Veronika Bachmann ist seit 1. April 2025 Professorin für Biblische Einleitung und biblische Hilfswissenschaften an der Uni Würzburg. Neben Schriften aus der Bibel erforscht sie auch außerbiblische Texte.
Der Zeitraum als die Bibel geschrieben wurde umfasst runde 1400 Jahre und inklusive zur heutigen Zeitrechnung vor 6000 Jahren, bzw. um Christi Geburt geht auf 4000 Jahre zurück. Der erste Mensch, genannt Lucy, ein weibliches Wesen, geht auf eine Entstehungszeit um ca. 3 Millionen Jahre zurück. Die Gehirnentwicklung hat zwangsläufig einen evolutionären Verlauf und war erst viel später in der Lage denkend zu werden. Wir reden hier von der Zeit der Mythologie. Die Bibel dient also der Kultivierung des Geistes. Daher darf der Mensch dennoch von einer Affenform abstammen, wie es in der Vergangenheit noch oft geheissen hatte.
Würzburg/Germany, 17. April 2025. Die Bibel gehört zu den meistübersetzten Büchern der Weltgeschichte. Die Besonderheit an der Bibel ist ihre Formen der Auslegungen, Exegese. Auffällig ist immer wieder das zutreffende dessen, was man darin liest und vieles sind Rätsel die zu lösen sind oder der Darstellung entsprechen wie die Bibel es selbst beschreibt. Den ursprünglichen Wunsch „Du sollst Gott von ganzem Herzen lieben…“ was die Bedeutung hat ihn erforschen zu wollen. Gleichsam wirkt Gott durch die Religionen unterschiedlich. So bsw. gibt es im Glauben des Judentums nur den dualistischen Gott, mit Vater und Sohn, in der christlichen Religion gibt es neben Vater, Sohn noch den Heiligen Geist, der die Bedeutung hat den Heiligen Geist in sich als Dreigestirn aufzunehmen um damit mit Vater und Sohn verbunden zu sein.
Während gewisse Gruppierungen die Bibel wörtlich nehmen, versuchen andere zum Beispiel die tiefere Symbolik hinter den Texten zu ergründen. Wieder andere möchten heute gar nichts mehr mit der Bibel zu tun haben, da sie ihnen insgesamt als zu veraltet vorkommt.
Der Zeitpunkt, von dem die Bibel berichtet entspricht dem Zeitpunkt der Entstehung des Patriarchats und der menschlichen Sesshaftwerdung. Die Zeit der Mystik entspricht einer Zeit mündlicher Überlieferungen. Ab der Antike wurden regelmäßiger Schriftstücke verfasst. Während der Entstehungszeit, bzw. dem Übergang von der Mystik bis zur Antike ist freilich ein großer Zeitbogen und damals waren irdische Gegenstände wie Berge, Täler, Landschaften, Feuer, Wasser und alles denkbare Götter und wie Heide Göttner-Abendroth belegt, werden zunehmend auch Göttinnen erkannt. Diese Form der Fassung, teils irdische, teils himmlische Begebenheiten mit den Augen erfassen zu können und gedanklich zu verarbeiten weist auf die Entwicklung des Gehirns zum damaligen Zeitpunkt hin.
Mit der Evolutionären Entwicklung des Gehirns ist auch aktives Bewusstsein entstanden. Der Bedarf Kultur entstehen zu lassen ist aus einem tiefliegenden menschlichen Bedürfnis entstanden. Sowohl in den einzelnen Volksstämmen als auch später Global haben die Völker unabhängig voneinander religiöse Riten abgehalten und entwickelt.
Es existieren nach der Mythologischen Entstehungsgeschichte zwei globale Religionen. Eine nach altorientalischer Himmelsmythologie und eine Mythologie nach altindischer Versenkungslehre.
Psychoanalytisch dargestellt erfolgte die Entstehung dadurch, das die ganze Entwicklung von der Wertung des Feuers ausging, die auch als Sonne am Himmel steht und damit die weitere Assoziation zum Tierleib, aus weiblichem Verständnis, was dazu führte, das man Tieropfer brachte (Otto Rank, das Trauma der Geburt). Rituale dieser Art gelten als der mütterliche Ursprung des Sonnenkults. In gleicher Weise gelten die Sterne als verstorbene Vorfahren und hat damit das Eintauchen in die Unterwelt gedeutet, sofern diese am Nachthimmel auftauchten und damit im Kreislauf der Dinge ein Ort der Fruchtbarkeit wurde. Dieses Verständnis spricht offensichtlich für ein Vorhandensein matrizentrischer Kulturen und deutet auf die Tatsache hin, wie heute nachweisbar, das ein männliches Gedächtnis aus dem weiblichen entstand.
