Copyright: (Bild: MPI für empirische Ästhetik / F. Bernoully), Jungfräulichkeit im höheren Erwachsenenalter ist auf eine komplexe Mischung aus psychologischen, sozialen und genetischen Faktoren zurückzuführen.

Ein Leben ohne sexuelle Befriedigung, möglich aber vielleicht wenig ästhetisch


Wie kommt es, dass manche Menschen selbst im hohen Erwachsenenalter noch nie Sex hatten? Dieser Frage ist ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik (MPIEA) in Frankfurt am Main nachgegangen. In der bislang größten Studie zu Menschen ohne sexuelle Erfahrung fanden die Forscher:innen heraus, dass Jungfräulichkeit im höheren Alter auf eine komplexe Mischung aus psychologischen, sozialen und genetischen Faktoren zurückzuführen ist. Die Arbeit wurde kürzlich in der Fachzeitschrift PNAS veröffentlicht.

Frankfurt a. M./Germany, 22. September 2025. – Das Bedürfnis nach Sexualität ist zunächst biologischer Natur, entsteht aus den Sexualorganen und übersteigt den eigenen Willen des Menschen. Aus gutem Grund, denn es dient dem Überleben. Die Evolution hat vorgesehen das Menschen sich voneinander Fortpflanzen können, was bereits gedanklich zu einem Problem wird. Denn oft betrachtet man, je nach Zeitgeist die eigenen Erzeugnisse als eine Art der Eigenleistung. Darin findet sich das wieder was biblisch als Erbsünde bezeichnet wird.
Ein Partner, Partnerin ist gefunden und entsprechend kann sich fortgepflanzt werden. Schon aber der Gedanke nach der Partnersuche ordnet sich dem Wunsch, der Macht des Lebens, leben wollen unter, weil im Menschen die Überlebensfähigkeit angelegt ist.
Wie viel der eigenen Liebe oder wie viel steckt hinter einer Sache wie der Liebe und damit verbunden der Sexualität. Erich Fromm beschreibt in „Die Kunst der Liebe“ das diese einstudiert und trainiert werden muss. Pflegt man diese nicht, wird sie versiegen. Hier setzt auch Altruismus an. Altruismus, die Bereitschaft das eigene Leben für jemand anderen zu opfern geht letztlich darauf zurück das man sich von dritten selbiges Verhalten erhofft. Altruismus geht ein sehr kompliziertes Zusammenspiel des Helfersyndroms voraus und muss sich im Verlauf des Lebens, mit wachsender, zu kultivierender Liebe zum Altruismus entwickeln. Ohne Altruismus ist Gemeinschaft kaum möglich. Sieht man von den Bindungskräften ab. Der Zusammenhang zwischen Sexualität und Macht ist wenigstens offensichtlich.
In verschiedenen Jahrhunderten und Jahrtausenden waren die Partnerwahlen sehr unterschiedlicher Natur. Seit dem 13. Jhd. Ist für Europa bekannt das zwar nach Blutsverwandschaft vererbt wurde, die Partnerwahl aber war oft bereits vorgegeben und basierte darauf den Reichtum zu vermehren. Entweder durch zusammenlegen von Länderreien, Geld, Machtverhältnisse oder um Seilschaften in hochgestellten Ämtern zu beeinflussen. Ob fehlende Liebe also ein Motiv sein kann das Menschen asketisch Leben ist damit keinesfalls abzuleiten.

In religiöser Hinsicht wäre jede Form dessen was Gott von Menschen trennen würde eine Form der Sünde. Das dies mit einem evolutionären Überleben nicht vereinbar ist zeigt die Evolution selbst und spaltet damit auf vielfache weise. Doch die religiöse Kultivierung lässt hier eine art hintertür offen. Die Vergebung und die muss man auch annehen können. Hierzu hatte Georg Friedrich Händel einmal beschrieben das der Mensch auf Vergebung angewiesen sei. Was Menschen aber im innersten wirklich antreibt, eine Form intrinsischer Motivation asketisch, also enthaltsam leben zu können oder zu wollen, das werden letztlich betroffene nur selbst wissen oder erahnen können. Die Studie will dem Glauben schenken das Sexlosigkeit ein Ergebnis komplexer Zusammenwirkungen zwischen biologischen und sozialen Faktoren sei. Es kann also auch biologisch angelegt sein. Vielleicht steht aber vielmehr die eigentliche Lebensqualität im Fordergrund und diese zeigt ganz Augenscheinlich erhebliche Defizite.

