Vibrotactile device

Vibrotaktile Aktoren erzeugen und verändern Bewegungswahrnehmungen


Saarbrücken, 09. September 2024. Das Gefühl sich zu bewegen, ob in der Realität physisch erlebt oder nicht, das ist Inhalt der Arbeit von Paul Strohmeier, der am Max-Planck-Institut für Informatik an diesem Thema forscht. Geeignet für Prothesen, aber ebenso erschließt es neue Möglichkeiten für die zukünftige, erweitere Realität. Paul Strohmeier erhielt für seine Dissertation den SIGCHI Outstanding Dissertation Award der Universität Kopenhagen.

Dr. Strohmeiers Forschung konzentriert sich auf Kinästhetische Displays, eine neue Klasse von Geräten, die es uns ermöglichen, Bewegungen zu erleben und wahrzunehmen, auch solche, die wir nicht physisch ausführen. Diese Arbeit baut auf seiner umfangreichen Forschung im Bereich des taktilen Feedbacks auf, einem Sinneskanal, der für immersive Erfahrungen entscheidend ist, aber im Vergleich zu visuellen Technologien wie virtueller und erweiterter Realität noch unterentwickelt ist.

Was bzgl. des Gesichtssinns schon länger möglich und aus den Ursprüngen deutlich weiterentwickelt wurde: die Simulation von optischen Welten (augmented reality, virtual reality) steckt bzgl. des Tastsinns noch sehr in den Kinderschuhen. Kräfte und Körperwahrnehmungen zu simulieren bedarf eines anderen Ansatzes. „Heute beherrschen wir visuelle Stimuli; wir sind in der Lage, reichhaltige virtuelle und erweiterte Umgebungen für unsere Augen zu schaffen. Ein Sinn, über den kaum jemand spricht, ist die Kinästhetik – unser Bewusstsein für die Position und Bewegung von Körperteilen. Und obwohl dieser Sinn so zentral für unsere tägliche Erfahrung ist, bleibt er weitgehend unerforscht“, erklärt Strohmeier. „Die ERC-Förderung wird es uns ermöglichen, die Gestaltung dieses Sinneskanals zu erforschen, was die Art und Weise, wie wir mit digitalen Systemen interagieren, grundlegend verändern wird.“ Für die nächsten fünf Jahre stehe Paul Strohmeier und seinem Team fast 1,5 Millionen Euro hierzu zur Verfügung.

Beim Gitarrelernen kann dann nicht nur per Bild oder Video gezeigt werden, wie man einen bestimmten Akkord greift, stattdessen erfährt der Proband, wie das Gefühl in seinen Fingern für diesen Akkord sein muss. Genauso wäre es möglich bei orthopädischen Rehabilitationsmaßnahmen eine positive Verstärkung der erlebten Bewegung zu erzeugen und so die Therapie zu intensivieren.


Dieses vom ERC finanzierte Projekt verspricht, die Grenzen der Mensch-Computer-Interaktion zu erweitern und Bereiche wie Fernschulung, gemeinsame Nutzung von Fähigkeiten und Prothetik zu verändern, indem ein verkörperter Kommunikationskanal in digitale Systeme integriert wird.

Hintergrund Max-Planck-Institut für Informatik:
Das Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken zählt zu den weltweit führenden Forschungsinstituten in der Informatik. Seit der Gründung des Instituts im Jahr 1990 konzentriert es sich auf die Erforschung der mathematischen Grundlagen der Informationstechnologie in den Bereichen Algorithmen und Komplexität sowie Logik der Programmierung.



Weitere Informationen:

http://www.sensint.org/


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