Paar auf der Bank sitzend umarmt sich

Häufiger Sex ist ein Faktor für hohe Beziehungszufriedenheit


„Kann eine Ehe ohne Sex eine glückliche sein?“, fragte 2024 ein Artikel im New York Times Magazine. Anhand von 30 verheirateten Paaren, die in Interviews über ihre Beziehungen berichteten, hatte eine Journalistin die These aufgestellt, dass unter einem sexlosen Eheleben nicht zwingend die Beziehungszufriedenheit leiden müsse – eine überraschende Feststellung, denn gemeinhin gilt: Ein erfülltes Sexualleben ist ein elementarer Bestandteil einer glücklichen Beziehung. Um diesen Widerspruch zu ergründen, hat der Psychologe Franz J. Neyer von der Universität Jena gemeinsam mit einem internationalen Team überprüft, was dran ist am vermeintlichen Phänomen der „happy sexless couples“: nicht viel!

Jena/Germany, 16. April 2025. „Dass es generell einen Zusammenhang zwischen regelmäßigem Geschlechtsverkehr und der Beziehungszufriedenheit gibt, ist schon lange bekannt“, erklärt Prof. Dr. Franz Neyer. „Wir haben nun den Artikel zum Anlass genommen, um zu überprüfen, ob unsere Forschungsdaten zur Häufigkeit des Sex eine substanzielle Gruppe an Beziehungen ausweisen, die das beschriebene Phänomen unterstützt.“ Dafür haben die Psychologinnen und Psychologen aus Jena, Kanada und den USA Informationen von rund 2.100 deutschen, heterosexuellen Paaren im Alter zwischen 20 und 39 Jahren ausgewertet. Über 86 Prozent der befragten Paare gaben an, sehr zufrieden mit ihrer Beziehung zu sein und häufig – etwa einmal wöchentlich – Sex zu haben. 3,6 Prozent hatten seltener Sex – weniger als zwei bis drei Mal im Monat – und zeichneten sich durch eine geringere Zufriedenheit aus. Zwei weitere Gruppen im jeweils einstelligen Prozentbereich wiesen bei seltenerem Sex ein uneiniges Bild die Zufriedenheit betreffend auf. Hielten die Forschenden gezielt nach Paaren Ausschau, die selten Sex haben, aber trotzdem mit ihrer Beziehung hoch zufrieden sind, so konnten sie nur 49 Paare – also lediglich 2,3 Prozent – identifizieren. „Die signifikante Gruppe der ,Happy Sexless Couples’ gibt es also nicht“, resümiert der Jenaer Persönlichkeitspsychologe.

Mediales Phänomen bildet nicht die Realität ab

Doch ist es Franz Neyer wichtig zu betonen, dass die Studie kein normatives Bild zeichnet, wie eine Beziehung auszusehen habe und dass Sexualität hierbei zwingend dazugehöre. „Jede Beziehung ist anders und viele verschiedene Faktoren, die wir in dieser Analyse nicht aufgreifen, spielen für die Zufriedenheit eine Rolle“, sagt er. Das Team beschränke sich zudem auf die Altersgruppe der jungen Erwachsenen – wie sich der Zusammenhang im Alter verhält, wenn sich die Bedeutung von Sexualität ändert, konnte das Team auf dieser Datenbasis nicht untersuchen. Diese Gruppe habe aber auch der Artikel des New York Times Magazine nicht angesprochen.

Trotzdem seien solche Untersuchungen wichtig, um zu zeigen, dass solche medial häufig thematisierten Beziehungsphänomene nicht zwingend die Realität abbilden. Sie böten jedoch zumindest den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit, Forschungsfragen in die Öffentlichkeit zu bringen und gesellschaftliche Diskurse anzuregen.

Daten aus Langzeitstudie

Die Daten für die Untersuchung stammen aus der repräsentativen Langzeitstudie pairfam, während der Psychologinnen und Psychologen sowie Soziologen und Soziologinnen von 2008 bis 2022 jährlich rund 12.000 Personen, deren Partnerinnen und Partner sowie deren Familienmitglieder befragt hatten, um über einen längeren Zeitraum Informationen zur Lebens- und Beziehungszufriedenheit der Probandinnen und Probandinnen zu erlangen. Während die Erhebung der Daten abgeschlossen ist, fließt deren Auswertung nach wie vor in eine Vielzahl von Studien ein.