Die Entstehung der Vorstellung eines männlichen Gottes geht auf eine Verleugnung einer Urmutter hinaus, weil durch die Entstehung der Kinder eine Form göttlicher Strafe durch Dämonen vermutet wurde. Um zu verhindern, das durch den sexuellen Akt neue Kinder aus einer Form der Urmutter entstehen, entstanden Rituale (Spermakult) bei denen das Ejakulat durch den Mund aufgenommen wurde (Otto Rank, S. 118).
Die Furcht vor Strafen der gewaltigen Natur und damit durch Gottheiten hatte die Entstehung der Opfergaben zur Folge. Daher sind wir beim, wie es Carl Gustav Jung beschrieben hat, einer Phase des Kollektiven Gedächtnisses. In jedem Menschen ist diese religiöse Zeit angelegt, was bedeutet, Menschen sind in Verkörperung ihres Wesens tief Religiös.
Die Evolutionäre Zeit vergeht Exponentiell und das bedeutet das gegenwärtiges Wissen sich im Unterbewusstsein komprimiert. Die Zeit der Religion ist daher heute in den Anfängen eines jeden Menschen als Grundwert angelegt. Was im Unterbewussten angelegt wird, kommt immer wieder ins aktuelle Geschehen. Mit zunehmendem Bewusstsein ist auch das Bedürfnis entstanden zu schreiben, festzuhalten.
Irgendwann haben Menschen begonnen die Bibel zu schreiben, vielmehr die Bücher der Bibel die später als Bibel oder gerne auch jeweils als Koran und jeweils Tora zusammen gefasst wurden. Bei letzteren kenne ich die Zeiträume nicht. Die Bibel hat damit die Aufgabe, der Entstehung menschlichen Denkens eine Form zu geben. Die biblischen Geschichten sind in der Realität passiert und damit im kollektiven Gedächtnis angelegt!
Vielleicht kann man es besser so darstellen, die Heiligen Bücher schreiben das, was kollektiv geschehen ist, was als die Wahrheit gilt und sich immer wieder wiederholt. Es wäre demnach weniger wichtig von sich aus zu behaupten ich glaube oder glaube nicht, vielmehr täte ein Mensch gut, wenn er wüsste was Biblisch ist und sich dem Glauben zu beugen, um vor vielem verschont zu bleiben, was an sich so oder so passieren wird. Denn das ist der Lauf des Lebens und die Bibel gilt als ihre Anleitung!
Was früher einmal in Zeiten der Mystik bis hin in die späte Zeit der Antike passierte, ist dem Menschen heute als religiöses Fundament in der frühen Zeit angelegt. So wäre bsw. die Geschichte der Arche Noah der Zeitpunkt im Heute, aktuellen jungen Menschen, bei dem dieser in der Lage ist Kultivierung jeglicher Form anzunehmen. Der Archetypus steht für eine übergeordnete Form eines Charakters, was Kinder oft auch als Heldenfigur annehmen. In der Tat war Noah vielleicht auch der erste wirkliche Held, ein Held der Wahrheit in dem die Autorität Gottes steht. Was er sagt und tut passiert in der Realität, was nicht nur den Glauben untermauert und bestätigt, vielmehr hat Noah viel Hohn und Spott ertragen, weil kein Wasser da war, er ein Schiff bauen sollte, und wusste und nur er glaubte, wusste im festen Glauben, das eine Sintflut käme. Es ist diese Form des Glaubens einer inneren Überzeugung, die durch die Trockenheit einer Zeit trägt (Erich Fromm, Die Kunst der Liebe). Arche steht für den Typus Entstehung seiner erstmaligen Anlage zur Charakterform.
Diese Form der Kultivierung religiöser Riten haben sich auf wenige umfangreichere Religionen entwickelt. Mit Judentum, Christentum und Muslimen sind, aus der ursprünglichen Religion des Judentums drei gesellschaftliche Religionen entstanden, nach deren Glauben sich der Mensch zu kultivieren in der Lage ist.
