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Produktivität des Menschen und seine Org-Modi

„Und wir benötigen Lust, um uns auf diese Weise zum Ausdruck bringen zu wollen“. Mit diesen Worten beschreibt Erikson die progressive, also wachsende Produktivität des Menschen. Diese sogenannten Orgmodi umfassend den Modus der Einverleibung, Zurückhaltung, Ausscheidung, Eindringen und Umschließen (Vgl. Erikson, 1988, S. 39). Erikson stellt heraus, dass man von einer Gesellschaft erwarten muss, die Art verlängerter Kindheit des Menschen weiter zu fördern und auszubauen (Vgl. Erikson, 1988, S. 35).
Die Entwicklung der menschlichen – natürlichen und biologischen Intelligenz, die letztlich in der Künstlichen Intelligenz zum Ausdruck kommen soll, macht das Verständnis des Menschen um die Fähigkeit seiner wachsenden Produktivität erforderlich.

Um die von Erik Homburger Erikson erforschten und genannten Orgmodi produktiv zu nutzen, deren Bedeutung ist sowohl Kommunikationsschnittstellen wie bsw. zur Nutzung von Schwarmintelligenz, sozialem Handeln, Mensch-Maschine-Schnittstellen etc. als auch der Ausbildung und Entwicklung des Menschen als produktives Wesen, ist körperliche Energie erforderlich.

Wilhelm Reich hat seinerzeit erforscht, das sich Energie aus der Potenz von zwei sich liebenden Menschen ergibt (S. 76, Reich, 2019). Das ist vermutlich nicht ernsthaft neu, aber vielleicht erneut einmal deutlich gemacht. Die Energie ergibt sich aus der orgastischen gegenseitigen Potenz. Liebende Menschen produzieren Energie. Wilhelm Reich war seinerzeit und bis zu seinem Tode davon überzeugt, das die Unterdrückung der sexuellen Triebkräfte ein krankhaftes komplexes Gebilde mit sich bringt, das sich in Form von Karzinomen äußern würde (S. 77, Reich, 2019). Obwohl Sigmund Freud mit seinen Meinungen häufig alleine war und viele Gegner hatte, auch seine Forschungen zeigten eindeutige Krankheitsverläufe, die sich aus der Unterdrückung der Triebe zeigen ließen. Allem voran geht die Entstehung von Neurosen darauf hin zurück (S. 15, Freud, 2012).

Im gleichen Masse wie sich der Umgang, der liebenden mit der Sexualität ergibt, erfolgen auch die Vorgänge, die durch die Orgmodi zustande kommen.
Epigenese, aus dem griechischen epigenesis für nachträgliche Entstehung meint aus biologischer Perspektive die Entwicklung eines Organismus aus einer Eizelle. Vielmehr die Neuentstehung von Struktur aus einer Eizelle. Später in weiteren Schritten jeweils die Organe und ihre Triebentwicklungen. Diesen Vorgang bezeichnet man auch als organismisches Prinzip des Menschen. Das organismisches Wachstum des Menschen ist also eine Art Wechselwirkung zwischen psycho-sozialer Organisationsstruktur als auch psycho-sexueller Organisationsstruktur.

Wechselwirkung


Unter psychosozial versteht man die Entwicklungsstufen des Menschen. Jedes Stadium hat im Kern einen Kernkonflikt, mit dem sich der Mensch auseinandersetzt. Im besten Fall setzt sich das erforderliche Stadium durch. Alle Stadien zusammen fertig ausgebildet und entwickelt, bilden die gesamte Reife des Menschen ab.
In der Regel liegen immer Störungen vor, weil hierin auch das Potenzial der Persönlichkeitsentfaltung liegt!
Beispiel:
Wenn du als kleines Kind an der Brust der Mutter hängst, dann ist die Wahrscheinlichkeit gross das du ein Ur-Vertrauen hast. Liegen hier Störungen vor, wie etwa die Brust der Mutter nicht zu wollen oder die Mutter weigert sich innerlich das Kind stillen zu wollen, dann liegt auf einer der beiden Seiten ein dominierendes Ur-Misstrauen vor. Dieses bleibt so lange bestehen, bis der innere Konflikt beendet werden kann. Schlimmstenfalls scheidet man damit wieder aus dem Leben und überträgt es ans nächste Leben. Ziel ist immer, die positive Seite durchgängig stabil zu bekommen, solange man sich in der Konfliktphase befindet. Identitätsdiffusion hat man oft aus Kriegen, aus Überangepasstheit, wenn ich mir bsw. die Identität eines anderen Menschen zu eigen mache und mir darüber nicht bewusst bin. Erlebt man heute häufig in social media, parasoziale Beziehungen (http://de.gate-communications.com/lexikon/#Parasoziale%20Beziehungen)

Unter psycho-sozial (Innere Kern-Konflikte) werden verstanden,

Ur-Vertrauen vs. Ur-Misstrauen, (ca. 0-1 Jährig)
Autonomie vs. Scham, Zweifel, (ca. 1-2 Jahr)
Initiative vs. Schuldgefühl,
Regsamkeit oder Werksinn vs. Minderwertigkeit,
Identität vs. Identitätskonfusion (Diffusion),
Intimität vs. Isolierung,
Genkreativität (Generativität) vs. Stagnation,
Integrität vs. Verzweiflung.

Unter psycho-sexuell versteht man


Während der drei, zeitlich abgegrenzten psychosexuellen Phasen im Entwicklungsstadium eines Menschen, Anal, Oral und Genital, werden die psychosexuellen Triebkräfte des Menschen entwickelt (sie werden Teil der Orgmodi).

