Im Jahr 2023 sind laut der Wanderungsstatistik des Statistischen Bundesamtes rund 265.000 Deutsche ausgewandert – aber wie geht es ihnen nach ihrem Wegzug? Eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) ist dieser Frage nachgegangen und hat untersucht, wie sich das subjektive Wohlbefinden nach einem Umzug ins Ausland verändert. Die Ergebnisse zeigen: Auswandern steigert die Lebenszufriedenheit deutlich – am stärksten ist der Effekt bei Singles.
Wiesbaden/Germany, 18. Dezember, 2024. Die Studienergebnisse basieren auf Daten der German Emigration and Remigration Panel Study (GERPS), die zwischen 2017 und 2022 erhoben wurden. Demnach stieg die Lebenszufriedenheit der Teilnehmenden nach ihrer Auswanderung auf einer Skala von 0 bis 10 durchschnittlich um 0,5 Punkte an. „Dies ist ein bemerkenswerter Anstieg, der im Vergleich etwa doppelt so hoch ist wie der Zugewinn durch einen Umzug innerhalb Deutschlands oder die Geburt eines Kindes“, erklärt Dr. Nico Stawarz vom BiB. Besonders hohe Zugewinne an Lebenszufriedenheit finden sich bei Personen, die die Entscheidung zur Auswanderung weitgehend selbst bestimmen konnten. So verzeichnen Singles mit einem Anstieg von 0,6 Punkten den größten Zugewinn. Bei Personen, die in einer Partnerschaft leben, fällt die Veränderung moderater aus – insbesondere dann, wenn die Entscheidung zur Migration hauptsächlich vom anderen Partner initiiert wurde. „Die Möglichkeit, persönliche Präferenzen und Bedürfnisse in die Migrationsentscheidung einzubringen, spielt eine zentrale Rolle für die Steigerung der Lebenszufriedenheit“, so Dr. Heiko Rüger, Mitautor der Studie.
Wie aus der Untersuchung zudem hervorgeht, bleibt die Lebenszufriedenheit noch bis zu zwei Jahre nach dem Umzug auf einem bedeutsam höheren Niveau. Mit zunehmender Aufenthaltsdauer im Ausland schwächt sich der Effekt allerdings ab, was auf Gewöhnungseffekte oder eine veränderte Wahrnehmung des Auslandsaufenthaltes hindeutet.
Hintergrund: Gründe und Herausforderungen der Aus- und Rückwanderung
Neben finanziellen Vorteilen wie höheren Gehältern sind es auch persönliche Gründe, neue berufliche Perspektiven oder ein Studium, die Menschen zur Auswanderung motivieren. Gleichzeitig bringt die Migration Herausforderungen mit sich, etwa in Form eines neuen sozialen Umfelds, einer anderen Sprache und kultureller Anpassungen. Frühere Untersuchungen belegen, dass rund zwei Drittel der Personen den Auslandsaufenthalt zeitlich befristet und nur für einige Jahre planen. So sind im vergangenen Jahr 191.000 Deutsche wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Die Rückkehrer profitieren in den meisten Fällen beruflich von ihrer Zeit und ihren Erfahrungen im Ausland.
Über die GERPS-Studie
Die Daten für die German Emigration and Remigration Panel Study (GERPS) wurden zwischen 2017 und 2022 erhoben. Dabei handelt es sich um eine repräsentative Befragung Deutscher, die kurz vorher Deutschland verlassen haben oder aus dem Ausland zurückgekehrt sind. Da die ausgewanderten Menschen in zeitlichen Abständen mehrfach befragt wurden (Langzeitbefragung), ist es möglich, ihre Lebenszufriedenheit über mehrere Jahre hinweg zu analysieren. Mit Hilfe statistischer Verfahren können Schwankungen im Wohlbefinden besser auf das Ereignis der Auswanderung zurückgeführt werden – unabhängig von anderen Faktoren wie beispielsweise dem Alter oder auch pandemiebedingten Einflüssen.
Originalpublikation:
Stawarz, Nico; Genoni, Andreas; Ette, Andreas; Rüger, Heiko (2024): Internationale Migration und Wohlbefinden Umzüge ins Ausland führen zu mehr Zufriedenheit. In: BiB.Aktuell 8/2024
Bildquelle: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB), Veränderung der Lebenszufriedenheit mit der Auswanderung
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