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Zeichendeutung

So mancher Mensch glaubt an Zeichen und lässt sich davon auch gerne leiten. Wenn ich eine Sternschnuppe sehe, dann könnte ich damit einen Vorfall in Verbindung bringen den ich für mich als Zeichen deuten möchte. So bsw. wird die Geschichte erzählt, man dürfe sich etwas wünschen, vermutlich – das Universum -wird den Wunsch irgendwann erfüllen. Ich denke man darf hierbei tatsächlich von einer Veredelung der Gedanken sprechen, Sublimierung vom ursprünglichen Gedanken, das die Sternschnuppe das Ankommen des Jesuskindes Prophezeihen sollte. Es würde sich dabei also möglicherweise um ein Zeichen der Wahrheit handeln.

Die Farbe blau steht für alles göttliche. Nicht nur deswegen weil man Gott und Himmel zusammen bringt, sondern wegen der Entstehungsgeschichte der Farbe blau. Dazu später im Verlauf mehr. Man könnte demnach deuten, das der Zeitpunkt einer Entstehung als der Ursprung der Zeichendeutung gilt.

Wenn ich einen Wunsch habe, und dazu neige etwas wirklich haben zu wollen, vielleicht weil ich es schon einmal irgendwo gesehen habe, dann kann ich auch daraus ein Zeichen werden lassen, weil sich dieser Wunsch in mir manifestiert hat. Meist rührt ein solcher Gedanke aus Minderwertigkeit gegenüber dem nicht wissen der Herkunft. Neurotische Menschen neigen dazu vieles auf sich selbst zu beziehen, sich also wie der Psychologe und Kommunikationsforscher Paul Watzlawick einmal gedeutet hat, das Menschen dazu neigen von der Sachebene in die Beziehungsebene abzugleiten.
Menschen die Neurosen z.B. aus Kriegstraumata haben tun diese an bestimmter Stelle relativ häufig. Die meisten Informatiker benennen ihr Netzwerk entweder nach dem Sonnensystem oder aber, wie ich bsw. Server, Workstation 1, WKST2, WKST3, etc.. Eine mir bekannte Person, ebenfalls Informatiker, hat sein Netzwerk aber nach der Familie benannt. In einem solchen Fall überträgt sich der Name des Computers auf den Menschen, weil ich aus dem Ursprung der Entstehung einen verdrängten Wunsch hinterlegt habe. D.h., ich hätte mir vielleicht gewünscht mehr Kontakt zu einem oder auch den anderen Familienmitgliedern zu haben, und habe daher einen Computer aus dem Netzwerk mit dem Namen belegt. Wann immer ich mit dem Computer arbeite, kann es in Schlüsselsituationen zu einer Assoziation kommen. Wenn man Neurosen nicht aufhalten kann, dann verstärken diese sich im Verlauf des Lebens.

Der Ursprung dieser eigens entwickelten Zeichen, die auf Basis von Verdrängung oder Verlusten stammen sind auf die Psychsozialen Modi, die Erik Erikson einmal identifiziert hatte, zurück zu führen. An der Stelle an der menschliche Triebe wachsen wollen, also produktiv werden, werden diese dann umgeleitet wenn man diese verdrängt. Ich möchte also etwas nicht preisgeben, unterdrücke eine bestimmte Handlung, dann drückt diese an anderer Stelle aus. Verdrängungen werden in der Regel von sich selbst nur schwer wahrgenommen. Aber für mein Umfeld sind die Verdrängungen die Sicht auf meine Person. Die Aussenwelt sieht also was ich versuchen heimlich zu halten, was ich mich nicht traue oder ähnlich.


Auf diese Weise kommt es zu diesen Fehlinterpretationen und Zeichendeutung die nicht als Zeichen gedeutet werden können. Auch wenn sie zutreffen würden, sie sind nicht zuverlässig und man kann auf ihnen nichts aufbauen. Aufgrund eines traumatischen Erlebnisses war ich von einem Posttrauma betroffen mit genau dieser Wirkung. Bei Posttraumatischen Belastungsstörungen ist so etwas sehr häufig der Fall. Immer dann wenn ich ein bestimmtes Fahrzeug mit einer bestimmten Farbe gesehen habe, wurde das Trauma aktiviert. Hier ist das Zeichen als zwangsläufig durch ein Trauma hervor gerufen, aber auch hier kann die betroffene Person, wie in meinem Fall nun nicht viel dagegen unternehmen. Meines Wissens muss der Konfliktpartner den Konflikt auflösen, was gewöhnlich nicht bewusst passiert.