Die Studie beleght allerdings auch, das sexuelle Befriedigung ganz offensichtlich zu mehr Lebensqualität und mehr Frohsinn beiträgt. Enthaltsamkeit begünstigt ganz offensichtlich zwar die Entwicklung des Intellekts, doch sind Menschen in der Regel meist auch sozial wenig gestützt. Das verwundert wohl kaum, weil der Austausch von Menschen im Menschen angelegt ist, zum anderen bringt man sich durch körperliche Nähe meist auch in Abhängigkeiten. Wer sich zu einem Partner, Partnerin hingezogen fühlt und auf Vertrauen hoffen kann lässt häufig auch Schwächen erkennen und setzt damit mehr Anziehungskraft bei Partner frei die das Bedürfnis haben gebraucht werden zu wollen.

Maßgeblich an der Studie beteiligt waren das Amsterdam University Medical Center (UMC), Niederlande, und die University of Queensland, Australien. Das Forschungsteam analysierte Daten von mehr als 400.000 BritInnen im Alter von 39 bis 73 Jahren. Rund ein Prozent der TeilnehmerInnen gab an, noch nie Sex gehabt zu haben. Diese Gruppe war im Durchschnitt besser ausgebildet, aber auch einsamer, nervöser und unglücklicher als diejenigen mit sexueller Erfahrung.

Die ForscherInnen fanden weiterhin heraus, dass Sexlosigkeit in Gegenden mit größerer sozioökonomischer Einkommensungleichheit häufiger auftrat. Insbesondere bei Männern spielten körperliche Merkmale, wie zum Beispiel Stärke, eine Rolle: Männer, die nie Sex hatten, waren häufiger physisch schwächer und lebten tendenziell in Regionen, in denen es weniger Frauen gab. „Romantische und sexuelle Beziehungen sind oft eine wichtige soziale Stütze. Ihr Fehlen ist für Viele mit Einsamkeit, Angstzuständen, depressiven Gefühlen und vermindertem Wohlbefinden verbunden“, erklärt Co-Erstautorin Laura Wesseldijk vom MPIEA.

Etwa 15 Prozent der Unterschiede in der lebenslangen Sexlosigkeit konnten durch genetische Faktoren erklärt werden. Co-Erstautor Abdel Abdellaoui vom Amsterdam UMC berichtet: „Am auffälligsten ist die Überschneidung mit genetischen Faktoren, die mit Intelligenz, Bildung und neurologischen Entwicklungsstörungen wie Autismus zusammenhängen.“ Die Studie zeigte außerdem, dass Menschen, die nie Sex hatten, seltener Alkohol und Drogen konsumierten und in jungen Jahren häufiger eine Brille trugen. „Wir erkennen hier eine Gruppe von Menschen, die tendenziell sozial eher zurückgezogen lebt und daher häufiger Schwierigkeiten hat, einen Partner zu finden“, kommentiert Co-Seniorautor Brendan Zietsch von der University of Queensland.

Laut Co-Seniorautorin Karin Verweij vom Amsterdam UMC unterstreichen die Ergebnisse, dass Sexlosigkeit das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels zwischen biologischen und sozialen Faktoren ist: „Es geht sicherlich nicht um ‚Jungfräulichkeitsgene‘. Unsere Ergebnisse zeigen, dass sowohl Umwelt, Persönlichkeit als auch Genetik eine Rolle spielen. Die von uns gefundenen Zusammenhänge beweisen zwar nicht direkt Ursache und Wirkung, aber sie zeigen, wie verschiedene Faktoren bei einem Leben ohne Sex zusammenwirken.“

Die ForscherInnen betonen, dass ihre Ergebnisse keine Werturteile enthalten. Manche Menschen entscheiden sich bewusst für ein Leben ohne Sex. Das Team konnte zwar nicht zwischen freiwilliger und unfreiwilliger Jungfräulichkeit unterscheiden, aber die zahlreichen damit zusammenhängenden Faktoren aufzeigen. Damit liefert die Studie neue Erkenntnisse und eröffnet neue Ansatzpunkte für die weitere Forschung – sowohl in Hinblick auf den Zusammenhang zwischen einem Leben ohne Sex und psychischer Gesundheit als auch in Hinblick auf evolutionsbiologische Fragen.

Originalpublikation:

Abdellaoui, A., Wesseldijk, L. W., Gordon, S. D., Pasman, J. A., Smit, D. J. A., Androvičová, R., Martin, N. G., Ullén, F., Mosing, M. A., Zietsch, B. P., & Verweij, K. J. H. (2025). Large-Scale Study Links Sexlessness to Physical, Cognitive, and Personality Traits, Socioecological Factors, and DNA. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 122(38), e2418257122. https://doi.org/10.1073/pnas.2418257122

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Copyright: (Bild: MPI für empirische Ästhetik / F. Bernoully), Jungfräulichkeit im höheren Erwachsenenalter ist auf eine komplexe Mischung aus psychologischen, sozialen und genetischen Faktoren zurückzuführen.


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