Zwei Menschen unterhalten sich am Wasserfall, Nandhu Kumar Pixabay

Bindungsmotive – Bindungsarten

Mit der Geburt des Menschen vollzieht sich eine Trennung des einen vom anderen Leibe. Eine Trennung von der Fromm beschreibt, sie bleibe ein Leben lang Inhalt des Tuns und Wirkens eines Menschen. Otto Rank (1884 – 1939) beschreibt dazu, „Das unterbewusste ist das tiefste innere des Menschen.
D.h. der Mensch ist, abgesehen von seiner Sozialordnung so eng verbunden, er ist im Grunde nackt!“ (Zitat, Vgl. Rank, S. 153, 2007)


Meran/Südtirol, 19. Oktober 2025. – Ob und wie sehr ein Mensch versucht bleibt sich so gut wie nie aus seiner Position heraus zu bewegen, oder mit dem pulsierenden Wechselspiel zu arbeiten die Welt erforschen und doch immer wieder zurückkehren zu wollen, bezieht Otto Rank auf das Herausgetrieben werden, aus dem friedvollen intrauterinen (Meint innerhalb der Gebärmutter, was häufig als Zustand der Geborgenheit, Behütetsein verbreitet ist) Zustand. Die Trennung von der Mutter ist, wie er beschreibt, unausweichlich und traumatisch.

Unabhängig von der Art und Weise wie bis heute Geburten vonstattengehen, die Geburt und damit die Trennung von der Mutter findet auf einem affektiven Niveau statt, ein Erleben das so bedeutungsvoll ist das es sich in anhaltenden Geburts- und Mutterleibsphantasien spiegelt, beschreibt Rank in einem der anerkannt bedeutendsten Psychologiewerken „Das Trauma der Geburt“.
Dieses Trauma, so Rank, ist der Prototyp für alle späteren angstproduzierenden Trennungssituationen. (Der ödipale Konflikt), Etwas Wichtiges im Leben zu wollen oder zu wählen, kreativ zu leben, in allem ist die Trennungssituation das alles begleitendes Element. Was nach Forschungen des Pioniers Wilhelm Reich (1897 – 1957) den unmittelbaren Zugriff auf menschliche Reife, durch Reifung des Gehirns einhergeht. Aus ihm geht, so Rank auch der Heldenmythos hervor. Das Überwinden der Trennung, des Traumas. Man kann daraus ableiten das mit jeder schonenderen und schmerzfreieren Geburt auch das Heldentum verloren ginge. Doch wiederlegt Rank in seinem Werk, das 1923 erschien, diese These.

Die Umstände und der Bindungstyp entscheiden darüber, ob es mir in einer zukünftigen Gesellschaft gut gehen wird, welche Beitrag ich zu leisten imstande sein werde, ob ich ausziehe in die Welt oder im vertrauten Umfeld am meisten Sicherheit empfinde und mein Potenzial auszuschöpfen weis. Nach Sigmund Freud (1856 – 1939) gilt es das ein Ich, die eigene Persönlichkeit über die Familie (Über-Ich) bis hin über die Gesellschaft (Es) hinauswächst.

Der Auszug des Volkes Israel, deren Gesellschaft Sklaven in der Obhut des Pharaos von Ägypten waren, beschreibt genau denselben Vorgang. Der Auszug aus Ägypten in das heilige Land Kanaan, (Nach Angaben Lexikon der Bibel, heutiges Palästina, Gaza) trägt die Bedeutung das über 40 Jahre ein Denken verändert werden sollte, aus der Sklavenhaltung,, oder wie man biblisch sagt, aus der Knechtschaft hin zu einem gesellschaftlichen Volk, dass unter Einhaltung von Regeln selbst bestimmend sein würde.
Das sind die psychologisch, religiösen Grundlagen dafür, ob ein Mensch in einer Sippe bleiben wird oder in eine andere Sippe einzieht. Wie stark eine solche gesellschaftliche Bindungskraft ist, hängt von der Herrschaftsform Matrizentrisch oder Patrizentrisch ab. Der Bindungstyp des Individuums in die damit verbundene Sozialisierung zeigt sich im Verhalten, in der Realität, wie und in welchen Beziehungen wir zueinander stehen. Auf diese weisen kommunizieren wir verbal, non-verbal, scheuen oder bemühen Kontakte, Konflikte finden Kompromisse.

Bindungstypen oder Arten haben als Hintergrund das zu befriedigende Bedürfnis nach Sicherheit. Sicherheit ist aber ein, um es mit Worten von Abraham Maslow (1908 – 1970) zu beschreiben, ein Defizitbedürfnis. Das bedeutet, Sicherheit bliebt nicht auf Dauer, sie muss immer wieder hergestellt werden. Insofern sind auch die Grundlagen in Beziehungen immer wieder neu zu erarbeiten, Beziehung müssen gepflegt oder getrennt werden. Zur Sicherheit gehören Bedürfnisse wie Stabilität, Geborgenheit, Schutz, Angstfreiheit, soziale Strukturen, Ordnungssysteme, Gesetze, Regeln oder Grenzen setzen oder einhalten.

