Neandertaler

Spermienkonkurrenz ein zusätzlicher Grund für das schnelle Aussterben der Neandertaler


Koblenz, 05. September 2024. Die Koexistenz zwischen Neandertalern und modernen Menschen gestaltet sich ähnlich des Konkurrenz-Ausschluss-Prinzips. Moderne Menschen setzen ihre Lebensweise schneller durch. Offensichtlich verschwanden die Neandertaler recht schnell. Bislang gab es für dieses zügige verschwinden einige Argumente. Nun aber wird mit der Spermienkonkurrenz ein weiterer, vielleicht aber sogar der wesentlichste Grund deutlich.

Zu den häufigsten Hypothesen des Aussterbens der Neandertaler gehören, Unterschiede im Stoffwechsel, Demographie, Nutzung von Feuer. Auch die Jagd nach domestizierten Hunden gehören dazu. Gründe weshalb sich der moderne Mensch durchsetzen konnte, hatte man bislang in Ursachen von Krankheitserregern, Klima- und Vegetationsänderungen, auch in Vulkanausbrüchen gesehen. Auch wenn der Anteil im Erbgut der modernen Menschen wenige Prozente beträgt und damit relativ klein ist, Studien belegen, Neandertaler und der Moderne Mensch haben sich assimiliert, vermischt.
Neuhäuser and Ruxton (2024) argumentieren nun, dass Vorteile des modernen Menschen in der Spermienkonkurrenz wichtig gewesen sein und zur Schnelligkeit der genetischen Assimilation beigetragen haben können. Zu Grunde liegen dieser Hypothese zwei Befunde: Neandertaler wie auch moderne Menschen waren im Pleistozän wahrscheinlich promiskuitiver und weniger monogam als heutige Populationen. Zudem waren die Gruppen der Neandertaler kleiner als die der modernen Menschen. Damit bieten sich Ansätze für statistische Modelle.

Wenn sich zwei Gruppen der beiden Arten begegneten, könnte alleine wegen der Gruppengröße für jede Frau (egal ob Neandertalerin oder moderne Frau) die Wahrscheinlichkeit für eine Paarung mit einem modernen Mann größer gewesen sein. Und je ausgeprägter die Promiskuität war, umso mehr Sexualpartner jeder Frau waren moderne Männer und keine Neandertaler. Darüber hinaus ist die Spermienkonkurrenz, zumindest bei gleichem Paarungssystem, bei in größeren Gruppen lebenden Arten stärker und Anpassungen an intensive Spermienkonkurrenz wie z.B. größere Hoden werden wahrscheinlicher. Jede Anpassung an die größere sexuelle Konkurrenz bei modernen Menschen würde die Vorteile hinsichtlich der Spermienkonkurrenz noch verstärken.

Je größer die Vorteile in Bezug auf die Spermienkonkurrenz waren, umso weniger einwandernde moderne Menschen sind nötig, um die schnelle Assimilation zu erklären. Vorteile in der Spermienkonkurrenz und andere Erklärungen schließen sich selbstverständlich nicht aus.

Beteiligte Institutionen:
Hochschule Koblenz, Deutschland
University of St. Andrews, Vereinigtes Königreich

Originalpublikation:
Neuhäuser M, Ruxton GD (2024) Sperm competition: an additional cause for the rapid demise of Neanderthals. Science (eLetter) https://www.science.org/doi/10.1126/science.adi1768#elettersSection


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