel. Aus scheinbar so wenig wird vieles und es ist bunt. Schwarz und Weiß bilden also den Rahmen um alle Farben (Vgl. Kompositionen der Mode).

Cloud Dancer gilt als ein gebrochenes, zartes Weiß. Die Machtwirkung einer Farbe ist auf der evolutionären Wahrnehmung aus der Natur gegeben. Die Erfahrung die in frühen Jahren mit dieser Farbe gemacht wird, prägt die menschliche Wahrnehmung. Der Ursprung, man könnte auch sagen das Motiv einer Sache, wie diese entstanden ist, bleibt Zeit ihres Lebens das kommunikative Ziel. Das in deutscher Sprache ausgeführte Wort weiß, das dem indogermanischen entwurzelt, hieß ursprünglich kweit (Vgl. Beuther 2020). Die Eigenschaften der weißen Farbe wie Reinheit und Sauberkeit werden mittels des französischen blanc übertragen. Je differenzierter eine Sprache entwickelt ist, desto genauer kommt diese auf den Punkt des Ursprungs einer Sache in Sinn und Bedeutung. Candidus nennt sich das glänzende schimmernde Weiß im Lateinischen. Ist das Weiß hingegen ohne Glanz, blass und Helligkeit, so verwendet das Lateinische dafür den Begriff albus. Bái im Chinesischen meint die Helligkeit und Klarheit die dem sinnlich erfahrbaren des Lichts entfleucht (Vgl. Beuther 2020). Daher gilt weiß im überwiegenden Teil der Welt als Farbe des Lichts die verbunden ist mit einer Kultur des Schöpfungsprinzips.

Wenn nur ein bisschen Farbe durch ein Weiß schimmert, so wird daraus die ganze Unreinheit erkennbar und macht damit die Verletzlichkeit einer Sache, einer Umwelt, eines Menschen deutlich. In seiner reinsten Form gilt Weiß als etwas göttlich anmutendes, steht für Vollkommenheit und Unsterblichkeit. Die Sonne ist so unglaublich hell, das ihr Gelb in einem Weiß mündet. Sie ist so hell, man würde beim Anblick erblinden. Wundert daher nicht, warum sie mit einer göttlichen Vorstellung gleichgesetzt wird.
Religion ist im Menschen seit Urzeiten tief verwurzelt. Begonnen hat Religion rund um den Sonnenkult. So umschreibt der Psychoanalytiker Otto Rank, das die Wertung um den Sonnenkult der Assoziation des Feuers entnommen sei. Man habe die Jagd am Feuer gegrillt und hierin den Zusammenhang entdeckt, das über die wärmespendende Sonne dem Menschen wohlwollendes widerfährt. Wobei zu berücksichtigen ist das diese Zeit um ein Minimum von 4000 Jahre zurückgeht. Der ganze Prozess des Erlebens aber mehrere Tausende Jahre gedauert haben wird und um ein Vielfaches weit zurück in die Mythologie reicht. Nur Höhlenzeichnungen beweisen entsprechendes Denkvermögen und Zeithorizonte.
Neben der Sonne wird der Sternenhimmel hingegen als Ort der Unterwelt identifiziert und damit der Ort des Todes. Der Sternenhimmel galt seit jeher als das Reich der verstorbenen Vorfahren, die mit dem Eintritt in diese Unterwelt zeitgleich am Nachthimmel erscheinen. Aus der Unterwelt aber geht alle Vegetation hervor und spiegelt damit zugleich den Ort der Fruchtbarkeit wider, so Rank in seinen Ausführungen (Vgl. Rank, 2007, S. 115). Einer der bekanntesten Mythen hierbei ist des Horusknaben mit der Göttin Isis. Auch dieser könnte sich in einer sehr fragmentierten, kleinteiligen weise heute wieder in einem demokratischen System wiederfinden. Wer die Mythologien kennt, erkennt ihre Muster.
Der Wechsel zwischen Dunkel und Hell ist demnach immer und jeden Tag, Anfang und Ende des Lebens, Werden und Vergehen, geboren werden und ein Ableben, in spannender Erwartung auf das nächste. Auf diese Weise fand das Denken durch die griechische Philosophie ihren Anfang.

Der Naturphilosoph Thales von Milet. Mathematikern ist der Satz des Thales bekannt, der aus der Sicht einer Einheit zur Ableitung erfolgt sein musste. Thales konnte die Einheit in der Vielheit sehen, der Aufgrund seiner Beobachtung über das Wesen des Wassers, beim Entstehen und Vergehen der Dinge und Organismen zu der Einsicht gelangt war, dass alles Wasser der einheitliche Urstoff alles Seienden sein müsse (Vgl. Gabriel, 2024)

Und wo für Hannah Arendt Kriege Geburtshelfer sind, so dürfte das Weiß an der Stelle für das deutliche Hervorheben einer neuen Epoche stehen. Umkämpft, in Wehen liegend eine neue Zeit symbolisierend darstellend sein, die alle Verletzlichkeit in einer Atmosphäre reinsten Weises gebärt.