Kommentar Autor Axel

Erik H. Erikson, Psychoanalytiker, hat Psychosoziale Stadien und innere Konflikte des Menschen untersucht. Dabei konnte er feststellen, das es die durch ihn benannten Psychosozialen Modi gibt. Die von ihm benannten Modi sind die Schnittstellen des Menschen zwischen Produktivität (Organentwicklung) und Beziehungen. Aus Perspektive des Mannes bsw. kann das die Bedeutung haben, der Wunsch oder der Drang sexuell vordringen oder eindringen zu wollen, sublimiert, also wird dadurch veredelt das er diesem Wunsch nicht nachgeben kann, weil ihm dazu die Frau fehlen würde. Stattdessen wandelt der Mann diese sich aufbäumende Energie in Produktivität um. Aber nur solange bis der sexuellen Befriedigung nicht nachgegeben werden konnte. Der Akt ist daher unausweichlich und eine Notwendigkeit.
Die Lust am Vordringen bedeutet dann, ich habe Interesse Dinge erfahren zu wollen, ich will Themen verstehen die sich mir stellen, Interesse am Leben und den Menschen.
Wird diese Lust zum geeigneten Zeitpunkt aber nicht befriedigt, dann würde auch die Lust am Vordringen oder Eindringen wollen nicht aufhören.
Beim Mann entspricht das der Situation das er grundlegend das Informative produziert, während aus dem weiblichen Geschlecht Sinnlichkeit in der Welt produziert wird, bsw. ist Kunst weiblich?
Die Frau wäre aus dem einfachsten Fall des Geschlechts ein Mensch der empfangen würde. Kann sie nicht empfangen wird bei ihr diese Energie ebenfalls solange produktiv umgesetzt bis der Reifegrad zum Sexuellen Akt erfüllt wird. Bleibt dieser Akt wie beim männlichen Geschlecht aber unerfüllt, wird weder die Produktivität verbessert noch wird Energie aufgebaut oder umgewandelt. Es kommt zu zwangsläufigen Verdrängungen. Und weil, wie Sigmund Freud erkannt hat, ein Teil der sexuellen Energie nicht nur der Fortpflanzung dient sondern gesellschaftsrelevante Bindungskräfte in sich trägt, wird die verdrängte Energie in die Gesellschaft übergeleitet und nicht mehr zum Geschlechtspartner.

Meiner Auffassung nach spielt die Einigung und die Fähigkeit beider Parteien in einer Beziehung im Umgang mit Sexualität die entscheidende Rolle. Ich muss der sexuellen Lust solange widerstehen bis die Energie mich überwältigt und damit bei beiden Partneranteilen zum Akt führt. Bis dahin wird die aufkeimende Energie in die Produktivität, also der Lust an den Dingen des täglichen Lebens, der Arbeit, Beziehung, Job und Leben umgewandelt.
Lust wird benötigt um uns selbst zum Ausdruck zu bringen, was Teil der gesamten menschlichen Produktivität ist. Diese Orgmodi, die nach der Schnittstelle zu den inneren Organen benannt sind umfassen nach Erikson die Einverleibung (Teil der 3 Identitätsstufen, Identität, Introspektion, Einverleibung), Zurückhaltung, Ausscheidung, Eindringen und Umschließen. (Vgl. Erikson, 1988, S. 39). Erikson stellt heraus, dass man von einer Gesellschaft erwarten muss, die Art verlängerter Kindheit des Menschen weiter zu fördern und auszubauen (Vgl. Erikson, 1988, S. 35). (Vgl. Kommunikation, http://de.gate-communications.com/kommunikation/)
Und auch wenn man ein Vordringen des Mannes auch aus informativer Dominanz als Macht begreifen würde, so muss man vielleicht auch erwähnen, Wilhelm Reich konnte feststellen das ein Umschließen des weiblichen Geschlechts eine Sogwirkung entwickelt, was in Erweiterung des Produktiven Lebens die Frage offen lässt bei wem wirklich die Macht Dominanter ist. Beide Anteile des Geschlechts sind für die Weiterentwicklung des Lebens relevant. Bekannt ist bisher, bei Frauen liegt eine zyklische Denkweise zugrunde, bei Männern eine lineare. Jeweils das für die Erzeugung der Nachkommenschafften relevante setzt sich hierbei durch.



Originalpublikation:

M. D. Johnson et al.: How Are Sexual Frequency and Relationship Satisfaction Intertwined? A Latent Profile Analysis of Male–Female Couples, Journal of Family Psychology, 2025, (https://doi.org/10.1037/fam0001331)

Bildquelle
Anne Günther/Uni Jena, Ein junges Paar auf einer Bank.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert