Hermann Hesse mit Spruch zum Sinn des Lebens

Eltern sind nicht zufriedener, aber empfinden mehr Lebenssinn


Eine repräsentative Studie in dreißig europäischen Ländern zeigt, dass besonders Frauen mit niedrigem sozioökonomischen Status mit ihrem Leben weniger zufrieden sind als kinderlose Frauen in gleicher sozialer Lage. In den nordeuropäischen Ländern geht Elternschaft mit den höchsten Werten an Zufriedenheit und Sinn einher / Veröffentlichung im „Journal of Marriage and Family“

Köln/Germany, 26. Mai 2025. – Hermann Hesse war nicht alleine mit seiner Darstellung – „Wir verlangen, das Leben müsse einen Sinn haben – aber es hat nur ganz genau so viel Sinn, als wir selber ihm zu geben imstande sind“. Auch Erich Fromm beschreibt sinngemäß, durch die Liebe zu meinem Partner bin ich im anderen ganz bei mir selbst. Neben einigen weiteren Autoren zeigt auch der Populärphilosoph Richard David Precht mit „Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens“ den Inhalt einer Vorstellung der Sinnhaftigkeit des Lebens. Denn eines sei gesichert, wenn im Geist Vorstellungen der bisherigen Welt zu sterben drohen, dann geht damit meist eine Weisheit fürs Leben einher worin auch ein neuer, ein höherer Sinn zu finden ist. Und genau das erleben wir gegenwärtig.
Die Künstliche Intelligenz, die man getrosst als eine radikale Innovation bezeichnen darf, zieht in der Vorstellung vieler Menschen den Boden unter den Füssen weg. Weil alles was bis hierher aufgebaut war nutzlos und sinnlos erscheint. Der Sinn wäre dann nur noch darin zu finden sich auf das Wesen des Menschen reduzieren zu können, was wiederum der mentale Tod mit sich bringt. Ein Treiber der sehr vielen Menschen Angst macht. Die höchste Form der Sinnfindung liegt aber im Glauben daran das in jeder Generation Herausforderungen zu meistern waren und gemeistert werden konnten. Umgekehrt muss genauso die Frage gestellt werden, was wäre ein Leben, ein Leben das für jeden Menschen Gültigkeit besitzt wenn es keine neuen Herausforderungen mehr gäbe? Um das Wort Hesses zu erfüllen, so muss ein jeder für sein Leben den eigenen Sinn finden und ergründen und nicht ausschließlich der Masse nachlaufen. Nicht alles was andere um mich herum tun ist gut für mich und mein Leben. Mit der Künstlichen Intelligenz steht uns viel Leben mit dem eigenen Individualismus gegenüber. In „Das Leben der Formen“ hat der Modeschöpfer Alessandro Michele die nie zuvor dagewesene Freiheit des Denkens die sich durch die Diversität der menschlichen Entwicklung hervorgetan hat deutlich werden lassen. Und die war eine Notwendigkeit der Evolution zum Überleben der Menschen. Dem tut Byung Chul Han sein übriges Hinzu wenn dieser erklärt, das die Macht, die innere wie die Äussere den Körper formt, und das wir vom Zeitpunkt der Geburt bis zum Tode die Chance haben Einfluss auf unser Leben nehmen zu können. Und mit diesem Formen geht auch die Frage nach einer inneren Ordnung einher die es zu meistern gäbe.
Wer den Sinn des Lebens sucht lebt gesünder, heisst es an anderer Stelle, denn es bedeutet nicht in meinem hier und jetzt zu verharren sondern mit einer Form kindlicher Erwartung auf immer neues gespannt blicken zu können. Und genau darin überschneiden sich die Vorstellungen an die Zukunft mit dem das ein Leben, das mein Leben durch die Nachfolge einen Sinn findet. Als Mensch äussere ich meinen Glauben an ein Leben nach dem Tod dadurch, das ich einer Nachfolge neues Leben schenke. Der Glaube ist, wie an anderer Stelle beschrieben, tief im Menschen verankert. Meist geht der Sinn im Leben, und das ist eine Frage der Motivation weshalb man Kinder bekommt, damit einher das Nachwuchs in die Welt gesetzt wird.