Aus dem einstigen Sonnenkult und der damit entstanden Religionen zeigt Erik Erikson, das es aus seiner Perspektive an ein anatomisches Wunder zu grenzen scheint, das Menschen in einer Form das Licht der Welt erblicken, in dem sie, unabhängig von der Art der Geburt, immer von unten her nach oben blickend in die Welt eintreten. Der Psychoanalytiker schlussfolgert daraus, das wir bereits als Mensch dazu geboren sind mit einem anmutigen Blick auf ein Wesen höher Gestalt zu blicken.
„Das auf dem Rücken liegende Neugeborene blickt mit der Zeit hoch und sucht das ihm zugewandte antwortende Gesicht…[…]. Im Fehlen des Augenkontaktes offenbart sich das fundamentalste Unvermögen, mit der mütterlichen Welt in Berührung zu kommen. […] Gelingt aber dieser Kontakt, so wird der Mensch in seinem späteren Leben immer auf der Suche sein, nach jemandem, zu dem es aufschauen kann, und es wird sich sein Leben lang durch erhebende Begegnungen gestärkt fühlen“ (Vgl. Erikson, S. 49, 2020).

In der Tat sind Menschen, welche die Existenz eines höheren Wesens in Betracht ziehen, nicht nur demütiger, sondern glücklicher, sorgenfreier und führen ein zufriedeneres Leben als jene die alle Macht in sich selbst zu sehen meinen (Vgl. Mitgefühl macht glücklich, 2025).
Das Licht der Welt wird dadurch erlebt, das da immer jemand ist, der mit einer schützenden und helfen Hand den Eintritt in eine sichtbare Welt ermöglicht, und diese Zeit des Lebens in einer zunehmenden Übertragung von Eigenverantwortung weiter führen wird. „In dessen Schoß man aus allen Nöten und Gefahren flüchten kann und zu dem man schließlich in ein jenseitiges, zukünftiges Leben zurückkehrt, welches das getreue wenn auch stark sublimierte Abbild des einmal verlassenen Paradieses ist“ drückt sich Otto Rank in „Das Trauma der Geburt“ aus (Vgl. Rank, 2007, S. 113).

In der Presse wird die Farbe des kommenden Jahres genauso zerrissen wie sich die beiden Pole Schwarz und Weiß gegenüber stehen. Wenn die kleinste Verunreinigung auf eine Weiße Fläche trifft, wird also die Verletzlichkeit und die Zärtlichkeit der Farbe sichtbar. Vielleicht ist die richtige Schlussfolgerung zur Wahl der Farbe darin zu finden. Durch den extremen Kontrast wird erst der Schmutz in der Welt deutlich, genauso wie Weiß eine Zeit symbolisiert in der wir heute angekommen sind. Mit der Künstlichen Intelligenz steht sich erstmalig in der Geschichte der Menschheit das heranwachsende eigene Ich gegenüber. Als Spiegel, als Eigenwahrnehmung und vielleicht der spaltenden innerlichen Aufgewühltheit des eigenen Ichs.

Quellen und weitere Infos
Mitgefühl macht glücklich, 2025
http://de.gate-communications.com/mitgefuehl-macht-gluecklich/

Seit 123 Millionen Jahren blüht es auf der Erde, 2025
http://de.gate-communications.com/seit-123-millionen-jahren-blueht-es-auf-der-erde/

Über Pantone
https://www.pantone.com/eu/de/uber-pantone

Kompositionen der Mode oder die Grundlagen zur vestimentären Kommunikation, 2025
http://de.gate-communications.com/kompositionen-der-mode/

Buether, Axel; Die geheimnisvolle Macht der Farben, Droemer Verlag, 2020

Rank, Otto; Das Trauma der Geburt und seine Bedeutung für die Psychoanalyse, Psychosozialverlag, 2007

Erikson, Erik Homburger; Der vollständige Lebenszyklus, Suhrkamp Wissenschaft, 2020

Gabriel, Gottfried; Grundprobleme der Philosophie in geschichtlicher Entwicklung, UTB Verlag, 2024

Bleckwenn, Ruth; Schwarze, Beate; Gestaltungslehre, Verlag Handwerk und Technik, 2009


Dior, Christian; Das kleine Buch der Mode; Catherine Dior and Jean-Pierre Teto, 2007, Verlag der Edel Germany GmbH, 1. Auflage 2014

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