Informatiker Marc Teyssier mit der anthropomorphen Kamera „Eyecam“. Thorsten Mohr Universität des Saarlandes

Das Auge, allgegenwärtig

Saarbrücken, 13.April 2021. Design ist weiblich und dem gehört die Zukunft. So hatte es bereits eine der größten Werbeagenturen der Welt, Grey aus Düsseldorf in einer Studie im Jahr 2010 prognostiziert. Ob wir Sympathie oder Antipathie für etwas empfinden, entscheidet darüber wohin wir uns bewegen, welche Produkte wir erwerben wollen, was uns anzieht oder was uns abstößt. Der Ursprung des Applefons liegt in der Motivation des Unternehmens Apple, im Design. Geschaffen für die Designerbranche, gemacht für die Werbeindustrie. Wir erinnern uns an den Macintosh. Während der Konkurrent aus Asien üblicherweise technologisiert erscheint, wie es sich für die Ursprünge aus Taiwan, China oder Japan eben gehört.

Wenn wir gelernt haben, das ein Auge nur die Fähigkeit des Sehens besitzt und der Rest von der internen Vernetzung im Gehirn abhängt, dann wird es an der Zeit sein, sich darum zu bemühen herauszufinden wie das Auge eigentlich funktioniert. Wir machen einen Sprung und sind bei der Miniatur angekommen. Ganz im Sinne der Wechselwirkung ist Technologie heute so klein, das wir in eine neue Evolution des Denkens übergehen und uns bewusst machen, nichts wird im verborgenen Bleiben, alles wird sichtbar. Einst war es der Spiegel, oder zumindest etwas das uns spiegelte, der in Zeiten der Renaissance dafür Sorge trugt, dass wir unser Denken verändert haben und sahen, wer wir selbst sind. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, da waren noch vor wenigen Jahren die Selfies, oder wie das heißt. Jedenfalls konnten wir uns endlich selbst darstellen und jetzt wird uns die Technologie das Fürchten lehren. Wir wurden, wir waren erkannt worden, so würde es das erste Testament der Bibel beschreiben.

Der Weg wird frei für die Erkenntnis, wir müssen schuften, wir fallen aus dem Paradies und müssen die neue Welt erkunden. Geboren in eine neue Welt, keine Ahnung was uns da erwarten wird. Ehrlich, was wird uns erwarten? Was kein Auge je gesehen hat, kein Ohr gehört und kein Mund geredet, vor uns liegt die Künstliche Intelligenz, die uns als Zeichen des Ebenbildes gegeben sein wird. Wir spiegeln uns selbst und das menschliche Auge, technologisiert, im Kleinformat macht uns das deutlich. Von neuem geboren, die Pandemie die uns mit ihren Mutanten die Beschleunigung lehrt. Wir rennen ihr hinterher, die Politik lernt das erste Mal selbst die Produktion der Gesetze hochzufahren und schneller zu denken. Wer hätte das je erwartet! Und wenn wir eines Tages fertig sind mit Streit um Datenschutz, Privatsphären und was noch alles sein und kommen wird, dann werden wir erkennen, dass wir von Urzeiten her schon längst erkannt wurden und so Splitterfasernackt, Kleidung ist da lediglich ein Schutzanzug vor Kälte, mechanischer Beschädigung und wahrheitsgetreues Element zwischenmenschlicher Kommunikation. Ziehen wir uns vorsichtshalber warm an.

Originalpublikation:

Die Originalpublikation unter dem Titel „Eyecam: Revealing Relations between Humans and Sensing Devices through an Anthropomorphic Webcam“ wurde von der weltweit größten Konferenz im Bereich Mensch-Maschine-Interaktion akzeptiert. Im Mai wird sie auf der 32. „ACM Conference on Human Factors in Computing Systems (CHI)“ in Yokohama (Japan) veröffentlicht, Neben Marc Teyssier und Marion Koelle waren Paul Strohmeier, Bruno Fruchard und Professor Jürgen Steimle, allesamt Universität des Saarlandes, an dem Projekt beteiligt. Eine Preprint-PDF-Version des Papers ist zu finden unter:

https://hci.cs.uni-saarland.de/wp-content/uploads/projects/critical_design/eyecam/teyssier_chi21_eyecam.pdf


Weitere Informationen:

https://hci.cs.uni-saarland.de/projects/eyecam/
https://marcteyssier.com/projects/eyecam/ – Videodemonstration
https://chi2021.acm.org/
https://erc.europa.eu/projects-figures/stories/tech-filled-tattoos-interact-surr…
https://www.uni-saarland.de/universitaet/aktuell/artikel/nr/23327.html 

Bildquellen:

Informatiker Marc Teyssier mit der anthropomorphen Kamera „Eyecam“.
Thorsten Mohr
Universität des Saarlandes

Informatikerin Marion Koelle mit der dem menschlichen Auge nachempfundenen Kamera „Eyecam“.
Thorsten Mohr
Universität des Saarlandes


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