Bereitschaft, die Bedürfnisse des Partners wahrzunehmen und darauf einzugehen, ist wesentlicher Faktor für die Zufriedenheit mit einer Beziehung.
Mainz/Germany, 16. Juni 2025. – Der Humanpsychologe Abraham Maslow forderte seinerzeit das reibungslose Abläufe das optimale Maximum sein sollten. Reibungslose Abläufe bezieht die Befriedigung von Bedürfnissen genauso ein wie die Vielfalt an täglichen Herausforderungen, die Auslöser von Konflikten sein können. Werden Bedürfnisse aber unmittelbar befriedigt, kann dem zum Nachteil werden das die Frustrationstoleranz sinkt und Menschen weniger belastbar sind oder werden.
Reizschwellen werden zügiger erreicht. Können Abläufe des täglichen Lebens vereinfacht werden, Abstimmung und Wechselwirkung zwischen den Beziehungspartnern, reduziert sich das Zusammenwirken aus der kommunikativen Sachebene auf die Beziehungsebene. Der Kommunikationspsychologe Paul Watzlawick hat in einem seiner Axiome den Umstand definiert, das wir in Gesprächsverläufen zwangsläufig aus der Sachebene in die Beziehungsebene abgleiten die dann Auslöser dieser Konflikte werden können. Wie es häufig der Fall ist, lässt sich die Belastungsgrenze mittels körperlichem Ausdauertraining erhöhen und hilft nicht nur körperliche zeitliche Belastungen weiter auszudehnen sondern vor allem auch Mental. Das Aushalten von Misständen kann durch die Erhöhung von Belastbarkeit zur Homöostase führen, Wiederherstellung des Gleichgewichts. D.h., es kommt durch die zeitliche Verzögerung zum Ausgleich wenn, wie bei einer Bilanzierung erkennbar wird, das Gegenreaktionen zu einem späteren Zeitpunkt eintreten und die Ausgewogenheit wieder herstellen.
In einer Paarbeziehung kann die Zufriedenheit der Partner im Verlauf von wenigen Tagen und sogar während eines einzelnen Tages deutlichen Schwankungen unterliegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie aus der Psychologie, die sich mit der kurzfristigen Zufriedenheit von Partnern in einer Beziehung befasst. „Diese Schwankungen sind normal. Sie können aber auch auf unerfüllte Bedürfnisse in der Beziehung hinweisen“, sagt die Erstautorin der Studie, Louisa Scheling vom Psychologischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Sie sieht hier einen möglichen Anknüpfungspunkt, um einerseits die Kommunikation über die eigenen Erwartungen und andererseits die Wahrnehmung der Bedürfnisse des Partners zu verbessern – und so zur Verbesserung der Beziehung insgesamt beizutragen. Die Studie wurde federführend an der JGU erstellt und kürzlich im Fachmagazin „Journal of Personality and Social Psychology“ veröffentlicht. Beteiligt waren weiterhin Forschende der Universität Heidelberg, der Brigham Young University in den USA, der Universität Basel und des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA).
Engmaschige Erhebungen für die Erfassung von Beziehungszufriedenheit
Für die meisten Menschen gehören Paarbeziehungen zu den wichtigsten Beziehungen in ihrem Leben. Die Zufriedenheit damit spielt nicht nur für die Beziehung selbst eine große Rolle, sondern beispielsweise auch für die Gesundheit und Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt. Jüngste Entwicklungen zeigen allerdings, dass in westlichen Ländern jede zweite bis dritte Ehe geschieden wird. Die Trennungsraten bei nicht verheirateten Paaren sind sogar noch höher. Auf der Suche nach den Ursachen dafür hat sich die Forschung bislang vor allem auf die Beziehungszufriedenheit im Verlauf von Monaten und Jahren konzentriert. „Wir hingegen haben eine sehr enge zeitliche Perspektive gewählt, um zu sehen, wie zufrieden die Partner mit ihrer Situation im Verlauf von wenigen Tagen oder sogar innerhalb eines Tages sind“, erklärt Louisa Scheling.