Das Wachstum des Menschen und seiner Organe, allem voran auch die Reife des Gehirns sind seine Produktivität. Wie intensiv diese Produktivität ist, wie oben erwähnt Teil der Wechselwirkung und damit der Umgang des Menschen, der Paare mit den sexuellen Triebkräften. Sigmund Freud, Erik Homburger Erikson als auch Wilhelm Reich wussten, das Ziel der Partialtriebe, das sind ausschließlich die Triebe aus den Sexualorganen haben das Ziel die Organe zu Entwickeln. Wenn dich also die Triebe packen, dann weist du, die Organe und dein Gehirn wollen wachsen!
Das Endziel, und dazu konnte ich bislang noch keine Studien oder Forschungsergebnisse finden ist die Entwicklung des Gehirns. Beim Gehirn ist noch zusagen, es explodiert nicht wenn man Wissen aufnimmt. Der Globus Erde wird auch nicht grösser weil Wissen zu nimmt. Das bedeutet, beide verdichten. Engmaschigere Vernetzungen, kurze Wege, etc.. entstehen.
Zum einen beschreibt als einziger Wilhelm Reich diesen Vorgang durchaus sehr genau, wie das Gehirn durch die Sexualtriebe zum Wachstum kommt, zum anderen habe ich mit der Verfolgung der Neurowissenschaften seit meiner ersten Ausbildung in den 1990er Jahren mehrfach von der Entstehung des Gehirns und seiner Reife gelesen das nur eine Schlussfolgerung zulässt (S. 86, Reich, 2019). Das Gehirn entsteht aus einem weiblichen und männlichen Geschlecht. Unter Berücksichtigung der Umwelt und Materie können wir als geborener Mensch nicht mehr sehen als durch die Erzeugenden (Liebenden, Gene) ins Leben gegeben. Auch das ist weit mehr als naheliegend, vielleicht muss man sich aber bewusst machen welche Konsequenz das bedeutet. Es bedeutet unter anderem sich ein Leben lang mit fremdem Terrain bekannt zu machen. Und es macht deutlich weshalb Erich Fromm deutlich macht sich bei narzisstischen Anfällen in Objektivismus zu trainieren.

Die Wechselwirkung ist also ein Hochschaukeln der der Potenz innerhalb der Libido und der Psycho-sozialen Organisation mit dem Endziel der Entwicklung der Organe, damit Verbunden der Produktivität des Menschen. Die Einflüsse des Lebens und die intellektuelle Beeinflussung des seelischen Apparates bringen ihren Teil der Sublimierungsfähigkeit hinzu, passiert dann, wenn das ursprüngliche Ziel verschoben wurde → Reizverschiebung! (S. 19, Freud, 2009).

Notwendigkeit der Erziehung – Autoerotismus und Introspektion


Die Fähigkeit sich selbst beobachten und reflektieren zu können wird Introspektion genannt und ist eine der drei möglichen Identitätsstufen.
Die Autoerotik beschreibt die Fähigkeit des Menschen, sein Wachstum so zu steuern, das seine Organe sich erfolgreich entwickeln können (S. 19, Freud, 2009). Autoerotik fällt im besten Falle mit der Fähigkeit zur Selbstreflexion und damit der Fähigkeit sich selbst beobachten, Steuern und selbst, oder im Falle der Erziehung von Kindern, erziehen zu können zusammen.
Wenn du konzentriert bei der Sache bist und arbeitest, deiner Freizeit nachgehst oder sonstiges was man in konzentriertheit vielleicht tut, dann kommst du in den Genus dich selbst erleben zu dürfen ( – Oder dich ertragen zu müssen).

Dieses Dreigespann ist immer an der Grenze des Narzissmus. Denn die Autoerotik an sich selbst ist im Grunde die Beobachtung, das zu lieben, was durch einen produziert wird, oder durch einen entsteht – „Wir heißen dieses Stadium das des Autoerotismus und weisen der Erziehung die Aufgabe, es einzuschränken zu, weil das Verweilen bei demselben den Sexualtrieb für später unbeherrschbar und unverwertbar machen würde (Zitat, S. 19, Freud 2009).
Die Entwicklung des Sexualtriebes geht ohne Einschränkung durch Erziehung vom Autoerotismus zur Objektliebe über (S. 19, Freud 2009). Objektliebe meint Sätze wie, „… wann immer ich ein Fahrzeug sehe, regt sich meine Libido…“, „..wann immer ich eine grüße Wiese sehe, regt sich meine Libido…“. Diese Formen der Reizverschiebungen rühren aus dem Mangel die Orgmodi richtig und zielgerichtet zum Einsatz zu bringen. Das konzentrierte Einsatz durch Erziehung trägt zur Steigerung der Energie, Potenz bei, während die Unterdrückung Krankheiten hervorruft. Das richtige Mass trägt zur Steigerung der Spannung bei, Erziehung könnte dahingehend auch erotisierend wirken.




Quellen:

Erikson, Erik Homburger; Identität und Lebenszyklus, Identity and the Life Cycle, 1959
Erste Auflage 1973, Suhrkamp Verlag

Freud, Sigmund, Studienausgabe Band IX, Fragen der Gesellschaft, Ursprünge der Religion, (Die Kultur der Sexualmoral und die moderne Nervosität, 1908), S. Fischer Verlag, 2009


Freud, Sigmund, Studienausgabe V, Sexualleben, (Die Sexualität in der Ätiologie der Neurosen, 1898), S. Fischer Verlag, 2012

Reich, Wilhelm; Die Entdeckung des Orgons, Band I Die Funktion des Orgasmus, Sexualökonomische Grundprobleme der biologischen Energie, Kiepenheuer & Witsch, 11. Auflage 2019.

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