Was Zeichen wirklich ausmacht und das man diesen natürlich dann trauen kann wenn es darauf ankommt, das will ich nachfolgend anhand der Darstellung von Gottlob Frege zeigen. Friedrich Ludwig Gottlob Frege (1848 – 1925) war studierter Mathematiker, Physiker, Chemist und Philosoph. Bis zuletzt arbeitete Frege am mathematischen Institut in Jena. Mit Grundgesetze der Arithmetik verfasste er den vielleicht bekanntesten Aufsatz über Sinn und Bedeutung. Frege ist zu Lehrzeiten ein bedeutender Fehler unterlaufen, der in zuletzt die Lehramtstätigkeit gekostet hatte und so kam es zu einem Lebensabend den man Menschen in der regel nicht wünscht. Nach vielem Schaffen überkam ihn das Gefühl nichts besonderes in die Welt gebracht zu haben. Sprich, das Gefühl ein Lebenswerk geschaffen zu haben blieb aus. Etwas das Menschen auch im hohen Alter eine grundanständige Lebenszufriedenheit gibt. In der Regele erreichen Menschen allerdings schon sehr viel durch soziale Engagements. Vor dem Hintergrund seines Hauptwerkes war sich selbst klein zu machen also keineswegs berechtigt.

Im Aufsatz „Über Sinn und Bedeutung“ unterscheidet Frege drei semantische Ebenen sprachlicher Zeichen.

– der intersubjektive Sinn, dieser wird durch das Zeichen ausgedrückt.

– die objektive Bedeutung, die durch das Zeichen bezeichnet wird.

– die subjektive Färbung (des Sinns), die das Mitteilen und Verstehen des Sinns eines Zeichens in Form von psychischen Vorstellungen begleitet.

Das wohl berühmteste Beispiel Freges handelt vom Ausdruck des Morgensterns und Abendsterns. Beide Ausdrücke haben dieselbe Bedeutung. Es handelt sich um den Planeten Venus. Der Sinn der Venus ist beim Morgenstern aber ein anderer als der des Abendsterns. Der Morgenstern ist der Stern der am Morgen noch als letzter Stern am Firmament zu sehen ist. Der Abendstern ist der Stern, der abends als erster Stern zu sehen ist (S. 292, et al. Gabriel, 2024). Der Sinn ist der Inhalt, die Bedeutung kann ich zum Gegenstand meiner sprachlichen Auffassung werden lassen. Der Sinn hat die Nebenbedeutung einer Richtungsangabe, die man hier durchaus mit dem Verlauf des Uhrzeiger“Sinnes“ verbinden kann. Der Sinn gibt Richtung oder den Weg zur Bestimmung der Bedeutung an.

Im klassischen Sprachgebrauch ist das wie mit Taschentuch und dem Markennamen Tempo oder Suchmaschine und googeln. Menschen ist das schlichtweg überwiegend egal, obwohl gerade der Kontext unterschieden werden muss und Sprache an der Stelle grosses Konfliktpotenzial trägt!

Bedeutung ist für Frege dasjenige, worauf sich ein Zeichen bezeichnend bezieht. Daher stellt Frege auch fest, kann sich eine solche Deutung nur auf Eigennamen und Kennzeichnungen beziehen. Komme ich zu meinem Beispiel der Farbe Blau zurück kann diese nur in ihrem Entstehungskontext als Zeichen der Wahrheit gedeutet werden. Blau ist im Zusammenhang mit Himmel und Königen enstanden und bleibt daher in diesem Kontext in dem Masse auch bedeutsam. Jede andere Farbe selbstverständlich ebenfalls in ihrem jeweiligen Kontext.
Eigennamen bezeichnen ihren Gegenstand, Kennzeichnungen beschreiben den Gegenstand. Wer den Namen „Gottlob“ trägt muss keineswegs dem Wunsch des Namensgebers nachkommen und „Gott loben“. Eine Kennzeichnung spricht der Bezeichnung aber die bestimmte Eigenschaft zu.

So wie aus einem Geschlecht die Eigenschaften eines Organismus entwachsen, so entwächst auch jeder Sache eine Sinnbedeutung mit bestimmten Eigenschaften. Jedes etwas auf seinen Sinn und Bedeutung reduziert hat seine Zeichenwirkung.

Ein zweckmässiges Element das für die Fischerei gut wahr, das wird immer in seiner Bedeutung an jedem anderen Kleidungsstück dieses Bewusstsein und das Gefühl von Fischerei hervorbringen und diesen Effekt bezeichnet man vor diesem Hintergrund die Wahrheit.

Sinn und Bedeutung als Wahrheitswerte werden zum Erkenntnisgegenstand dann wenn diese Identitätsaussagen liefern. Am Abendstern-Morgenstern-Beispiel ergibt sich der Erkenntniswert der Identität, der Morgenstern ist der Abendstern dadurch, dass derselbe Gegenstand, die Venus, auf verschiedene Weisen, als Morgenstern und als Abendstern gegeben ist. Der Identitätssatz lautet a=b. A und B haben dieselbe Bedeutung aber drücken einen verschiedenen Sinn aus.