Dazu wurden Daten von zwei Einzelstudien mit Paaren ausgewertet, die täglich beziehungsweise mehrmals an einem Tag über ihre Zufriedenheit mit der Beziehung berichtet hatten. An der ersten Erhebung nahmen 593 Paare teil, an der zweiten 150 Paare. Die Auswertung ergab, dass die Partner deutliche Schwankungen in der Beziehungszufriedenheit zeigen – mit stärkeren Schwankungen im Verlauf von mehreren Tagen als während eines einzelnen Tages. Dabei verläuft das Auf und Ab in der Zufriedenheit unter den Partnern relativ synchron.
Beidseitige Wahrnehmung der Bedürfnisse trägt zu Zufriedenheit bei
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben dann verschiedene Einflussfaktoren betrachtet, die sich auf das Ergebnis auswirken könnten, so etwa das Alter oder das Geschlecht, die Dauer der Beziehung oder der Bindungsstil. Tatsächlich erwies sich die wahrgenommene Reaktionsbereitschaft des Partners als ein wesentliches Kriterium, das den Verlauf der Zufriedenheit beeinflusst, aber auch die emotionale Instabilität von Männern hatte einen maßgeblichen Effekt. „Eine verlässliche Wahrnehmung und Erfüllung der Bedürfnisse durch den Partner trägt ganz wesentlich zu einer stabilen Beziehungszufriedenheit im Alltag bei“, fasst Louisa Scheling diesen Teil der Untersuchung zusammen. „Es ist ähnlich wie in einer Eltern-Kind-Beziehung: Wenn die Bedürfnisse beständig erfüllt werden, dann ist auch die Zufriedenheit auf einem hohen Niveau stabil.“
Die festgestellten Schwankungen können auf kurze Sicht auch mit Trennungsabsichten einhergehen, tatsächlich hatten sie aber längerfristig nur einen begrenzten Einfluss auf den Verlauf der Beziehung. „Das wiederum lässt vermuten, dass Schwankungen in der Beziehungszufriedenheit eher die aktuelle Beziehungsdynamik zwischen den Partnern widerspiegeln, als dass sie künftige Entwicklungen vorhersagen“, so Scheling. Insgesamt können die Ergebnisse nach ihrer Einschätzung dazu beitragen, Paare zu unterstützen und beispielsweise im Rahmen einer Therapie zu zeigen, dass eine schwankende Zufriedenheit in der Beziehung weitgehend normal ist, aber auch als Signal für Verbesserungen dienen kann. „Dazu sollten die Partner sich jeweils über ihre Bedürfnisse im Klaren sein und sie auch angemessen formulieren“, erklärt die Psychologin.
Weiterführende Links:
https://www.ppd.psychologie.uni-mainz.de/ – Abteilung für Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik an der JGU
https://presse.uni-mainz.de/wendepunkt-in-der-paarbeziehung-markiert-den-anfang-… – Pressemitteilung „Wendepunkt in der Paarbeziehung markiert den Anfang vom Ende“ (21.03.2025)
https://presse.uni-mainz.de/jugendliche-sind-heutzutage-mit-singleleben-zufriede… – Pressemitteilung „Jugendliche sind heutzutage mit Singleleben zufriedener“ (19.06.2024)
https://presse.uni-mainz.de/neue-emmy-noether-nachwuchsgruppe-nimmt-paarbeziehun… – Pressemitteilung „Neue Emmy Noether-Nachwuchsgruppe nimmt Paarbeziehungen unter die Lupe“ (12.09.2023)
https://presse.uni-mainz.de/studienergebnisse-zur-untersuchung-von-persoenlichke… – Pressemitteilung „Studienergebnisse zur Untersuchung von Persönlichkeitsveränderungen junger Menschen“ (20.02.2017)
Originalpublikation:
L. Scheling et al., Within-person variability and couple synchrony in state relationship satisfaction: Testing predictors and implications, Journal of Personality and Social Psychology, 12. Juni 2025,
DOI: 10.1037/pspp0000559
https://psycnet.apa.org/doiLanding?doi=10.1037%2Fpspp0000559
Bildquelle
© Louisa Scheling. Zwei Paare mit durchschnittlichen (oben) versus starken (unten) Schwankungen in der Beziehungszufriedenheit, gemessen einmal täglich über 14 Tage hinweg
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