Teilzeit

Teilzeit verliert, Zeitsouveränität gewinnt Beschäftigte wollen flexible Arbeitszeiten


Stellen mit hoher Flexibilität, was den Umfang und die Lage der täglichen Arbeitszeit angeht, als auch mehr Familienfreundlichkeit, stehen bei Frauen und Männer hoch im Kurs. Nur Teilzeit ist offensichtlich weniger beliebt.

Gütersloh, 05.September 2024. Frauen sind die mit einer Erwerbstätigenquote von knapp 78 Prozent auf den ersten Blick gut in den deutschen Arbeitsmarkt integriert. Fast die Hälfte, ca. 48% der Frauen arbeiten in Teilzeit, was diese aber gar nicht so attraktiv finden. Die Bertelsmann Stiftung hat hierzu eine repräsentative Umfrage bei 2500 Frauen und Männern drchgeführt.
Präferiert werden, unabhängig mit oder ohne Kind der befragten, sowohl Arbeitsplätze die flexible Stundenzahlen bieten als auch in variabler Länge der täglichen Arbeitszeit.

Die klassische Vollzeitstelle ist nicht erste Wahl – mehr Flexibilität gewünscht

Die Ergebnisse der differenzierten Befragung ergaben, „Hier deutet sich an: Paare wollen heutzutage Erwerbs- und Sorgearbeit anders aufteilen. Dazu müssen sie Arbeitszeiten flexibler an ihre Bedürfnisse anpassen können“, betont Michaela Hermann, Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann Stiftung.

Von der Teilzeitfalle zur Zeitsouveränität

Doch auch klassische Teilzeitstellen sind für viele Frauen keine Alternative. „Reine Teilzeit ist ganz offensichtlich keine Präferenz, auch nicht bei Müttern“, erklärt Luisa Kunze, Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann Stiftung. „Mütter können aufgrund stereotyper Aufgabenverteilung in der Partnerschaft nach dem Wiedereinstieg ins Berufsleben oft nur Teilzeit arbeiten. Wenn sie ihre Arbeitszeit nicht flexibler aufstocken können, stecken sie in der Teilzeitfalle fest. Viele bleiben bei einem geringen Stundenumfang, berufliche Karrieren brechen ab und Potenziale gehen verloren.“

Flexible Lage der täglichen Arbeitszeit gewünscht

Auch vollständig flexible Arbeitszeiten ohne feste Kernzeiten stehen hoch im Kurs. 45 Prozent aller befragten Frauen und Männer zeigen viel Sympathie für ein solches Arbeitszeitmodell. „Flexible Arbeitszeiten bieten die Chance, Berufliches und Privates besser miteinander zu vereinbaren“, erläutert Michaela Hermann. „Diese Flexibilität schafft mehr Räume, auf dem Arbeitsmarkt aktiv zu sein. Mitarbeiterorientierte flexible Arbeitszeitmodelle nützen so auch den Arbeitgebern.“

Familienfreundlichkeit macht Stellenangebote attraktiver

Mit dem Thema Familienfreundlichkeit können Arbeitgeber in Zeiten des Fachkräftemangels besonders gut punkten. Viel Gegenliebe bei Männern und Frauen (35,6 bis 42,4 Prozent) findet die finanzielle Unterstützung des Arbeitgebers bei Kinderbetreuung und Betreuungsmöglichkeiten in der Nähe der Arbeitsstelle.

Im Schichtdienst zählt Verlässlichkeit – bei Kinderbetreuung und geregelten Arbeitszeiten

Aufgaben in Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren, ist insbesondere für Beschäftigte im Schichtdienst eine Herausforderung. Mit 46,7 Prozent legen deutlich mehr Beschäftigte im Schichtdienst größten Wert auf geregelte Arbeitszeiten, der Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten spielt hier nur eine geringe Rolle.

Zusatzinformationen:
Die Studie ist der erste Teil einer Veröffentlichungsreihe des Projekts „Spannungsfeld Vereinbarkeit: Onlinebefragung zur Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit im Paarkontext“, das das Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführt hat. Die Datengrundlage bildet eine Onlinebefragung von 2.523 Frauen und Männern im erwerbsfähigen Alter (18-65 Jahre). Die Befragung wurde zwischen dem 19.12.2023 und dem 19.1.2024 vom Umfragezentrum Bonn und einem Online-Access-Panel mit Incentivierung von bilendi durchgeführt. Sie wurde im Rahmen der ESOMAR-Richtlinie durchgeführt, das für die Erhebung genutzte Panel ist nach ISO 20252:2019 zertifiziert.



Weitere Informationen:

http://www.bertelsmann-stiftung.de


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