Besseres Verständnis des Systems Erde


Die Einparkhilfe am Auto, der Bewegungsmelder einer Außenbeleuchtung, die Lichtschranke am Aufzug – das sind nur drei der meist bekannten, im alltäglichen Leben gebrauchten Sensoren. Doch der spannende Bereich der Sensorsysteme/Sensorforschung umfasst noch vieles mehr.

Siegen/Germany, 24. November 2008. Multisensorsysteme spielen mittlerweile in industriellen sowie in alltäglichen Bereichen eine immer größere Rolle: In der Hausautomatisierung, wenn der Herd erkennt, ob auf der Platte ein Kochtopf steht oder die Hand eines Kindes liegt, der Staubsauger, der alleine und selbständig Staub beseitigt, um nur einige Beispiele zu nennen. In der Medizin können z. B. Langzeit-EKGs, statt mit Hilfe eines umständlich herumzutragenden Messkoffers nun mit einem EKG-Shirt, wo die Sensoren in das Textilstück eingearbeitet sind, durchgeführt werden, Sensor- und Assistenzsysteme unterstützen Chirurgen bei anspruchsvollen Operationen, in Abfüllanlagen werden Füllstände gemessen, überprüft und korrigiert. Flugzeug- und satellitenbasierte Ortungs- und Explorationssysteme leisten nicht nur in kleinen, handlichen Navigationssystemen wertvolle Hilfe im praktischen Alltag, sie liefern in Krisen und bei Katastrophen unverzichtbare Informationen für ein effektives Krisen- und Katastrophenmanagement zur Koordinierung von Rettungs- und Hilfsmaßnahmen.

Im Rahmen des neuen Programms „Forschungsschulen“ des Landes Nordrhein-Westfalen, welches sich an der Exzellenzinitiative orientiert, ist an der Universität Siegen am vergangenen Freitag die Forschungsschule „Multi Modal Sensor Systems for Environmental Exploration and Safety (MOSES)“ eröffnet worden.

Das Forschungs- und Ausbildungsprogramm für hochqualifizierte Doktoranden wird von 4 Netzwerkpartnern getragen:
– Zentrum für Sensorsysteme (ZESS), Universität Siegen (federführend)
– Forschungszentrum für Multidisziplinäre Analysen und Angewandte Systemoptimierung (FOMAAS), Universität Siegen
– Forschungsinstitut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik (FHR) der
Forschungsgesellschaft für Angewandte Naturwissenschaften (FGAN) in Werthhoven-Wachtberg
– Forschungsinstitut für Kommunikation, Information und Ergonomie (FKIE) der FGAN.
Ergänzt werden soll das Konsortium durch eine Beteiligung namhafter Industriefirmen, wie Daimler, EADS, Astrium, PMDTec (Audi).

Das Forschungs- und Ausbildungskonzept wurde unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Otmar Loffeld von den Netzwerkpartnern erarbeitet; es greift Elemente des bewährten, ebenfalls im ZESS angesiedelten Internationalen Promotionsprogramm (IPP) „Multi Sensorics“ auf, welches mit Förderung durch den DAAD und der Universität Siegen bereits 2002 aufgebaut wurde. Das Konzept der neuen Forschungsschule wurde durch eine unabhängige Expertenjury im Auftrag des Ministeriums für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie (MIWFT) begutachtet und zur Förderung vorgeschlagen.
Das wissenschaftliche Programm der Forschungsschule basiert auf den sehr erfolgreichen Arbeiten der Netzwerkpartner auf den Gebieten der 2D/3D Entfernungsmesstechnik mit der Photonic Mixer Device (PMD) Technologie, der Fernerkundung mit Hilfe mono- und bistatischer Synthetic Aperture Systeme (SAR), der TeraHertz Sensorik und -bildgebung sowie der GPS- und Navigationssysteme, der Sensornetzwerke und der Multi Sensor Informationsgewinnung durch Datenfusion. Auf allen diesen Gebieten können die Netzwerkpartner namhafte Großforschungsvorhaben, internationale Kooperationen und international anerkannte Forschungserfolge vorweisen.
Ihre thematische Verbindung finden die Forschungsschwerpunkte in der Umweltbeobachtung („Environmental“) und in der Erkundung („Exploration“) unbekannter Szenarien sowie in dem Querschnittsgebiet der Sicherheitsforschung („Safety“).

Die Erde ist ein komplexes System mit vielfachen und verschiedenartigen Rückkopplungen: Soziale und ökonomische Entwicklungen einerseits, Umwelt und Ökologie andererseits bilden ein fragiles Spannungsfeld, in dem soziale und wirtschaftliche Bereiche mit Umweltbelangen auf verschiedenste Weise verbunden sind. Im Zusammenhang mit rapiden Veränderungen unseres Planeten wie Bevölkerungswachstum, zunehmender Industrialisierung, steigendem Ressourcen-verbrauch, häufigeren Naturkatastrophen, und angesichts der steigenden Anzahl von sich gegenseitig und die Umwelt beeinflussenden komplexen Systemen behandelt MOSES durch die Entwicklung von Sensorik und Sensorsignalverarbeitung das immer bedeutsamer werdende Problem der wissenschaftlichen und technologischen Beobachtung und Überwachung der Umwelt, um Wissenschaftlern tieferen Einblick und ein besseres Verständnis des Systems Erde zu ermöglichen sowie Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft differenzierte Informationen zur Verfügung stellen zu können.

MOSES verbindet wissenschaftliche Forschung auf höchstem Niveau mit exzellenten Bedingungen für die Doktorandenausbildung. Die Mitarbeit und Mitgestaltung der Forschung im Bereich der Umweltbeobachtung und -erkundung eröffnet jungen Nachwuchsforschern aus allen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen ein interessantes Betätigungsfeld mit attraktiven Karrieremöglichkeiten.


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