Veronika Bachmann ist seit 1. April 2025 neue Professorin für Biblische Einleitung und biblische Hilfswissenschaften an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Bachmann sieht in der differenzierten Auseinandersetzung mit Bibeltexten eine wichtige Kompetenz: „In der Bibel steckt vielstimmige Literatur, verfasst von Menschen, die viel über Gott und die Welt nachgedacht haben. Sie ist ein Kulturgut, das es vor allem gegen politische und religiöse Instrumentalisierungen zu schützen gilt.“ In ihrer Lehre wappne sie die Studierenden, die Texte wissenschaftlich basiert einzuordnen. Dazu gehöre es, die unterschiedlichen Schriften als Literatur ernst zu nehmen, ihre Entstehungskontexte zu kennen und die Vorstellungen und Visionen, die sie zum Thema machen, auf diesem Hintergrund zu verstehen.
Schriften außerhalb des Bibel-Kanons
Ein Forschungsschwerpunkt der Theologin liegt in Texten, die nicht in den Bibelkanon aufgenommen worden sind und aus der hellenistisch-römischen Zeit stammen. Dies umfasst die Zeit zwischen dem Alten und dem Neuen Testament – also ungefähr 350 vor Christus bis 50 nach Christus.
Von großer Bedeutung sind die Schriftrollen vom Toten Meer, die in den 1940ern und 1950ern in Höhlen nahe Khirbet Qumran im Westjordanland gefunden worden sind. Darunter finden sich die ältesten bis heute erhaltenen Fragmente biblischer Texte, aber auch Stücke von Texten, die in Vergessenheit geraten sind, weil sie keinen Eingang in die Bibel gefunden haben. „Erst die Beschäftigung mit diesen Texten lässt uns beispielsweise besser nachvollziehen, warum Menschen in Jesus von Nazareth den erwarteten Messias, also eine königliche Erlösergestalt sehen konnten, obwohl er politisch keine glorreiche Karriere hingelegt hat, sondern am Kreuz hingerichtet worden ist“, so Bachmann.
„Zu wissen, wie damals geschrieben wurde, ist wesentlich, um fundierte Thesen aufzustellen“, meint sie. Anders als heute habe man zum Beispiel nicht zwingend Worttrenner verwendet und keine Satzzeichen gesetzt. Das alles mache das Interpretieren der alten Texte anspruchsvoll, aber auch spannend.
Das Buch Ester: Ein Text mit vielen Versionen
Bachmann beschäftigt sich unter anderem auch mit dem Buch Ester; ein Werk, von dem es eine hebräische Fassung, zwei altgriechische und zwei lateinische Fassungen gibt. Sie interessiert sich vor allem für die Unterschiede: „In der hebräischen Version kommt Gott nicht vor, während er in den griechischen und lateinischen Erzählversionen genannt wird. Die Unterschiede darzulegen und zu erwägen, worin diese begründet sein könnten, ist das Spannende an der wissenschaftlichen Auseinandersetzung“, so Bachmann.
Das Buch Ester spielt im alten Persien. Es erzählt vom Judäer Mordechai, der sich weigert, sich vor Haman niederzuwerfen – einem Beamten, den der König in eine mächtige Stellung befördert hat. Als Konsequenz plant Haman die Ermordung aller Judäerinnen und Judäer im Königreich. Das Buch erzählt weiter, wie diese Gefahr abgewendet werden kann – unter anderem durch das Handeln Esters, Mordechais Cousine, die der König zu seiner Frau erkoren hat.
Den Formen antiker Judenfeindlichkeit nachgehen
„Das Ester-Buch verknüpft das Motiv der kollektiven Bedrohung mit dem Motiv einer kollektiven Verleumdung – vor dem König erzählt Haman von einem Volk, das nicht den königlichen Gesetzen folge und daher auszurotten sei. Diese Kombination von Verleumdung und Bedrohung hat Jüdinnen und Juden im Laufe der Geschichte unseligerweise mehrfach eingeholt“, merkt die Professorin an. Das Ester-Buch halte zuletzt dazu an, sich mit Judenfeindlichkeit und ihrer Geschichte auseinanderzusetzen.
Um Formen antiker Judenfeindlichkeit nachzugehen, liest sie auch Schriften aus benachbarten Kulturen. „Schon in einem Text des altägyptischen Priesters Manetho finden sich despektierliche Pauschalisierungen“, so Bachmann. Es sei wichtig, solche Belege genau zu untersuchen und die Wirkmacht des Schreibers zu prüfen, damit keine verkürzten Schlussfolgerungen gezogen werden. Genaues, detailliertes Lesen sei hier gefordert.
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