Aus Resten der lokalen Agrarwirtschaft sollen hochwertige Materialien werden, die zum Beispiel als Membranen, Beschichtungen oder Verpackungen wieder eingesetzt werden können. Dafür arbeiten seit dem ersten November vier junge Forscherinnen und Forscher an der TU Bergakademie Freiberg in der neuen Nachwuchsforschungsgruppe BioWin. Potenzial für die Umsetzung sieht das Team bei über 18.000 Betrieben der Bioökonomie in Sachsen. Neben der Herstellung der innovativen Produkte im Labor prüft der wissenschaftliche Nachwuchs auch, ob die recycelten Materialien nachhaltig und wirtschaftlich sind.
Freiberg/Germany, 24. November, 2025. – Fasern können für alles mögliche Verwendung, wie in der Garnherstellung und Textilien für Technologie oder Bekleidung finden und werden technologisch heute mit etwas mehr aufwand, aber in anderen Mengen und sehr spezifisch produziert als man sich heute noch vielleicht ein Spinnrad vorstellen kann. Mittels eines Wollknäuel wird aus der Hand Stück um Stück Masse nachgegeben und es entsteht ein langer Faden. So war es vor sehr vielen Jahrzehnten und Jahrhunderten. Heute machen diese Arbeit hochtechnische Anlagen. Unterschieden werden dabei Stapel- oder Langfasern. Produkte mit Stapelfasern setzen sich aus viel kurzen Einzelstücken zusammen, was etwas über den Zustand und Eigenschaften des späteren Produktes aussagen können wird.
Die Nachwuchsforschenden werfen ihren Blick auf Stoffe die aus Rapsstroh, Obsttrester oder Kartoffelschalen, dass sie mit einem geeigneten Herstellungsverfahren in Verbindung bringen können. Die Fasern dieser Stoffe liegen im Mikrometer und Nanometerbereich als auch fest definierbarer Schichten. Diese als biogen bezeichneten Reststoffe werden in nachhaltigen mechanischen Verfahren als auch, als grün bezeichnete Lösungsmittel in ihre Bestandteile zerlegt. Was früher das Spinnrad war ist heute das Elektrospinnen, Nassspinnen oder eine inzwischen ganz andere Technik, das Sprühbeschichten. Membranen werden bsw. bei der Herstellung wasserbeständiger Kleidung angewendet. Die Bestandteile werden durch diese Verfahren zu neuen Materialien rekombiniert.
„Schlussendlich wollen wir möglichst alles aus der komplexen Struktur der Biomasse verwerten und dafür eine grüne Chemie mit nachhaltigen Prozessen nutzen. Kombiniert werden die praktischen Arbeiten im Labor mit einer detaillierten Wirtschaftlichkeits- und Nachhaltigkeitsanalyse. Wir sind Nachhaltigkeitsenthusiasten und genau das ist das Besondere am Projekt BioWin und an unserer Nachwuchsforschungsgruppe“, erklärt die Leiterin der Nachwuchsgruppe Dr. Vanessa Castro (Vgl. Nachhaltigere Materialien für die Textilindustrie, 2025).
Die Nachwuchsforschenden prüfen aktuell wie Unternehmen im Bundesland Sachsen/BRD die Materialien und Verfahren zum Upcycling der Reststoffe wirtschaftlich und nachhaltig einsetzen können. Fürs erste sollen die Simulations- und Potenzialanalysen in einer Datenbank Interessierten zur Verfügung gestellt werden.
Durch diese Arbeit ist man mit einem Thema konfrontiert das dem eigenen Berufsbild als Wirtschaftswissenschaftlern eher Fremd ist und verlangt sich damit auseinander zu setzen was fachliche Kompetenz mit sich bringt, zu erwerben ist, die später auch in anderen Bereichen neue Zusammenhänge erkennen lassen können. Weiterhin liefert die Beschäftigung damit auch eine intensive Netzwerkarbeit, sowie Unternehmensgründung und Auseinandersetzungen mit Diversität und Gleichstellung, wie die Begünstigten meinen.
Weiterhin wird sich die Nachwuchsforschungsgruppe in das Freiberg Center for Circular Economy (FCCE) als übergeordnetes Kompetenzzentrum im Bereich Kreislaufwirtschaft an der TUBAF einbringen.
EU und Land Sachsen fördern wissenschaftlichen Nachwuchs
Die Kosten für das Vorhaben in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro werden aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) und aus Steuermitteln des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes finanziert. Ziel der Programme ist die Stärkung einer stabilen, nachhaltigen und digitalen Wirtschaft und die Verbesserung der Fachkräfte-Ausbildung im Freistaat Sachsen.
Grüne Chemie
Seit den 1990er-Jahren bereits ist das Konzept der grünen Chemie entstanden, dessen Ziel es war, einen Nullabfallkreislauf zu entwickeln. Textilien gehören mitunter zum Grundbedarf und deuten daher auch auf den Volkswirtschaftlichen Stellenwert der bis heute andauernden Durchsetzung von Nachhaltigkeit und Nullabfallkreislauf hin
Infokasten: Weitere Informationen:
• Beteiligte Institute und Forschungsgruppen
• Institut für Nanoskalige und Biobasierte Materialien
AG Grüne Funktionsmaterialien
• Institut für Thermische Verfahrenstechnik, Umwelt- und Naturstoffverfahrenstechnik
• Professur für Corporate Sustainability and Environmental Management
• BioWin-Website: https://tu-freiberg.de/biowin
• ESF Plus Nachwuchsforschungsgruppen an der TU Bergakademie Freiberg (https://tu-freiberg.de/forschung/esf-promotionsfoerderung/)
Nachhaltigere Materialien für die Textilindustrie, 2025
http://de.gate-communications.com/nachhaltigere-materialien-fuer-die-textilindustrie/
Bildquelle
Mitgieder der Nachwuchsforschungsgruppe: Gruppenleitung: Dr. Vanessa Castro (Mitte) und Doktorandinnen und Doktoranden: Anthony Gerhardt, Emmanuel Udekwe Nwanegbo, Una Smailbegovic. Quelle: Andreas Hiekel, Copyright: TU Bergakademie Freiberg / A. Hiekel



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