Eine Studie von Dr. Ansgar Hudde und Professorin Dr. Marita Jacob am Department für Soziologie und Sozialpsychologie der Universität zu Köln hat gezeigt, dass Elternschaft mit einer geringeren Lebenszufriedenheit, aber einem höheren Sinn im Leben verbunden ist. Die Ergebnisse sind unter dem Titel „Parenthood in Europe: Not More Life Satisfaction, but More Meaning in Life“ in der Fachzeitschrift Journal of Marriage and Family veröffentlicht.

Untersucht wurden zwei zentrale Komponenten des Wohlbefindens bei Erwachsenen mit und ohne Kinder: Lebenszufriedenheit und Sinn im Leben. Die Analyse der Soziolog*innen basiert auf Daten von über 43.000 Teilnehmenden aus dreißig Ländern, die im Rahmen des European Social Survey regelmäßig befragt werden. Sie bewerteten unter anderem, wie zufrieden sie insgesamt aktuell mit ihrem Leben sind und ob sie ihre Lebensinhalte im Allgemeinen als wertvoll und lohnend ansehen. „Die bisherigen Debatten über Elternschaft haben sich zu sehr auf Glück und Zufriedenheit konzentriert“, sagt Hudde. „Unsere Studie zeigt: Wer Kinder hat, lebt nicht automatisch zufriedener – aber häufiger mit dem Gefühl, dass das eigene Leben sinnvoll und wertvoll ist.“

Die Studie zeigte zudem, dass er Zusammenhang zwischen Elternschaft und Lebenszufriedenheit je nach sozialen Umständen und nationalem Kontext variiert. Wer zufriedener ist – Eltern oder Kinderlose – unterscheidet sich somit nach Geschlecht und soziökonomischem Status. Betrachtet man etwa Frauen mit niedrigem sozioökonomischem Status, sind diejenigen mit Kindern weniger zufrieden als die ohne Kinder in gleicher sozialer Lage. Bei Frauen mit höherem sozioökonomischem Status sowie bei Männern insgesamt sind die Unterschiede zwischen denen mit und ohne Kinder dagegen gering. Die Beziehung zwischen Elternschaft und Sinn im Leben ist jedoch über sozioökonomische Gruppen und nationale Kontexte hinweg ähnlich: Wer Kinder hat, empfindet sein Leben im Schnitt als sinnvoller und wertvoller.

Dennoch ist Elternschaft nicht zwangsläufig ein „Trade-Off“ zwischen weniger Zufriedenheit und mehr Sinn im Leben. Das zeigt der Vergleich zwischen europäischen Regionen. Unter bestimmten Bedingungen, wie beispielsweise dem kulturellen und politischen Kontext der nordischen Länder, ist Elternschaft sowohl mit einer höheren Lebenszufriedenheit als auch mit Lebenssinn verbunden, zwei Schlüsselkomponenten eines guten Lebens.

„Die Ergebnisse zeigen, dass gute Rahmenbedingungen beides ermöglichen können: Sinn und Zufriedenheit“, sagt Hudde. „Ende der 2000er Jahre haben international viele Beobachter gestaunt, wie sehr sich die deutsche Familienpolitik nach vorne bewegt hat – mit Kita-Ausbau und Elterngeld nach skandinavischem Vorbild. Von diesem Schwung ist aber heute kaum noch etwas zu spüren. Auch heute braucht es wieder neue Initiativen, um Familien besser zeitlich zu entlasten und finanziell zu unterstützen.“

Hudde und Jacob arbeiten derzeit an weiteren Analysen zum Zusammenhang zwischen Elternschaft, Zufriedenheit und empfundenem Sinn. Ein weiteres Ergebnis aus laufender Arbeit zeigt: Der Effekt von Elternschaft zeigt sich nicht nur im Vergleich von Menschen mit und ohne Kinder, sondern auch im Vorher-Nachher-Vergleich. Zur Geburt des ersten Kindes steigt die Lebenszufriedenheit – sinkt aber schnell wieder. Der empfundene Sinn im Leben bleibt dagegen dauerhaft erhöht.

Originalpublikation:

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jomf.13116

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Zitat Herman Hesse, berühmte Zitate_de


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