Medien Kreislauf

Journalismus in Social Media: Zu wenig Geld für gute Inhalte

Mannheim, 04. September 2024.Eine aktuelle Studie einer Gemeinschaftsarbeit zwischen dem ZEW Mannheim und der University of Technology and Economics Budapest zeigt, social-media und Nachrichten-Anbieter können dann voneinander profitieren, wenn Nachrichten-Anbieter nach Qualität der Inhalte bezahlt, und Betreiber von social-media diese darin unterstützen würden. Potenzielle LeserInnen nutzen aufgrund der News-Webseiten weniger die klassischen News-Webseiten des Online-Journalismus durch Verleger.

„Würden die Betreiber von Social-Media-Plattformen die klassischen Nachrichten-Anbieter besser bezahlen, hätten sie einen doppelten Nutzen: Erstens steigen durch solche Zahlungen die Anreize für eine bessere Nachrichtenqualität – wenn durch journalistische Inhalte die Content-Qualität steigt, nutzen auch mehr Menschen soziale Medien. Zweitens steigt dadurch der Wettbewerb im digitalen Anzeigenmarkt sowohl in Social Media als auch bei News-Websites, was wiederum Online-Journalismus zugutekommt. In unserer Studie zeigen wir, dass Soziale Medien und Nachrichten-Anbieter auch voneinander profitieren können“, erklärt Luca Sandrini, PhD, Ko-Studienautor aus dem ZEW-Forschungsbereich „Digitale Ökonomie“.

Soziale Medien profitieren von der Arbeit der Nachrichten-Webseiten. Daher wurden bislang News-Anbieter von sozialen Netzwerkbetreibern vergütet. Die Studie zeigt allerdings, das sich Ausgleichszahlungen durch social media Anbieter nicht lohnen.

Sind Forderungen der Verleger zu hoch, werden Inhalte von Nachrichten-Webseiten und damit aus den sozialen Medien verbannt. Unterhalb eines Schwellwertes hingegen gäbe es Verhandlungsspielraum, wie die Studie weiter zeigt.
Die Autoren schlagen daher verpflichtende Verhandlungen vor. „Optimal wäre ein System, das die Höhe von Geldzahlungen an die Qualität von zusätzlich erstellten Nachrichten bindet – je höher die Qualität, desto höher die Zahlung“, sagt Robert Somogyi, PhD, Ko-Autor der Studie von der Budapest University of Technology and Economics.

In diesem Konzept ist Qualität ein objektiver, messbarer Indikator, beispielsweise die Anzahl der Vollzeitäquivalente, die in einer Nachrichtenredaktion beschäftigt sind. User/innen bringen Qualität oft mit positiven Eigenschaften wie Vertrauenswürdigkeit und Informationswert in Verbindung, da die von einer Nachrichtenwebsite mit einer größeren Redaktion produzierten Inhalte in der Regel eine bessere und umfassendere Berichterstattung über lokale Nachrichten und internationale Ereignisse bieten.

„Diese Erkenntnis ist relevant für politische Versuche, den Wettbewerbsdruck zwischen Plattformen und Journalismus durch Gesetze zu entschärfen und sollte auch für den EU-Markt nach der EU-Copyright-Richtlinie von 2019 gelten“, sagt Somogyi.

Modell für optimale Zahlungen

Die ZEW-Studie untersucht in einem spieltheoretischen Modell eines zweiseitigen Marktes die Auswirkungen von politischen Regelungen, die Zahlungen von Sozialen Medien an Verleger vorschreiben. Die Forschenden betrachten die Marktumgebung, in der Verbraucher/innen Nachrichten über Soziale Medien und Nachrichten-Webseiten konsumieren können und digitale Werbeanzeigen vermarktet werden.

Aufgrund der erheblichen gesellschaftlichen Bedeutung von Journalismus ist der Schutz des Berufsstands vor dem überwältigenden Wettbewerbsdruck großer digitaler Plattformen zu einem wichtigen Ziel für Regulierungsbehörden geworden. Weltweit werden verschiedene politische Ansätze verfolgt, um Journalismus zu schützen, beispielsweise in Australien, Kanada oder Indonesien. Bemühungen gibt es aktuell im Vereinten Königreich und Neuseeland sowie in den USA auf landesweiter und auf Staatenebene. Nach der Einführung der EU-Urheberrechtsrichtlinie im Jahr 2019 hat Google begonnen, Lizenzvereinbarungen mit Nachrichtenverlagen in Deutschland und anderen europäischen Ländern zu unterzeichnen.

Originalpublikation:

https://ftp.zew.de/pub/zew-docs/dp/dp24043.pdf


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