Welchen Einfluss das Selbstwertgefühl auf die sexuelle Zufriedenheit von Menschen hat, das zeigt eine aktuelle Langzeitstudie der Universität Zürich und Utrecht. Die Studie ist repräsentativ, erfolgte über einen Zeitraum von 12 Jahren und wurde unter 11000 Teilnehmern durchgeführt. Die Forscher erkannten eine dynamische Wechselwirkung zwischen Selbstwertgefühl und sexueller Zufriedenheit. Die Ergebnisse geben Impulse für Massnahmen zur Verbesserung des sexuellen Wohlbefindens.
Zürich, 25. September, 2024. Als Selbstwertgefühl bezeichnet man das subjektive Gefühl über den eigenen Wert. Das dauerhafte nachsinnieren über sich selbst und daraus Beurteilungen vorzunehmen ist bereits Bestandteil. Bleiben menschliche Bedürfnisse unerfüllt oder unbefriedigt, führt dies bereits zu Frustrationen und damit zur Selbstkritik, mit der Menschen ganz unterschiedlich umgehen. Sexualität ist ein Grundbedürfnis und essenziell für Gemeinschaftsbildung. Auch Bindungen zwischen Menschen sind ein Grundbedürfnis und maßgeblich oder besser beschrieben als Sinnstiftend, was für das eigene Wesen ebenso essenziell und existenziell von großer Bedeutung ist.
Bislang gingen Theorien davon aus, das Menschen mit einem höheren Selbstwertgefühl gewöhnlich auch befriedigendere sexuelle Beziehungen haben und das sich beides gegenseitig beeinflusst.
Die Langzeitstudie betrachtet nun erstmalig die Wechselwirkung in Bezug auf den Zeitraum. «Menschen mit einem höheren Selbstwertgefühl neigen dazu, nicht nur häufiger sexuell aktiv zu sein, sondern auch eine größere Zufriedenheit mit ihren sexuellen Erlebnissen zu empfinden», erklären die Autorinnen Elisa Weber und Wiebke Bleidorn vom Psychologischen Institut der UZH.
Mit dieser vorhandenen sexuellen Zufriedenheit geht auch eine Veränderung des Selbstwertgefühls einher. Die Steigerung des Selbstwertgefühls wiederum wirkt auf die Zufriedenheit durch die sexuellen Ereignisse. Diese intraindividuelle Wechselwirkung zeigt, dass sich Selbstwertgefühl und sexuelle Zufriedenheit gegenseitig beeinflussen können.
Betrachtet man Selbstwert als eine Art soziales Messinstrument, wird daran messbar, wie wir uns in unseren Beziehungen zu anderen Menschen akzeptiert und wertgeschätzt empfinden. Es wird daher schnell deutlich, das Menschen die Dinge tun, um anderen zu gefallen, ein geringeres Selbstwertgefühl aufweisen. Man ist dabei weniger bei sich und begünstigt das eigene Ungleichgewicht. Das Selbstwertgefühl lässt sich durch Positive Erfahrungen in sozialen und intimen Beziehungen steigern.
Soziale Ablehnung oder negative Erfahrungen führen zu Frustration und damit einer gedanklichen, mentalen Abwärtsspirale. An der Stelle ist es wichtig zu wissen, dass ein Milieu von Menschen, bei denen ich lebe, für mich der Auslöser für diese Ablehnungen sein können und es ratsam ist sich in gesündere Milieus zu begeben. Auch das häufig vorkommende Phänomen ein subjektiv ungewollter Mensch zu sein kann das Gefühl nach Ablehnung verstärken und auf das Selbstwertgefühl drücken. Negative Erfahrungen sind daher ein Warnsignal und wirken langfristig auf das Selbstwertgefühl. Durch die anhaltenden gesellschaftlichen Veränderungen dürfte sich dieses Problem in der Zukunft noch verstärken.
Kommunikation ist grundsätzlich ein Mittel das wesentlich zum Auslöser und Entscheider für Polarisierungen gegenüber dem eigenen Wert werden kann. Menschen mit einem höheren Selbstwertgefühl sind laut der Studie möglicherweise besser darin, ihre Wünsche und Präferenzen gegenüber intimen PartnerInnen zu kommunizieren. Dies wirke sich langfristig positiv auf ein höheres sexuelles Wohlbefinden aus.
Grundsätzlich wird man mit Unterstützung der Studie behaupten können, Sexualität ist im Mindestmaß für die Fortpflanzung von Menschen erheblich und steht damit in einem klaren Zusammenhang zur Persönlichkeitsentwicklung, bzw. Entfaltung. Wie ich bemüht bin mich zu entwickeln, entwickelt oder entfaltet sich auch mein Umfeld, auf meine Veränderungen und wirkt damit auf die Entwicklung meines Wohlbefindens, meiner Attraktivität.
Die Zusammenhänge sind bei Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Manche Menschen kommen besser alleine zurecht, andere sind sehr stark von funktionierenden Beziehungen abhängig. Alter und Geschlecht spielen eine Rolle, wie die Studie ebenfalls deutlich macht.
«Die Beantwortung dieser Fragen ist von immenser Bedeutung», ordnet Wiebke Bleidorn die Studie ein. «unsere Ergebnisse zeigen, dass das Selbstwertgefühl eine wichtige Rolle für unsere sexuelle Zufriedenheit spielt, insbesondere im Hinblick auf das sexuelle Wohlbefinden. Gleichzeitig können Veränderungen im sexuellen Wohlbefinden auch zu Veränderungen des Selbstwertgefühls führen. Die Ergebnisse dieser Studie tragen dazu bei, das komplexe Zusammenspiel von Selbstwertgefühl und sexueller Erfahrung besser zu verstehen und liefern wichtige Impulse für zukünftige Forschung auf diesem Gebiet», so die Autorin.
Originalpublikation:
Weber, E., Hopwood, C. J., Denissen, J. J. A., & Bleidorn, W. (2024). Self-Esteem and Sexual Experiences. Personality and Social Psychology Bulletin, 18 September 2024. DOI: 10.1177/01461672241257355
Weitere Informationen:
https://www.news.uzh.ch/de/articles/media/2024/Selbstwert.html Zur Medienmitteilung
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