Zeichendeutung liegt sehr nahe an Spiritualität, an diversen Deutungen in und aus der Realität oder der Mythologie, weil deren Ursprung nun mal in der jeweiligen Unausgereiftheit menschlichen Denkens, eines bis zu diesem Zeitpunkt gelernten Gehirns zurück geht.
(Vgl. sich Zeitnehmen macht den Unterschied

http://de.gate-communications.com/neurowissenschaft/sich-zeit-nehmen-macht-den-unterschied-andere-gehirnentwicklung-von-neandertalern-als-von-modernen-menschen/). Was in früherer Zeit noch sehr ungenau war, entspricht heute einer relativ genauen Schärfe. In früheren Zeiten waren Menschen zwangsläufig gefühlsloser, weil die Nervenzellen, die durch Haut und Nervensystem im Gehirn noch längst nicht so repräsentiert waren wie es heute der Fall ist.
Heute sind eine Vielzahl an Nervenzellen, die sich an einem Punkt wie bsw. Finger oder auch der gesamte Fuss befinden nahezu komplett im Gehirn repräsentiert. Es besteht daher schon eine Relativ genaue „Sehschärfe“ auf die Dinge so wie teils intensiven Gefühlswahrnehmungen durch das Taktile Sinnesorgan der Haut.

Die Mytologie zu Blau

Das Ägyptische Blau gilt als das älteste synthetische Pigment der Welt. Die Ägypter kannten den Prozess der Farbsynthese ca. 2500 v. Chr. und waren in der Lage das erste Blau herstellen zu können. Gemahlener Sandstein, Sand und einem Farbstoff namens Lapislazuli wurden erhitzt.
Der Gedanke, die Bedeutung der Farbe ist den Elementen Luft und Wasser entnommen. Im Zusammenhang zwischen diesen Elementen und der Fähigkeit der Ägypter das Blau herstellen zu können war es altägyptischen Göttern wie Amun-Re vorbehalten die damit in blauer Haut dargestellt wurden (Axel Beuther, 2020, S. 199). Die Herkunft dieser Exklusivität und damit den symbolischen Wert liegt in der engen Verbindung zwischen ihrem Fundort, dem heutigen Afghanistan, ihrer Seltenheit und der Tatsache das es mit Wasser und Luft verbunden wurde und daher für das Göttliche steht.

Die Farbe Blau wird damit zum Symbol für himmlisches, göttliches. Die Evolution der Farbe Blau, mit ihrem Sinn und Bedeutung ist gestartet. Seit der Entstehung und Festlegung dieses Werdeganges begann der evolutionäre Feldzug der zur Entwicklungsgeschichte der blauen Farbe zählt. Das Ägyptische Blau findet sich fortan in Tempeldecken, Skulpturen und Sarkophagen die die Götter ins Jenseits begleiteten.

Der Sinn von Blau als Eigennamen ist nach Gottlob Frege das Gegebene. Ihm kommt die Bedeutung zu die Farbigkeit als Eigenschaft zu besitzen.

Die Umstände der damaligen Zeit, Seltenheit und damit Exklusivität, Verbindung über die Elemente Luft und Wasser, Luft und Wasser als Symbolik für Gottheiten, ergeben Sinn und Bedeutung und damit einen Erkenntnisgewinn, eine kognitive Information.
Nach Freges Darstellung der Aussage a = a, Blau = Blau, kommt dem Eigennamen und damit dem Sinn keine weitere Bedeutung zu. Erst durch die Verbindung Blau = Himmel und Wasser wird der Sache eine Bedeutung beigemessen und wird dadurch zur Symbolik.

Wo und wann immer die Farbe auftaucht gelten die Zeichen, Symbole ihrer Entstehungszeit. Als Symbol wird eine Sache damit auch zeitlos.

Die Endlose Weite der Farbe öffnet Räume und ist vertrauensspendend, was wir ebenfalls mit göttlicher Vorstellung in Verbindung bringen. Im weiteren kann der Farbe Blau durch weitere Merkmale weitere Bedeutung zugesprochen werden. Und weil es zu jedem Element ein Gegenelement gibt, gilt neben der Vertrautheit der Farbe auch der Missbrauch.

Quellen:
Frege, Gottlob, Über Sinn und Bedeutung, Hrsg. Uwe Voigt, Reclam Universal-Bibliothek, Ditzingen, 2021

Gabriel, Gottfried, Grundprobleme der Philosophie in geschichtlicher Entwicklung, UTB-Verlag, 2024, Brill Deutschland GmbH Paderborn

Buether, Axel; Die geheimnissvolle Macht der Farben, Wie sie unser Verhalten und Empfindungen beeinflussen; Droemer Verlag 2020

Sich Zeitnehmen macht den Unterschied, 2022
(http://de.gate-communications.com/neurowissenschaft/sich-zeit-nehmen-macht-den-unterschied-andere-gehirnentwicklung-von-neandertalern-als-von-modernen-menschen/)

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