Unsicherheitsfaktoren konzentrieren, d.h., determinieren die Gedanken auf die Unsicherheit die aufgelöst werden soll. Genauer, nach Maslows Beschreibung ordnet sich mit wachsender Verunsicherung das gesamte Wertesystem des Menschen nach und nach um, bis die Unsicherheit beseitigt werden kann. Dazu gehört die gesamte gegenwärtige Weltanschauung, Philosophie oder Zukunftsplanung. Nachfolgend vier Bindungstypen, wovon drei um die Forschungsarbeit über Schimpansen durch ein Forschungsteam über Eléonore Rolland bereichert sind.

Bindung unsicher-vermeidend

Grundlage, die Bezugsperson ging nicht auf Bedürfnisse ein und wurde als unliebsam und unverlässlich empfunden

– Keine Anzeichen von Trennungsschmerz
– Bezugspersonen werden ignoriert bei Rückkehr
– Problem mit Nähe
– lassen andere Menschen emotional nicht an sich heran
– Haben ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Unabhängigkeit
– Verlassen sich am häufigsten auf sich selbst als auf andere

Bindung unsicher ambivalent

Grundlage, die Bezugsperson galt als unberechenbar

– nach Trennung schwer zu beruhigen
– widersprüchliche Verhalten
– klammern sich an Bezugspersonen
– zeigen Aggressives Verhalten
– Weisen Zuwendungen zurück
– Bedürfnis nach Nähe und zugleich Wut auf Bezugsperson ist ein offener Konflikt
– Unstetiges Verhalten beim Bedürfnis nach Sicherheit

Bindung desorganisierte

Grundlage, schwere Vernachlässigung, Misshandlung, Angst, Trauma, Agression durch Bezugsperson

– empfinden gleichzeitig Schutz und Bedrohung durch Bezugsperson
– fehlende Regulation und Unsicherheit gegenüber Bezugspersonen
– Auffälliges Verhalten bei Trennung
– Traumata beeinflussen das gesamte Leben
– Unzuverlässigkeit und Unberechenbarkeit bei Bindungsverhalten
– Vertrauen zu anderen Menschen ist nicht gegeben
– Nähe bedeutet verletzt zu werden
– sucht Nähe und Zuneigung zu der Bezugsperson, zu der es zeitgleich Angst hat
– Emotion, soziale Integration sind schwer bis nicht zu regulieren.
– Kind bleibt maladaptiv (Unangepasstheit), weis in Zeiten der Not nicht wie es darauf reagieren soll

Bindungsmotiv Sichere

Grundlage, die Bezugsperson kann Sicherheit und Verlässlichkeit vermitteln.

– Eine sichere Bindung liefert Selbstvertrauen und Resilienz
– Betroffene zeigen Gefühle
– beruhigen sich in der Obhut der Bezugsperson
– haben ein gutes Selbstwertgefühl,
– sind einfühlsam
– haben ein positives Bild von sich und anderen
– Kontaktfeudig
– fühlen sich in engen Beziehungen wohl
– sind selbstständig
– kommen oft alleine gut klar.

Urheber der Bindungstheorie muss John Bowlby gewesen sein. Mary Ainsworth soll diese Theorie in den 1970er Jahren weiter geführt haben.

Quelle
Verblüffende Ähnlichkeit von Mutter-Kind-Bindungstypen zwischen Mensch und Schimpansen, 12. Mai 2025
http://de.gate-communications.com/verbluefende-aehnlichkeit-von-mutter-kind-bindungstypen-zwischen-mensch-und-schimpansen/

AOK Gesundheit, Bindungstypen, Wie die Bindungsstile unsere Beziehungen beeinflussen, 16. April 2025 (Abgerufen 19. Oktober 2025)
https://www.aok.de/pk/magazin/familie/beziehung/bindungstypen-wie-bindungsstile-partnerbeziehungen-beeinflussen/#:~:text=Die%20Bindungstheorie%20unterscheidet%20vier%20Bindungstypen%20in%20der%20Eltern-Kind-Beziehung.,Eltern%20und%20Paare%20von%20der%20Bindungstheorie%20lernen%20k%C3%B6nnen.


Rank, Otto; Das Trauma der Geburt, 2007, Psychosozial Verlag Gießen, Geschrieben im April 1923


Maslow, Abraham; 2018 Motivation und Persönlichkeit

Bildquelle
Bindunsmotive Nandhu Kumar Pixabay


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